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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Eingang versperrt – die Torgarde senkte die Speere überkreuz, um den Boten abzuhalten. »Was ist dein Begehr dort drinnen?«
    »Ich überbringe eine Botschaft«, antwortete der Mann. Er warf Kapuze und Umhang zurück, sodass man sehen konnte, dass er keinen Schwertgurt trug – in der Tat hatte er keine Waffen bei sich, abgesehen von einem kleinen Dolch in seinem Stiefel. Jetzt bückte er sich, holte ihn heraus und gab ihn dem nächsten Wachsoldaten. Dieser wog ihn in der linken Hand. »Und deine Botschaft?«
    »Das hier«, sagte der Mann und holte aus einem Beutel am Gürtel das Seidenpaket.
    »Was ist damit?«
    »Ich muss es der Königin übergeben.«
    Der eine Gardesoldat zog misstrauisch eine Braue empor. »Ach ja? Und dann?«
    »Dann sicheres Geleit für meinen Herrn, der mit ihr sprechen möchte.«
    »Und wer ist dein Herr?«
    »Das zu sagen, ist mir nicht erlaubt«, erklärte der Bote mit kühler Würde.
    Der Soldat musterte ihn durch verengte Augen. »Aus dem Süden, dem Akzent nach«, sagte er. »Ebenso die Hautfarbe. Was willst du so weit im Norden?«
    »Das ist allein Sache meines Herrn«, sagte der Bote. »Bitte, die Botschaft.«
    »Also, ich weiß nicht«, meinte der Wachsoldat und schaute seinen Kameraden an. »Ich bin nicht sicher, ob ich so einen dahergelaufenen Abenteurer, der nicht einmal seinen Namen nennen will, in den Turm lassen sollte.«
    »Aber du hast das nicht zu entscheiden«, fuhr der andere ihn an, der immer noch den Dolch hielt. »Du, komm herein, in die Wachstube!«, sagte er zu dem Boten und zeigte den Weg mit einem Kopfnicken. Dann wandte er sich an seinen Kameraden. »Wer hat heute oben Dienst?«
    »Adamo Taurin, glaube ich.«
    »Bring ihm das. Mal sehen, was er sagt. Mit Eurer Erlaubnis, Mylord?« Seine Stimme tropfte vor Sarkasmus, als er nach dem Seidenpaket griff. Einen Augenblick lang schien der Überbringer bereit, sein Leben zu riskieren, um es zu behalten. Aber dann übergab er es mit einer höflichen Verbeugung. Der Soldat neigte grinsend den Kopf. »Ich behalte unseren Gast im Auge.«
    Der Wachsoldat verschwand mit dem Päckchen im Schatten. Der Bote marschierte in die Wachstube und setzte sich still, mit den Händen auf den Knien, auf einen der Stühle in dem kleinen Raum, der nur von Schießscharten erhellt wurde. Der Soldat, der zurückgeblieben war, blieb an der Tür der Wachstube stehen und grinste mürrisch.
    »Verdammt, du hast wirklich Stil«, erklärte er. »Ich weiß nicht, wer dein Herr ist, aber es kann niemand sein, den wir besonders mögen, sonst würden er und du nicht zu einem Geheimpäckchen greifen, um Zugang zu erlangen. Und trotzdem sitzt du hier und hast nicht mal ein stumpfes Messer zwischen dir und der Palastgarde.«
    Der Fremde musterte ihn mit der Arroganz von Generationen von Aristokratie und lächelte. »Was das betrifft, brauche ich keine Klingen. Wo ich herkommen, benutzen wir Hände und Füße als Waffen.«
    Dem Wachsoldaten verging das Lächeln, als seine Augen zu den schmalen braunen Händen wanderten, die entspannt und harmlos im Schoß des Mannes lagen. »Aber du musst dir keine Sorgen machen«, erklärte der Besucher, seine obsidianschwarzen Augen funkelten belustigt. »Mein Herr hat mich mit der Anweisung hergeschickt, meine Kunst nicht einzusetzen.« Er macht eine Pause, gerade lang genug, um diese Worte wirken zu lassen. »Es sei denn zur Verteidigung meiner Freiheit – oder meines Lebens.«
    Der Gardesoldat brauchte einen Herzschlag, um sein Selbstbewusstsein wiederzufinden – und begann zu fluchen, ganz im Gegensatz zu der ruhigen und gelassenen Art seines Gastes. Als ihm das bewusst wurde, geriet er noch mehr in Wut und musste zurück auf seinen Posten an der Tür, um nicht ganz die Fassung zu verlieren. Er versuchte es mit Einschüchterung. »Was für ein dummes Geschwätz ...« Doch dann versagten ihm die Worte. Die Miene seines Gegenübers hatte sich nicht verändert, doch das machte alles noch schlimmer – der Gardesoldat brauchte die stille Belustigung gar nicht zu sehen, um tief gedemütigt zu sein. Er war bei der Garde des königlichen Turms und es wurmte ihn ohne Ende, dass der andere ihn auf hauchdünnes Eis gelockt hatte, in das er prompt eingebrochen und untergegangen war. Er hätte es ignorieren müssen. Vor dem Tor tobte er vor Wut und wünschte, Adamo käme herunter und würde den aufmüpfigen Fremden hochkant hinauswerfen. Er schämte sich umso mehr, weil er selbst diese Situation herbeigeführt hatte.
    Als der

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