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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nach Luft gerungen, als die Menge sah, was Anghara bewirkt hatte. Es war eine Illusion und würde nur so lang währen, bis der Stein gehoben und Sifs Grab versiegelt wurde – aber jetzt – für sein Volk deutlich zu sehen – trug er eine Krone aus flackernden goldenen Flammen.
    Kierans Miene war beinahe belustigt, als er mit sich rang. »Ich weiß nicht, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, ihn mit einer Krone zu bestatten, die mehr von dieser Welt ist«, flüsterte er Anghara zu, als sie auf ihren Platz zurückkehrte. »So etwas lebt in den Köpfen der Menschen lange weiter; du hast gerade aus dem Tyrannen einen Heiligen gemacht. Sieh dir die beiden Priester Brans an!«
    Anghara sah das glückselige Lächeln der Priester. Dann blickte sie hinüber, wo Sifs Totenbahre in die Grabnische gehievt wurde. »Sie werden sich daran erinnern, dass er damit bestattet wurde, aber sie werden wahrscheinlich nicht vergessen, wer ihm das gegeben hat.«
    Kieran beschloss die Kir Hama Arroganz zu ignorieren, denn in diesem Fall tat sie der Wahrheit keinen Abbruch. Anghara hatte Recht – die Menge würde sich erinnern. Er seufzte, als er wieder die Priester anschaute und die düsteren Mienen der von Kerun Gesalbten sah, obwohl sie diese verbergen wollten – nach dieser Demonstration würden sich noch viel mehr für Bran von der Morgenröte versammeln. Kurz überlegte Kieran ob das ewige Glas Coil noch wie früher sein würde, nachdem Kerun diesem neuen strahlenden Gott Platz gemacht hatte, aber dann schüttelte er den Gedanken ab. Das waren trübsinnige Gedanken, geboren aus der feierlichen Atmosphäre der Beerdigung. Er, Kieran, war von Glas Coil noch weit entfernt.
    Der Grabstein wurde an den rechten Platz gehoben; endlich verschwand der goldene Schein. Die Menschen in der Menge, die anscheinend alle den Atem angehalten hatten, ließen in einem gewaltigen Seufzer die Luft heraus – dann brach jemand in einen Jubelruf für die Königin aus. Es war eine beinahe unheimliche Wiederholung ihres Einzugs nach Miranei. Der Ruf wurde schnell aufgegriffen, bis die gesamte Menge Angharas Namen rief. Als sie sich zum Gehen anschickte, verneigten sich die Priester Keruns stumm, wie es ihr Rang erforderte, aber der junge Priester Brans ignorierte sämtliche Regeln, hielt seine Hand über Angharas Stirn und blickte der jungen Königin direkt in die Augen. Ihrem Gefolge stockte der Atem – die Priesterschaft verlieh zwar einige Vorrechte, doch kaum dieses – aber seine Miene war so ernst und verzückt, dass ihn die Folgen nicht kümmerten.
    »Ihr gehört Bran«, sagte der junge Priester mit ehrerbietiger Stimme. »Ihr seid von Bran gesegnet. Das Gold, das ihm gehört ... es ist Eures. Es fließt durch Eure Hände ... Bran möge Eure Tage segnen, Königin, jetzt und immer. Brans Segen für Euch.«
    Dann fiel er auf die Knie, aber es war nicht Verehrung, sondern eher, als hätte ihn eine Axt gefällt. Er hätte sich auf dem Boden hingestreckt, wäre sein Freund ihm nicht zuvorgekommen und hätte sich neben ihn gekniet und ihn aufrecht gehalten. Auch er hob jetzt das Gesicht. »Er hatte schon immer Visionen, Mylady ... das Zweite Gesicht. Es ist keine Ungehörigkeit, aber wenn das Zweite Gesicht zu ihm kommt, weiß er nie, was er tut. Ich bitte um Vergebung für seinen Verstoß.«
    »Ich fühle mich nicht beleidigt«, sagte Anghara und blickte beinahe mitleidig auf den verängstigten Priester. »Schließlich hat er mich gesegnet ... und ich weiß, was er durchmacht. Ihr seid von euren Brüdern weit entfernt; falls ich oder einer meiner Leute euch an ihrer Stelle helfen kann, wendet euch an uns.«
    »Mylady«, stammelte der andere Priester verwirrt und neigte den Kopf. Diese neuen Priester hatten sich eine Tonsur scheren lassen, jetzt glänzten die fein säuberlich rasierten runden Stellen auf den Köpfen, als Anghara auf das kniende Paar hinabschaute. Dann ging sie weiter.
    Nicht weit entfernt lächelte eine Gestalt in einem weiten Umhang über diese Szene und folgte ihr in gebührendem Abstand; auch er wurde von einer schattenhaften Gestalt verfolgt. Sie schlüpften auf den Fersen der königlichen Prozession durch das Tor in die Festung, ohne angehalten zu werden. Danach blickte der erste Vermummte in einen Bogengang zu seiner Rechten und betrat einen stillen Innenhof im Schatten einer knorrigen alten Kiefer. Sein Gefährte nahm etwas entgegen, das in weiße Seide gewickelt war, und eilte zum königlichen Turm.
    Diesmal war der

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