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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zweite Gardesoldat zurückkam, brachte er einen Kameraden mit. Der Bote empfing sein viereckiges Paket aus weißer Seide samt Inhalt mit einer höflichen Verbeugung zurück. Dann richtete der Mann sich auf und blickte in ein Paar durchdringende blaue Augen. »Und wenn wir dir sicheres Geleit zusagen?«, fragte der junge Mann mit den blauen Augen.
    »Mein Herr wartet, Mylord, um hereingeführt zu werden – mit dem Wort der Königin, ihm Schutz zu gewähren.«
    »So wie er seines einst gegeben hat«, antwortete Kieran mit leisem Lächeln.
    Der Bote verneigte sich stumm. »So ist es«, erklärte er.
    »Er hat ihr Wort«, sagte Kieran nach kurzem Zögern. »Wenn du mich zu ihm bringst – oder ihn hierher – werde ich ihn persönlich zur Königin geleiten.«
    »Ich werde Eure Botschaft überbringen«, sagte der Fremde. »Wenn Ihr hier warten wollt – es wird nicht lange dauern.«
    Kierans Gesicht leuchtete auf. »Er ist hier in der Festung? Nun, anders habe ich es eigentlich auch nicht erwartet. Mein Kompliment an Euren Herrn. Ich erwarte ihn.«
    Der Bote verstaute das Seidenpaket wieder im Beutel und bat mit einem beredten Blick, dass man ihm seinen Dolch zurückgäbe. Auf ein Zeichen Kierans hin geschah das. Dann verschwand er draußen im grauen Tag und zog sich die Kapuze des Umhangs über den Kopf. Kieran blieb im Tor stehen, geflankt von den beiden Wachposten, die sich größte Mühe gaben, ihre unangemessene Neugier im Zaum zu halten. Kurze Zeit später schritten zwei Gestalten, ebenso in dunkle Umhänge gehüllt wie der Bote, langsam über den Hof. Beim Tor zog der eine Mann einen Handschuh aus weißem Kalbsleder aus und zeigte eine Hand mit einem schweren goldenen Siegelring.
    Kieran neigte knapp den Kopf. »Lasst sie herein«, befahl er der Wache. Diese hoben die Speere, um den Weg freizugeben, und bemühten sich, die Augen geradeaus gerichtet zu halten. »Hier entlang, Mylord«, sagte Kieran nur zu dem Mann mit dem Ring. Der Besucher trat ein und zog auch den anderen Handschuh aus. Seine Hände hatten lange kräftige Finger und waren von einer heißen südlichen Sonne gebräunt; mit der rechten Hand hielt er die Handschuhe und schlug sie lässig gegen den Schenkel. Kieran nickte langsam. »Eure Chirurgen haben hervorragende Arbeit geleistet«, sagte er.
    Unter der Kapuze hörte man leises Lachen. »Ich muss zugeben, dass mich dieser Rat völlig verblüfft hat, besonders, als ich herausfand, wer ihn mir erteilt hatte. In gewisser Weise warst du der Feind meines Feindes, Kieran Cullen, was dich – laut einer alten Volksweisheit – zu meinem Freund hätte machen sollen; aber dann warst du kein geringerer Dorn für mich als für Sif. Ich hatte keine Ahnung, wie du aussiehst – sonst wäre ich nicht so überrascht gewesen, als deine junge Königin auf meiner Schwelle erschien.«
    »Vielen Dank«, sagte Kieran, als habe man ihm soeben ein Kompliment gemacht – was stimmte, allerdings musste man in der weitschweifigen Verpackung, in der es präsentiert worden war lang danach suchen. Die drei, die beiden Besucher immer noch gegen neugierige Blicke durch die Umhänge geschützt, waren eine schmale Treppe hinaufgestiegen, ehe sie einen breiten mit Teppich ausgelegten Korridor erreichten. Kieran blickte kurz zurück. »Ich entschuldige mich für die Hintertreppe«, sagte er. »Aber aufgrund der Art Eures Kommens nehme ich an, dass Ihr nicht am Haupteingang angekündigt werden wollt. Tretet hier ein. Ich muss Euch um das Gleiche bitten, das Ihr von mir erbeten habt. Eure Waffen sind hier absolut sicher.«
    »Ich trage nur diese.« Der Gast schlug den Umhang zurück und zeigte Kieran zwei schmale Degen. Kieran verneigte sich und nahm sie entgegen. Dann schaute er zu der zweiten verhüllten Gestalt. Es war niemand anderer als der Bote mit den obsidianschwarzen Augen, der das Paket überbracht hatte.
    »Euer Freund hat sich in der Wachstube selbst als Waffe bezeichnet.«
    »Das ist er auch«, erklärte Favrin Rashin ungerührt. »Aber er schlägt nur auf meinen Befehl hin zu und diesen werde ich nicht geben, da ich ja unter sicherem Geleit hier hergekommen bin. Doch wenn du dich dann besser fühlst, kann Qi’Dah hier bleiben – mit den anderen Klingen.«
    Kieran zögerte kurz und erinnerte sich genau, wie er in Favrins Gemächern nach einer versteckten Waffe gesucht hatte – wie er die Weinkaraffe gemustert hatte, in der Erwartung grüne giftige Dünste aus ihr aufsteigen zu sehen. Seine persönliche Einschätzung

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