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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Favrins: Dieser Mann spielt nicht falsch . Er straffte die Schultern und setzte auf Vertrauen. »Das ist nicht nötig«, sagte er. »Aber sollte er etwas versuchen ... bei allen Göttern, ich bin schneller als jeder Todesstreich, den er austeilt – und ich werde ihn nicht aus den Augen lassen.«
    Favrin wechselte mit ihm Blicke wie Schwerthiebe. »Ich weiß«, sagte er nur.
    Kieran öffnete die innere Tür der Wachstube. »Seine Königliche Hoheit, Favrin Rashin, König von Tath.«
    In ihrem Gemach drehte Anghara sich um. Die purpurne Seide ihres Gewandes raschelte. Es war eine gedeckte, aber dennoch kämpferische Farbe, geeignet für die Beerdigung eines Bruders, der für sie immer noch gefährlich ambivalent war. Sie hatte keine Zeit gehabt, sich für den unerwarteten Besucher umzuziehen.
    Dabei hatte sie ihn kommen sehen; in den Flammen. Sein Erscheinen war daher nicht so überraschend – nur der Zeitpunkt.
    »Ich habe Euch erwartet«, sagte sie ruhig als Begrüßung. »Allerdings nicht in dieser Verkleidung. Ich hatte nicht erwartet, dass Ihr allein nach Miranei kommt.«
    Favrin nestelte an der Fibel seines Umhangs, um sie zu lösen, dann schaute er sie lächelnd an. »Ihr seid zu Fuß in meinen Palast gekommen. Unsere Vorfahren haben dieselbe Krone getragen; erwartet Ihr von einem Prinz, von einem König, dass er weniger wagt?«
    »Ja, aber mir half eine günstige Prophezeiung und ich glaubte damals, einen Krieg abwenden zu können. Was sind Eure Beweggründe? Einfach zu zeigen, dass Ihr mehr wagt, weil Ihr bei hellem Tag kommt, während ich mich im Zwielicht hereinschleichen musste?«
    »Ihr tut mir Unrecht«, rief er. Seine Stimme hätte zuckersüß geklungen, wäre da nicht die übliche Ironie gewesen. »Konnte ich nicht einfach herkommen, um Euch zu sehen?«
    »Nein, Favrin«, sagte Anghara und schaute ihm direkt in die Augen.
    Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, dann schien Favrin die Rolle zu wechseln. Er war nicht länger frivol, sondern sehr ernst. Vor Kierans Augen verwandelte sich der Hofnarr in einen König.
    Er wandte sich an Kieran. »Mit deiner Erlaubnis – ich würde gern mit der Königin unter vier Augen sprechen«, sagte er ernst.
    Das hatten sie auch in Algira getan, und dort war es viel gefährlicher gewesen. Hier befand sich Anghara auf eigenem Territorium, loyale Männer in Hörweite ... Dennoch empfand Kieran einen Stich. Etwas, das nicht unbedingt mit ihrer Sicherheit zu tun hatte ...
    Kieran senkte die Wimpern und verschleierte kurz seine Augen, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Dann schaute er Anghara an. Sie nickte.
    »Ich bin im Vorzimmer, wenn du etwas brauchst«, sagte er. »Mylord.« Er verabschiedete sich mit der Ehrbezeugung, die einem König gebührte, und zog sich zurück, gefolgt von dem stummen dunklen Mann, den Favrin Qi’Dah genannt hatte ... um zu warten, wie so oft zuvor.
    Im königlichen Gemach war jetzt Anghara Gastgeberin, wie Favrin einst Gastgeber gewesen war, und ging zu einem kleinen Tisch aus Rosenholz. »Wein?«, fragte sie und griff nach der Karaffe. »Ich bedauere, dass ich nicht diesen wunderbaren südlichen Jahrgang habe, den Ihr mir angeboten habt; unsere nördlichen Weine sind viel ... kräftiger.«
    Favrin trat zu ihr, um das angebotene Getränk in Augenschein zu nehmen. »Vielen Dank«, sagte er. »Ich bin sicher, dass ich ihn ... belebend finden werde.«
    »Nehmt doch Platz.« Sie zeigte anmutig auf einen Sessel, nachdem er ihr das Weinglas abgenommen hatte.
    Favrin setzte sich, ließ jedoch ihr Gesicht nicht aus den Augen. Es war, als sammelte er seine Kraft, um sich loszureißen, brächte jedoch nicht den Mut auf. Schließlich schaffte er es und blickte lang und tief in den Wein, als suche er etwas auf dem Grund des Glases.
    »Ich hatte erwartet, dass Ihr mit einer Armee kommt«, brach Anghara das Schweigen.
    »Und wenn ich so gekommen wäre ...?«
    »Dann könntet Ihr jetzt auf meinem Thron sitzen«, meinte Anghara mit entwaffnender Ehrlichkeit. »Wir hätten nur eine geringe Chance gehabt, Euch aufzuhalten.«
    »Ihr habt Sif besiegt, und sein Ruf war ebenso gewaltig wie der meine.«
    »Wir haben Sif nicht besiegt«, erklärte Anghara mit düsterer Miene. » Sif hat Sif besiegt. Er hat etwas erfahren, mit dem er nicht leben konnte, deshalb ist er gestorben. Das war das Ende.«
    »Ich war bei der Beerdigung«, sagte Favrin. Ein eigenartiges Licht funkelte in seinen Augen. »Das war ein ziemlich großes Geschenk für einen besiegten

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