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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Sätze von Feor in glücklicheren Zeiten.
    »Nicht ganz«, sagte Melsyr. »Er lebte lange genug, um Fodrun zu verfluchen, den er selbst ausgewählt und zum König gebracht hatte, damit dieser ihn als Zweiten General einsetzte. Er hat nie wirklich geglaubt, dass Anghara tot ist. Für ihn war Sif ein Thronräuber, der sich den Thron unter die Nägel gerissen hat, als er eine Chance dazu sah, und Fodrun nicht mehr und nicht weniger als ein Verräter.«
    »Trotzdem dienst du in der Garde des Thronräubers«, stellte Kieran ohne Umschweife fest.
    »Ich war schon in der Garde, als Dynan noch König war«, erwiderte Melsyr heftig. »Wegzulaufen, als Sif kam ... damit hätte ich für meinen Vater das Todesurteil unterzeichnet.«
    »Aber er ist tot«, sagte Charo.
    »Ja. Verbittert, zornig ... aber ungestört. Und bei seinem Tode ... ja, ich bin geblieben. Ich habe eine junge Frau und einen kleinen Sohn. Und ich kann nichts, außer Soldat zu sein.«
    »Und jetzt?«, meinte Kieran. »Was hat sich verändert, dass du zu mir gekommen bist?«
    »Die Königin meines Vaters und meine eigene sind gefangen in Sifs Kerkern«, erklärte Melsyr knapp.
    »Ich höre«, sagte Kieran, und seine Stimme hatte sich kaum merklich verändert. Melsyr hielt die Augen auf den geschrubbten Tisch zwischen sich und Kieran gesenkt. Jetzt hob er sie und blickte in Augen, die nicht länger wie kalter blauer Stahl aussahen.
    Sie waren immer noch zu wenige, aber von Melsyr bekamen sie Informationen, die ihnen bisher nicht zur Verfügung gestanden hatten. Kieran erfuhr Einzelheiten über Angharas Gefangenschaft; Charo hatte blitzschnell seine Meinung geändert und sah jetzt in Melsyr einen Boten der Götter. Doch seine Illusionen zerschlugen sich schnell, ebenso einige wilde Pläne, die er vorgebracht hatte, da sie jetzt einen Mann in ihren Reihen hatten, der sich in der Festung auskannte.
    »Das wäre Selbstmord«, erklärte Melsyr schlicht. »Vielleicht gibt es einen oder zwei der Wachen, die umgedreht werden könnten – besonders jetzt, wo Sif nicht hier ist. Wenn er aber da ist ... ich weiß nicht, was er an sich hat, aber die Männer folgen ihm in den Tod. Wäre er hier ... ich bin nicht einmal sicher, ob ich den Mut aufgebracht hätte, mich gegen ihn zu stellen ... selbst jetzt ... mit dem Wissen, dass die Zeit gegen uns ist und dass ihr ihre einzige Chance seid.«
    »Aber wir könnten die Wachen am Tor überwältigen und dann könnten wir ...«, meinte Charo stur.
    »Ich bezweifle nicht euren Mut«, sagte Melsyr. »Aber die Wachen am Tor sind euer kleinstes Problem. Sie wechseln jede Stunde; ihr würdet einen Führer brauchen, um euch in das vierte Untergeschoss des Labyrinths der Katakomben zu bringen. Dort befinden sich die Kerker von Miranei. Es müsste euch nur einer ein wenig aufhalten ... nur ein wenig. Die nächste Wachabteilung würde kommen und die Leichen finden, die ihr am Tor zurückgelassen habt. Selbst wenn ihr die junge Königin befreien könntet, würdet ihr die Tore verriegelt und besetzt finden, wenn ihr zurückkommt. Dann hätten sie euch genau dort, wo sie euch haben wollen – in den Kerkern. Und ihr würdet alle – auf die eine oder andere Art – sterben.«
    Schließlich war auch Charo überzeugt, aber er hatte sich so in Fahrt geredet, dass er aufstehen, hinausgehen und seine Frustration im Schnee abkühlen musste. Adamo trat an seine Stelle, und die besonneneren Köpfe verabredeten mit Melsyr, dass er in der Festung Augen und Ohren offen halten und ihnen Nachricht zukommen lassen würde, sobald sich etwas änderte ... falls sich je etwas änderte.
    Nun war der Tag gekommen. Senena hatte es geschworen. Unmöglich, unglaublich – sie bekamen ihre Chance. Kieran stand mit Tränen in den Augen im Schankraum der Herberge, wo er so lange gewartet hatte. Er erinnerte sich an einen Regentag – jetzt viele Jahre zurückliegend –, als er in der Halle in Cascin mit Feor die Nässe abgeschüttelt hatte, während andere Arme Anghara in ein Frauengemach trugen, um ihr einen Heiltrank zu geben, damit sie sich nicht erkältete.
    Sie wird einen Freund brauchen .
    »So sei es«, hauchte er, wie er es damals getan hatte, und erneuerte den Schwur. Ich werde dich dort herausholen oder bei dem Versuch sterben. Ohne dich ... hat nichts, was ich in den langen Jahren getan habe, eine Bedeutung .
    Einer oder zwei von Kierans Männern schlüpften unauffällig in die Festung. Er ging mit Charo als Letzter. Sie sammelten sich hinter den Ställen,

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