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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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, dass diese Menge ein ki’thar einen Monat lang wach gehalten hätte, während sie wartete und hoffte, der lais, den sie getrunken hatte, würde sie nicht zu sehr schwächen und dass der khaf ihn schnell genug neutralisierte, damit sie ai’Dailehs Ritual überwachen konnte. Anghara schien durch das gnadenlose Trommeln tiefer als je zuvor in Trance versunken zu sein. Sie saß da und träumte. Auch Kieran wartete nur. Auf den Einbruch der Nacht. Auf die Wahrheit. Auf Rettung.
    Als ai’Daileh sie endlich holte, war es schon dunkel. Drei große Feuer brannten, und die hai’r leuchtete in rötlichem Licht. Es drängte sich vorbei an ai’Daileh ins Zelt und ließ sie als dunkle Silhouette erscheinen, hinter ihr die sensationslüsterne Nacht.
    »Wir sind bereit anzufangen, an’sen’thar . Komm. Bring die Tochter aus Sheriha’drin.«
    »In diesem Land ist sie Anghara ma’Hariff«, erklärte ai’Jihaar, als Kieran ihr half aufzustehen. Ihre Stimme klang fester, entschlossener als ihr Körper erwarten ließ. Kieran spürte, wie sie schwankte, als sie sich auf seinen Arm stützte.
    »Selbstverständlich. Kann ich dir helfen?«
    »Danke, nicht nötig.« Kieran hatte auch Anghara auf die Beine geholfen und stand jetzt zwischen den beiden Frauen, ai’Jihaar am einen, Anghara am anderen Arm, wie bei einem bizarren höfischen Tanz, bei dem sie auf Anweisungen warteten. Jetzt drehte ai’Jihaar den Kopf in seine Richtung und lächelte. »Wenn du uns bitte zum Altar geleiten würdest«, sagte sie auf Roisinanisch.
    »Warte!«, sagte ai’Daileh schnell. »Sie schon, die die Hariff gewählt und ein Orakel in Kheldrin errichtet hat ... aber einem echten fram’man zu erlauben, die Zeremonien der sen’en’thari zu sehen ...«
    Kieran verstand nur, dass gegen seine Anwesenheit Einspruch erhoben wurde; unwillkürlich packte er Angharas und ai’Jihaars Arme fester. Die alte an’sen’thar starrte fest auf ai’Dailehs Gesicht; aber sie drückte ihm beruhigend den Arm. Während die Trommeln draußen unerbittlich dröhnten, wich ai’Jihaar keinen Schritt zurück. »Vielleicht werde ich dir später erzählen, was dieser fram’man bereits weiß«, sagte sie. »Jetzt zeige uns den Weg, ai’Daileh.«
    Die jüngere Priesterin zauderte kurz, die Augen fest auf Kieran geheftet, dann machte sie schnell, beinahe aufgebracht kehrt und ging hinaus. Kieran folgte ihr schweigend mit den beiden in Gold gekleideten Frauen. Er wusste nicht, ob ai’Jihaar erfolgreich sein Recht verteidigt hatte, bei Anghara zu bleiben, oder ob sie gerade sein Todesurteil gefällt hatte.
    Der Rhythmus der Trommeln beschleunigte sich, als sie hinaustraten und ai’Daileh am Rand des kleinen Teiches entlang zum Altar unter den Palmen folgten. Kieran sah, dass die übrigen fünf Grauen dort gruppiert standen; eine hielt eine geflochtene Lederleine, an deren Ende ein weißes ki’thar-Lamm stand. Zu Füßen einer anderen stand ein kleiner Käfig mit zwei weißgoldenen Vögeln, beide schienen einen gebrochenen Flügel zu haben.
    »Bring uns zum Altar«, sagte ai’Jizaar leise. »Dann zieh dich zurück unter die Palmen.«
    »Fühlst du dich stark genug?«, fragte Kieran besorgt – ai’Jihaar war an seinem stützenden Arm kaum zu spüren, als sei sie nicht mehr als eine Illusion, ein Geist.
    »Ich werde es schaffen«, versicherte ihm die alte an’sen’thar .
    Kaum einen Schritt von dem steinernen Sockel entfernt, den ai’Daileh als Altar hatte aufstellen lassen, blieb Kieran stehen und drückte ai’Jihaars Finger. »Wir sind da«, sagte er.
    »Gib mir Angharas Hand«, sagte ai’Jihaar. Kieran gehorchte, aber mit ungutem Gefühl. Ai’Jihaar spürte, wie seine Finger zitterten und spürte sein Zögern. Sie schenkte ihm ein letztes Lächeln. »Alles wird gut. Geh jetzt.«
    Plötzlich ertönte ai’Dailehs starke Stimme in einem eigenartigen Gesang, und Kieran zog sich schnell zurück, bis er den rauen Stamm einer Palme im Rücken spürte. Er sah, wie die junge Priesterin einen schwarzen Dolch emporhob, gespenstisch ähnlich dem, den er selbst in den Händen gehalten hatte. So viele Dinge wurden klar, jetzt da er zum ersten Mal das Ritual beobachtete, zu dem die Klinge gehörte. Er sah, wie die junge graue Schwester das weiße Lamm auf den Altar hob; er sah, wie ai’Dailehs grimmig glitzernde Klinge herabsauste und Blut vom Opferaltar aufspritzte, aber das goldene Gewand der Priesterin zeigte keine Spur vom Blut der Götter.
    An meinem Ärmel ist Blut

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