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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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fest auf dem Rücken mit einem gewöhnlichen Seil zusammengebunden hatte, wurde es entfernt. An diesem Werk waren mehr als nur ein paar Hände beteiligt, und obwohl sie weiblich waren, bedeutete das nicht, dass es ihnen an Kraft fehlte. Kierans Versuche, sich zu wehren, waren vergeblich. Jemand hatte ihm den Schwertgurt abgenommen; er fühlte sich eigenartig nackt ohne diesen. All das hatte Kierans Aufmerksamkeit abgelenkt, jetzt aber fragte er sich, was aus dem zweiten Skorpion geworden war.
    Als Kieran sicher in Gewahrsam war, näherte sich ihm ai’Daileh, die sich an seiner Gefangennahme nicht beteiligt hatte. Auf ihrem Gesicht lag ein boshaftes Lächeln.
    »Du hast ai’Jihaar dein Wort gegeben«, sagte Kieran in seiner Muttersprache, obwohl er nicht erwartete, dass sie ihn verstand. Aber er wollte nicht wortlos aufgeben.
    »Ich habe geschworen, ihr kein Leid zuzufügen«, erklärte ai’Daileh sogleich auf Roisinanisch. Sie nickte in Angharas Richtung, ohne Kierans Gesicht aus den Augen zu lassen. »Ich habe ferner geschworen, alles, was in meiner Macht steht, zu tun, um eine in die Irre gegangene Schwester wieder auf den rechten Weg zu verhelfen, von dem sie abgekommen ist – oder gezwungen wurde, ihn zu verlassen. Bis jetzt haben die Götter auf unsere Opfer nicht geantwortet. Wir brauchen mehr.«
    Einen Augenblick lang war Kieran zu verblüfft, um zu antworten. Dann jedoch erklärte er resigniert: »O Wüstenschlange, ich bin kein umherziehender Eindringling und nicht das passende Opfer für eure Götter. Ich bin mit einer Königin hierher gekommen, einer eurer an’sen’thari , um in eurem Land um Hilfe zu bitten. Ich bin ein Freund und Diener dessen, in dessen Namen du mich töten willst. Ich würde zwar jederzeit mein Leben für Anghara opfern, aber ich werde nicht zulassen, dass du es so verschwendest. Anghara würde das nicht wollen und ai’Jihaar hätte nie gebilligt, was du vorhast.«
    »Sie ist ein leeres Gefäß, das darauf wartet, dass die Götter es füllen«, sagte ai’Daileh mit dunkler und mystischer Stimme.
    »Und ich bin, was von ihrer Kraft übrig ist«, erklärte Kieran.
    »Du weißt ja nicht, wovon du sprichst«, meinte sie überheblich auf dem hohen Ross ihres Stolzes, der Arroganz ihrer Abstammung und ihres Berufes.
    »Bist du sicher, dass du es weißt?«, fragte Kieran verbittert.
    Wenn nur sein Kopf nicht so schmerzen würde ... die Hälfte der Gedanken darin waren nicht seine eigenen. Er war übervoll von Angharas Schmerzen und Verwirrung; aber er musste sich konzentrieren. Niemand wusste, was ai’Jihaar zugestoßen war, nur ein Übermaß von lais, das sie am Ende nicht vertragen hatte, oder der Rückschlag einer Macht, die sie umschloss, auch nicht, wie lang sie aus diesem Spiel ausgeschaltet blieb – ai’Dailehs Herrin, Kierans Verbündete. In der Zwischenzeit war er auf sich allein gestellt – und wenn es ai’Daileh gelang, ihn zu töten, konnte alles Mögliche geschehen. Selbst al’Tamar, der im Schatten abwartete, ob es nötig war, sich zu zeigen, lief Gefahr die sorgfältig gehegten Illusionen, die ihn bisher vor ai’Daileh und ihresgleichen schützten, zu zerstören.
    Obwohl ai’Daileh seine Sprache beherrschte, hatte sie nicht die Geduld oder den Wunsch, sich mit einem Barbaren aus dem Osten zu unterhalten, den sie lieber unter ihrem Dolch sah. Sie wandte ihm den Rücken zu, gebieterisch wie eine Königin, und würdigte ihn keiner Antwort.
    »Schafft ihn herüber!«, befahl sie.
    Es gab keine Hoffnung mehr. Kieran hob den Kopf und blickte Anghara ins Gesicht, die immer noch vom Fieber gerötete Wangen hatte. Sie stand allein und schwankte sanft im Rhythmus der Rab’bat Rah’honim , den schwarzen Trommeln, die ihren unerbittlichen Klang beibehalten hatten. Er erinnerte sich an ihr Lachen; den leuchtenden Lebensfunken und die tiefen Teiche der Sanftmut in ihren grauen Augen, das Erbe Rimas, das Mädchen aus Cascin, das den König unter dem Berge geheiratet hatte. Und später an den graublauen Wahnsinn, den Sif in dieselben Augen gebracht hatte, an den Wahnsinn, der jetzt da war – sie lachte, ja, aber Anghara Kir Hama hätte nie so gelacht. Aus Schadenfreude, nicht aus Freude. Aus Wut, nicht aus Leidenschaft. Zerstörerisch.
    »Anghara«, sagte er leise.
    Es war, als könne sie ihn nicht hören, als würde er überhaupt nicht existieren.
    Ihre weißen scharfen Zähne blitzten wie bei einem wilden Tier. Ai’Daileh drehte sich um. »Fängst du endlich an zu

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