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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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du das noch?«
    »Seit geraumer Zeit nicht mehr«, bekannte Kieran. »Aber ich bin kein Maß ...«
    »Ich habe sie gespürt«, unterbrach al’Tamar ihn. »Zuletzt habe ich sie gespürt, als du Anghara gerufen hast ... mit diesem anderen Namen. Danach ... war die Wüste leer; abgesehen von einem ganz schwachen Echo von al’Zaan, dem Herrn der Wüste. Das bleibt auch, was immer geschieht. Aber die anderen ... sie sind verschwunden.«
    »Er hat Recht«, sagte Anghara, die sich satt getrunken hatte und nun den Wasserschlauch an Kieran weiterreichte. Mechanisch nahm er ihn mit einer Hand, in der anderen hielt er noch den Gürtel aus ki’thar-Leder mit dem Schwert. »Sie sind alle weg. In letzter Zeit habe ich viele Dinge nicht sehen oder spüren können – aber das habe ich gefühlt. Ich habe den Moment gespürt, in dem sie gegangen sind.«
    »Ja, ai’Bre’hinnah«, sagte ai’Jihaar. »Jetzt bist du die einzige Gottheit im Land des Zwielichts ... bis du andere für uns errichtest.«
    »Die Wandlerin ist kein Gott«, widersprach Anghara sogleich und wandte den Kopf, um in die Wüste zu blicken. »Du hast mir immer gesagt, der Wandler sei eher wie ai’Shahn, ein Geist, ein Bote ...«
    »Ja. Aber auch ein Gott, denn in der Leere der Zeit des Wandlers, bis die neuen Götter geboren werden, gibt es keine anderen. Aus dir und al’Zaan müssen die neuen Götter erwachsen; so war es immer, wenn ein Wandler kam. Aber weil du bist, wer du bist ... glaube ich, dass du auch eine Wandlerin für dein eigenes Land sein wirst, Anghara von Roisinan. Es ist durchaus möglich, dass die Götter, die du hier erschaffst, auch deinen Kerun und deine Avanna ersetzen. Wenn du in dein Land zurückkehrst, werden viele Dinge eine andere Gestalt annehmen.«
    Plötzlich erinnerte Kieran sich an die körperlose Stimme, die er neulich nachts in der Oase gehört hatte. Damals hatte er geglaubt, er träume. Es war die kalte Stimme der Sterne aus weiter Entfernung, al’Khurs Antwort auf ai’Jihaars Gebet. Sie hat es vergessen, wie ich es ihr befohlen habe; eines Tages wird sie sich an alles erinnern . Die körperlose Stimme hatte ferner gesagt: Und wenn sie das tut ... ist ihr Leben nicht länger in meinen Händen .
    Das war die Wahrheit. Nicht Angharas Existenz stand auf dem Spiel; nein, es ging um al’Khur selbst.
    »Aber jetzt sind sie fort«, sagte Anghara langsam. Als sie sich umdrehte, glänzten Tränen in ihren Augen. »Heißt das, dass ich jegliche Chance verwirkt habe, je wiederzubekommen, was ich verloren habe?«
    »Nein«, antwortet ai’Jihaar sanft. »Im Gegenteil. Die Kraft, die notwendig wäre, die Götter zu erreichen und von ihnen deine Heilung zu verlangen, die habe ich nicht mehr. Jetzt, ja, jetzt, wo ich weiß, wer du bist ... hai , aber in all den Jahren, die wir gemeinsam verbracht haben, hast du nie diesen Namen erwähnt! Aber ich hätte wissen müssen, dass unsere Begegnung beim Tanz kein Zufall war ... Jetzt, da ich weiß, wer du in Wirklichkeit bist, müssen wir nicht weiter nach Hilfe für dich suchen. Du selbst trägst alles in dir, was noch übrig ist.«
    Kieran reagierte als Erster. »Warte mal«, sagte er schnell. »Das schafft sie nicht. Außer einem großen Herzen ist nicht mehr viel da. Was hast du vor?«
    »Du hast Recht«, antwortete ai’Jihaar. »Wir werden unsere Bitte an ai’Bre’hinna richten. Du bist aufgerufen, den Preis zu zahlen – alles zurückzugeben, das du so lang für sie getragen hast.«
    Aha. Es war nicht anders als zuvor – ein Opfer für fremde Götter. Doch diesmal sah Kieran seinen Pfad ganz deutlich, und keine Schatten fielen darauf. Demütig neigte er im Mondlicht den Kopf vor der alten Wüstenpriesterin. »Ich bin bereit«, erklärte er.
    Er stand ganz nah bei der an’sen’thar ; völlig unerwartet streckte ai’Jihaar die blau geäderte Hand aus und zog die Linie seines Kinnes nach. »Ja«, murmelte sie nachdenklich. »Ich denke, du bist bereit. Komm, gehen wir hinein.«
    Niemand fragte, woher sie von der Höhle hinter ihnen wusste, als sie den Weg dorthin einschlug. Al’Tamar band die ki’thar’en fest und folgte ihr und den beiden jungen Roisinani hinein. Ihr Neffe schien im Voraus aufgeklärt worden zu sein, denn er betrat die kleine Höhle schweigend und begann sofort mit einer Reihe von Vorbereitungen. Er sprach erst, als Kieran aufstand, um ihm zu helfen, im Zentrum der Höhle ein kleines Feuer zu entzünden. Al’Tamar flüsterte, aber es reichte, damit Kieran wieder

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