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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Kheldrin, und das Land liegt in Trümmern und wird erneuert. Auch die alten Götter sind gebrochen und beiseite gelegt. Der Wandler ist der Bote jener, die danach herrschen sollen.« Sie lächelte. Das Lächeln war distanziert, eigenartig fremd. »Erinnerst du dich, wie ich dir damals im Moor erzählt habe, dass ich nicht mehr ganz menschlich sei?«
    »Ich erinnere mich«, sagte Kieran. »Und ich erinnere mich daran, dass ich gesagt habe, dass das nicht stimmt. Du bist menschlich. Was solltest du sonst sein?«
    »Ich verdiene dich nicht«, sagte sie nach einer kurzen Pause. Ihre Stimme war verändert – leichter, ein wenig neckend, aber voller Dankbarkeit und Respekt.
    Kieran wollte die Hand ausstrecken, ihre Wange berühren und antworten. Doch dann erstarrte er plötzlich und die Liebkosung wurde zu einem warnenden Drücken ihrer Schulter.
    »Was ist?«, fragte sie, als sie seine Besorgnis spürte.
    »Ich dachte, ich hätte etwas gehört ... beinahe wie ein Lied.«
    Sie entspannte sich. » El’lah afrit «, sagte sie. »Der Sand singt. Das geschieht zuweilen abends. Vielleicht ändert sich das Wetter.«
    Er wollte ihr gerne glauben, doch dann richtete er sich kerzengerade auf und spähte über den Sand. »Nein. Warte. Hör genau hin.«
    Ein angespannter Moment verging; in der anschließenden Stille hörten sie deutlich die Laute, die Kieran gewarnt hatten – ein leises mürrisches Grunzen, das nur von einem ki’thar kommen konnte. Es war nahe. Zu nahe. Kierans Rechte flog dahin, wo üblicherweise sein Schwert hing, doch da war nur leere Luft. Er ballte die Faust, ließ diese aber hilflos herabsinken.
    »Kerun!«, flüsterte er und rief den Gott an, der in Roisinan für Katastrophen zuständig war. »Zu spät ...«
    Der Dolch war in seiner Hand. Aber das war eine erbärmlich unzureichende Waffe, und das wusste Kieran. Und falls es ihnen gelingen sollte, ihm wieder dieses verdammte Spinnennetz überzuwerfen ...
    Doch die Stimme, die er hörte, noch ehe der Besitzer vor dem roten Fels auftauchte, der Kierans kleine Höhle barg, klang vertraut, ebenso die Worte. »Friede«, sagte der Mann. »Ich bin unbewaffnet.«
    Kieran ließ die Hand sinken, die zitterte. »Bist du ein jinn dieser Wüste, al’Tamar ma’Hariff, dass du jedes Mal Rettung bringst, wenn ich glaube, dass nach dem nächsten Atemzug nur noch Tod wartet?«
    »Ich gehe dorthin, wohin die Götter mich schicken«, antwortete al’Tamar lächelnd.
    »Und wohin ich ihn führe«, erklang eine weitere vertraute Stimme, mit der niemand gerechnet hatte.

11
    »Du solltest nicht reiten«, sagte Anghara und half ai’Jihaar liebevoll vom ki’thar, das die alte an’sen’thar gerade hatte niederknien lassen.
    »Das kann ich wohl am besten beurteilen«, erklärte ai’Jihaar von oben herab. »Ai’Daileh ist fort und hat nur eine graue Schwester in der hai’r zurückgelassen. Ich wusste, einer von euch oder beide würde bald wiederkommen, aber ich musste dich sofort sprechen, und es war kaum sinnvoll, dich und Kieran zurück zur Oase zu bringen, solange ai’Dailehs Speichelleckerin da ist.«
    »Wir haben Wasser gebracht«, erklärte al’Tamar pragmatisch und kam mit einem Wasserschlauch. Kieran stand ihm näher, aber er nickte kaum merklich zu Anghara, und al’Tamar reichte ihr zuerst den Schlauch.
    »Wir müssen reden«, sagte ai’Jihaar, als Anghara den Schlauch an die Lippen setzte und trank.
    Kierans Kopf drehte sich, als hätte ai’Jihaar ihn an einer unsichtbaren Leine gezogen. In gewisser Weise hatte sie das auch. Seit er vom steinernen Altar geflohen war, nagte das schlechte Gewissen an ihm, weil er Angharas Heilung verhindert hatte. Selbstverständlich wusste ai’Jihaar das. Sie wusste alles. Als Kieran sich umdrehte, um sie anzuschauen, griff sie nach einem länglichen Paket, das am Sattel ihres ki’thar hing. »Ich glaube, du hast das zurückgelassen, Kieran«, sagte sie und reichte ihm mit fester Hand das Paket.
    Er wickelte es aus und hielt sein Schwert in Händen. Aber es hing an einem neuen Gurt aus weichem, aber strapazierfähigem ki’thar-Leder. Ein Geschenk der Wüste; ein subtiler Weg, ihm zu sagen, dass ihn keine Schuld traf, zumindest diesmal nicht. Und ai’Jihaar war in diesem feindseligen Land immer noch eine mächtige Freundin.
    Seine Hand schloss sich über dem Geschenk. »Ich habe deine Götter betrogen«, sagte er ruhig.
    »Ach, hast du das?«, fragte ai’Jihaar. »Es gab eine Zeit, als du ihre Gegenwart gespürt hast. Kannst

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