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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Frucht unserer unzähligen Opfer!<
    Zusammen mit tiefer Befriedigung schlich jedoch wieder das Bewusstsein seiner eigenen Unvollständigkeit, seiner Zurückgebliebenheit und der Unfähigkeit, ein vollwertiges Mitglied dieses Lebens zu sein, in Wolgins Seele. >Ich bin nur ein Gast, weiter nichts<, dachte er wieder. >Sie würden mich nie wie jemanden ansehen können, der ihnen in allem gleicht. Ich werde immer nur Neugier auslösen können, wie ein unbekanntes Tier in einem Zoo ...< Er sah Melnikowa und Wtorow an und glaubte, in ihren Gesichtern die gleichen Gedanken gesehen zu haben. Doch er irrte sich - Igor Sacharowitsch und Maria Alexandrowna dachten an etwas völlig anderes.
    Das Treffen wurde von einem Mädchen eröffnet, das in der ersten Reihe saß. Sie stand auf und hielt, zur großen Verwunderung der Gäste, eine kurze Rede auf Russisch, wobei sie die Worte klar und fast ohne Akzent aussprach. »Wir freuen uns alle sehr und sind sehr stolz darauf, dass Sie zu uns gekommen sind. Wir freuen uns, weil wir uns ein Treffen mit ihnen sehr gewünscht und sogar davon geträumt haben. Wir sind stolz, weil die Macht des Verstandes Ihnen die Möglichkeit gegeben hat, aus ferner Vergangenheit zu uns zu kommen. Wir möchten Sie bitten, uns über die Vergangenheit zu erzählen, von Ihrem Jahrhundert. Unsere erste gemeinsame Frage richtet sich an Sie, Dmitrij. Sie sind ein Zeitgenosse von Lenin, erzählen Sie uns bitte von ihm als jemand, der ihn gesehen und mit ihm gesprochen hat.«
    >Da haben wir schon die erste Schwierigkeit, dachte Wtorow. >Sie sehen keinen Unterschied zwischen ihrer Zeit und unserer.<
    Wolgin sah, mit welcher gespannten Aufmerksamkeit die zweitausend Augenpaare ihn ansahen und auf eine Antwort warteten. Die Kinder hatten natürlich nicht verstanden, was genau ihre Freundin gesagt hatte, aber sie wussten, welche Frage als erste gestellt werden würde, und haben außerdem den Namen »Lenin« gehört. Sollte er nun lügen? Eine Geschichte über sein Treffen mit dem Anführer aller Kommunisten ausdenken, um sie nicht zu enttäuschen? Nein, das war undenkbar — er würde auf jeden Fall durcheinander kommen. Um Zeit zu gewinnen, fragte er auf Russisch: »Wie ist denn dein Name?«
    Das Mädchen hatte ihn offenbar nicht verstanden und sah hilflos Elektra an. Es war merkwürdig, wo sie doch eben so gut Russisch gesprochen hatte. Wolgin wiederholte die Frage in moderner Sprache.
    »Ich heiße Fee«, sagte das Mädchen.
    »Wirklich eine Fee«, flüsterte Melnikowa, wobei sie das Kind betrachtete.
    »Also kannst du Altrussisch?«, fragte Wolgin.
    Ein leichtes Raunen lief durch die Reihen. Fee sah Wolgin staunend an, ihre Augenbrauen hoben sich ein wenig. Offenbar gab es etwas in Wolgins Frage, weswegen sie nun erstaunt war. Elektra schrieb schnell ein paar Worte auf einen Zettel, den sie dann Wolgin gab: »Duzen Sie die Kinder nicht. Ich erkläre es Ihnen später.«
    »Sie sprechen also unsere Sprache?«, fragte Wolgin nochmal.
    »Nein, ich spreche sie nicht. Das, was ich da gesagt habe, werde ich schnell wieder vergessen. Wir haben nur gedacht, es wäre angenehm für Sie, jemanden in Ihrer Muttersprache sprechen zu hören.«
    »Das stimmt. Aber sag... sagen Sie mir, wie konnten Sie uns auf Russisch ansprechen, wenn Sie es nicht können?«
    Fee lächelte. »Ich sehe, dass Sie mit mir gerne wie mit einer Freundin sprechen würden, Dmitrij«, sagte sie. »Wenn es so ist, dann tun Sie sich keinen Zwang an, ich habe nichts dagegen.«
    »Sehr gut«, sagte Wolgin belustigt. »Dann möchte ich, dass ihr alle unsere Freunde seid - unterhalten wir uns auch wie Freunde. Also, sag’s mir.«
    »Ich erkläre es dir.« Fee duzte ihn auch sofort und ungezwungen - offenbar konnte eine solche Anrede in ihrer Vorstellung nur gegenseitig sein. »Während wir hier auf euch gewartet haben, haben wir einen Begrüßungstext zusammengestellt und uns dann mit Lucius unterhalten, der den Text in Ihre Sprache übersetzt hat. Ganz einfach.«
    >Am Teleoff unterhalten, natürlich, dachte Wolgin. >Und du hast es dir so gut merken können?<, fragte er.
    Ein gemeinsames Lachen rollte durch das Amphitheater. Wolgins Worte wurden von Kindern als ein Scherz verstanden - sie sahen nichts dabei, auf Anhieb ein paar Sätze einer fremden Sprache zu merken. Wolgin seufzte erleichtert - das ganz und gar nicht kindliche Verhalten von Fee hatten ihn verlegen verlegen gemacht, aber jetzt verhielten sich die Kinder auch wie welche. Ein Erwachsener würde es

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