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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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erzählen? Diese Kinder wussten nicht, was Geld war. Sollte er erzählen, dass diejenigen, die viel besaßen, entsprechende Privilegien haben wollten? Aber selbst die Vorstellung, dass einer mehr besitzen konnte als ein anderer, war längst aus dem Bewusstsein moderner Menschen verschwunden - also würde man ihn ebenso wenig verstehen.
    Elektra kam Wolgin zu Hilfe. »Kinder«, sagte sie, »wollt ihr, dass Dmitrij hier eine Vorlesung über ökonomische Beziehungen hält?«
    »Nein, nein!«
    »Und warum verlangt ihr dann Antworten auf die Fragen, die man nicht so ohne weiteres beantworten kann? Diejenigen von euch, die noch im ersten Lernjahr sind, werden alles mit der Zeit erfahren, und diejenigen, die die Mittelaltergeschichte bereits absolviert haben, müssten eigentlich selbst wissen, warum es diese Widersprüche gab. Ich bin über Fees Worte sehr erstaunt - es sieht ganz so aus, als müsste sie den Kurs wiederholen. Ihr habt euch gewünscht, Dmitrij zu treffen - jetzt ist er da. Also fragt ihn auch nur das, was ihn persönlich betrifft.«
    »Erzählen Sie uns vom Krieg!«
    »Wie konnten die Menschen sich gegenseitig umbringen?«
    »Warum waren Menschen einverstanden, gegeneinander zu kämpfen?«
    »Was haben Sie gefühlt, wenn Sie einen Menschen töteten?«
    »Erzählen Sie, wie sind Sie damals zur Schule gegangen?«
    »Wie war die Schule in Ihrer Zeit?«
    »Wartet!«, sagte Wolgin. »Nicht so viele Fragen auf einmal. Und außerdem, ich bin doch nicht alleine hier. Wollt ihr Maria oder Igor Sacharowitsch denn nichts fragen?«
    »Wen?«, fragte der Junge, der neben Fee saß. »Maria, das ist klar, aber wie haben Sie Igor genannt?«
    »Genug, Dmitrij!«, sagte Wtorow plötzlich auf Russisch. »Lassen Sie meinen Vatersnamen sein. Ich bin einfach Igor, und Schluss.«
    »Ja, gut, aber jetzt muss ich darauf antworten. Ich nannte ihn Igor Sacharowitsch«, ging Wolgin wieder zur modernen Sprache über. »Zu unserer Zeit nannte man einen Menschen nicht nur bei einem Namen, sondern auch beim Namen seines Vaters. Sachar war Igors Vater.«
    »Und wie hieß seine Mutter?«
    »Jelisaweta«, sagte Wtorow.
    »Also könnte man Igor-Sachar, oder Igor-Jelisaweta sagen?«
    »Nein, man hat nur die Vatersnamen benutzt.«
    »Warum?«
    »Erklären Sie es ihnen«, sagte Wolgin zu Wtorow. »Ich geb’s auf.«
    »Ich kann noch nicht so gut sprechen wie Sie.«
    Melnikowa stand auf. »Kinder!«, sagte sie. »Ihr habt schon wieder eine Frage gestellt, die eine ausführliche Antwort braucht. Es ist eben schwer, die verschwundenen Bräuche zu erklären. Die Tatsache, dass der Name des Vaters bevorzugt wurde, hat wieder wirtschaftliche Gründe - gebt euch damit zufrieden.«
    »Entschuldigen Sie!«
    »Wir machen es nicht mehr!«
    »Das macht doch nichts, Kinder. Wir freuen uns über eure Neugier, und wir werden auch versuchen, jede Frage zu beantworten, die euch interessiert.«
    Wolgin war verblüfft über die Leichtigkeit, mit der sich Melnikowa in der neuen Sprache verständigte - in dieser kurzen Zeit hatte sie offenbar große Erfolge gemacht und sprach nun fast so gut wie Wolgin selbst.
    »Reden Sie schon, Dmitrij!«, sagte Maria Alexandrowna.
    Wolgin sammelte erst einmal die Gedanken. Er musste nun vom Krieg reden, von dem dunkelsten Fleck vergangener Jahrhunderte, von einer Tätigkeit, die für die modernen Menschen und ganz besonders für die Kinder unmöglich schien - vom Töten der Menschen durch andere Menschen. Was musste er nun sagen, damit diese Kinder die grausame Pflicht verstehen konnten, von der seine Zeitgenossen geleitet wurden? >Ich müsste zuerst herausfinden, was sie selbst von den Kriegen der Vergangenheit denken<,, entschied er. >Dann wird es leichter sein, den richtigen Ton zu finden.<
    »Zuerst würde ich von euch gerne hören«, sagte er laut, »wie ihr das Wort Krieg versteht und was ihr über die Gründe denkt, die einen Krieg auslösen. Ich meine diejenigen von euch, die bereits Geschichtsunterricht hatten.«
    Fee stand auf — offenbar war sie eine der aktivsten Schülerinnen. »Ich muss den Geschichtskurs nicht wiederholen, um Dmitrijs Frage zu beantworten«, sagte sie und sah Elektra an. »Ein Krieg ist eine bewaffnete Auseinandersetzung unter Menschen, wobei die einen den anderen mithilfe von Gewalt ihre Denkweise aufzwingen wollen. Oder es ist ein Überfall eines Landes auf ein anderes, mit dem Ziel, sein Volk dem eigenen Einfluss zu unterwerfen. Ist das richtig?«, fragte sie, wobei sie wiederum Elektra

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