Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
anderen Augen. Das waren gewöhnliche Gebäude für diejenigen, die er bald sehen würde - die Phaetonen, die Wesen aus einer anderen Welt und einer anderen Kultur. Diese Gebäude verkörperten den Geschmack, die Gewohnheiten und die Technik- und Schönheitsvorstellungen eines anderen Volkes. Jetzt, wo er wusste, warum Kosmograd sich so sehr von anderen Erdstädten unterschied, sah Wolgin vieles, das ihm während seines ersten Besuchs gar nicht aufgefallen war. Ja, das war eine ganz andere Stadt, und andere solche Städte würde es auf der Erde weder jetzt noch irgendwann in der Zukunft geben.
    Ein Aref hatte Wolgin und seine Gefährten am Morgen des vierten Oktober nach Kosmograd gebracht, nachdem er den Weg von Leningrad in einer Stunde zurückgelegt hatte. Sie landeten direkt auf dem Flugfeld, weil bis zum Abflug des Raketengleiters zum Mars nur fünfzehn Minuten blieben. Wolgin hatte den Verdacht, dass eine solche Pünktlichkeit von der Sorge um ihn herrührte — offenbar wollte man ihn vor zuviel Aufregung bewahren. Diejenigen, die mit ihm flogen, hatten keinen Grund zur Aufregung - Mary und Wladilen hatten sich längst an die Raketengleiter gewöhnt, und für Wtorow, Melnikowa und Krischewskij war der Marsflug rein gar nichts im Vergleich zu ihrer interstellaren Reise. Sie waren bereits zum Pluto geflogen und erst vor kurzem von Europa nach Ganymed und von Ganymed zur Erde. Somit war Wolgin der einzige, für den die Weltallreisen eine völlig neue Erfahrung waren. Übrigens betrachteten die modernen Menschen einen Flug zum nächsten Planeten nicht mehr als eine Weltallreise - die Raketengleiter zum Mars, zur Venus und zum Mond flogen streng nach Flugplan, genau wie die Flugzeuge aus vergangenen Zeiten. Es war also ein ganz gewöhnlicher Passagierflug, nicht mehr und nicht weniger. Aber für Wolgin war der bevorstehende Flug und sein erster Abschied vom Planeten Erde keineswegs gewöhnlich, und konnte es auch kaum sein. Er versuchte, die quälende Aufregung zu verbergen, aber es war natürlich vergeblich. Alle sahen das und verstanden seinen Zustand nur zu gut — am Vortag des Abflugs war sogar Lucius nach Leningrad gekommen und hatte seinem »Sohn« die helfende Hand der Wissenschaft angeboten. »Sobald der Raketengleiter startet, wirst du dich sofort wieder beruhigen«, sagte er.
    »Ich habe keine Angst«, erwiderte Wolgin, »aber völlig ohne Aufregung geht es auch nicht. Das ist doch nur natürlich, also brauche ich keine Mittel dagegen. Hilf mir wieder einzuschlafen, mehr ist nicht nötig.«
    In der Nacht hatte Wolgin tief und fest geschlafen. Dann war er frisch und munter aufgewacht und hatte sich auf dem Flug lebhaft mit Wladilen unterhalten, genau wie mit Wiktor, der sie zum Flugfeld begleitete. Aber jetzt, als bis zum Abflug nur ein paar Minuten blieben, spürte er wieder eine starke Aufregung - nur dass das Warten diesmal nicht mehr lange dauern würde.
    Kotow war nicht bei ihnen - zwei Tage vor dem Abflug war er plötzlich krank geworden, und das hätte beinahe alles vereitelt, was davor vereinbart worden war. Melnikowa wollte den Kranken auf keinen Fall allein lassen, und ohne sie würde Mary sicher nicht mitfliegen, wahrscheinlich genauso wie Wolgin selbst. Doch der Arzt, den Wladilen gerufen hatte, hatte alle wieder beruhigt. »Das kommt einfach von zu viel Nervosität«, sagte er. »Nach etwas künstlichem Schlaf wird alles wieder in Ordnung sein. Der Flug zum Mars oder wohin auch immer sollte aber vorerst verschoben werden — zumindest um ein paar Monate. Neue Eindrücke sind das, was er momentan wirklich nicht braucht.«
    Man legte Kotow in ein Bett, wo er auch sofort einschlief, als wäre nicht Morgen, sondern Abend. Niemand, nicht einmal Melnikowa und Fjodorow, hatten bemerkt, wie es gemacht wurde — und Medikamente hatte Kotow eben-falls nicht bekommen. »Jetzt schläft er drei Tage durch«, erklärte der Arzt. »Einmal am Tag müsst ihr ihn wecken und ihm die Sachen zu essen geben, die ich hier aufgeschrieben habe. Danach soll er weiter schlafen. Nach drei Tagen wird er wieder gesund.«
    Nun hatte Melnikowa nichts mehr am Krankenbett zu tun und war einverstanden, mit den anderen zum Mars zu fliegen.
    »Und was ist mit dem Platz, den wir für Konstantin gebucht haben?« fragte Wolgin. »Bleibt er jetzt frei, oder was passiert damit?«
    »Das macht nichts«, sagte Wladilen. »In den Raketengleitern sind immer ein paar Plätze frei.«
    Niemand sonst wollte anstelle von Kotow fliegen, und so

Weitere Kostenlose Bücher