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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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erzählte, ließ diese Kinder, die den größten Respekt gegenüber der Arbeit mit der Muttermilch in sich aufgenommen hatten, sofort alles vergessen, was man ihnen vorher gesagt hatte. Man hörte ihm mit leuchtenden Augen, aufgeregten Gesichtern und angehaltenem Atem zu - es war das, was für diese Kinder verständlich und wertvoll war. Elektra lächelte - das war genau das, was die Kinder gebraucht hatten. Jetzt würde alles wieder in Ordnung sein, wenn sie das Gespräch nur nicht wieder in eine andere Bahn lenkten.
    Als Wolgin zu Ende gesprochen hatte, erzählte ein langes Schweigen am besten von dem Eindruck, den er mit dieser Erzählung gemacht hatte. Elektra stand auf und dankte ihm mit herzlichen Worten für die Unterhaltung. »Wir würden uns freuen, wenn Sie uns noch einmal besuchen würden«, fügte sie hinzu.
    »Ich denke nicht«, flüsterte Wtorow.
    Alle Kinder schlugen um die Wette vor, die Gäste mit einem Aref nach Hause zu fliegen, aber diese lenkten ab. »Wir würden gerne noch in der Stadt spazieren gehen«, sagte Wolgin.
    »Möchten Sie, dass wir Sie begleiten?«
    »Nein, danke. Wir schaffen es schon alleine.«
    Es war bereits neun Uhr abends. Über der Stadt sammelten sich Regenwolken - offenbar hatten die Wetterstationen für diese Nacht Regen geplant. Die Brückenbögen und Spiralbahngleise, die im Dunkeln leuchteten, hoben sich deutlich vom dunklen Himmel ab. In der Luft schwirrten zahllose Arefs, und auf den Straßen waren bedeutend mehr Menschen als am Mittag. Übrigens gab es nirgendwo eine Straßenlaterne, aber die Straßen waren dennoch von grellem Licht überflutet, welches von Häuserwänden und beweglichen Gehsteigstreifen sowie Linienarefs ausging, die jetzt viel öfter vorbeiflogen als früher. Man bekam den Eindruck, dass sogar die Luft selbst ein wenig leuchtete - und vielleicht war es tatsächlich der Fall. Wolgin und seine Gefährten gingen den äußeren, unbeweglichen Gehsteigstreifen entlang, wo nicht so viele Menschen unterwegs waren. In der Ferne sahen sie den oberen Teil des Boris Melnikow-Denkmals, der ihnen die Richtung zeigte. Die Statue, die am Tag wie aus Granit aussah, schien jetzt aus reinem Feuer zu bestehen, so, als wäre sie aus Glas und mit orangefarbenem Licht gefüllt.
    »Es war ein sehr guter Einfall von Ihnen, von der Arbeit nach dem Krieg zu erzählen«, sagte Melnikowa. »Das hat sie sehr beeindruckt. Sie hatten Recht -es war zuviel, ich habe vergessen, mit wem ich da gesprochen habe. Aber alles, was ich erzählt habe, ist für mich doch so wertvoll...«
    »Solche Unterhaltungen, und auch noch mit Kindern, darf man niemals ohne die gründlichste Vorbereitung durchführen«, erwiderte Wtorow. »Wir sind selbst an allem schuld - ich hoffe, das wird uns allen eine Lehre für die Zukunft sein. Und denkt ja nicht, dass Dmitrijs Schlussworte alles wieder gerade gebogen haben. Die Kinder haben sich alles gemerkt - ihre Gedächtnisse sind hervorragend.«
    »Ist doch nicht schlimm.« Wolgin lächelte. »Wenn sie erfahren, wie die Menschen vor ihnen gelebt haben, werden sie das, was sie jetzt umgibt, viel mehr schätzen. Wisst ihr noch, wie sie sich wunderten, als sie erfuhren, dass wir Erdkunde ohne Reisen und die Geschichte ohne Chronikfilme gelernt haben? Ihre Begriffe und Vorstellungen sind anders als bei uns - es erscheint für sie ganz einfach, in jedem Moment zu einem beliebigen Punkt auf der Erde zu reisen. Eine Weltumrundung ist für sie eine Angelegenheit von Minuten, und das moderne Kino ist das wirkliche Leben, ich habe es mehrmals bei Muncius gesehen.«
    »Ja«, sagte Melnikowa nachdenklich, »sie sind wirklich anders, als wir es waren. Und wie schön sie alle doch sind! Eine ganz andere Menschengattung, wie es scheint.«
    »Die Lebensbedingungen verändern von Generation von Generation das Menschenäußere«, bemerkte Wtorow. »Die übermäßige physische Arbeit förderte keineswegs die Schönheit. Übrigens, wie sehen jetzt eigentlich die Vertreter schwarzer und gelber Rassen aus?«, wandte er sich an Wolgin.
    »Ich weiß nicht, ich habe noch nie einen getroffen. Und die Lebensbedingungen, die Sie gemeint haben, sind überall die gleichen - denkt zum Beispiel an Kosmograd.«
    »Na, das ist doch kein Beispiel. Gerade Kosmograd sieht doch völlig anders aus.«
    Wolgin erinnerte sich an Lucius’ Versprechen, ihm von Kosmograd zu erzählen. »Ja, genau, wenn wir schon beim Thema sind - wisst ihr vielleicht, warum diese Stadt so ungewöhnlich

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