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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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undefinierbares Etwas über der Stadt sehen. Die Arefs, die aus der Stadt heraus flogen oder dorthin zurückkehren, flogen genau wie die Raketengleiter durch die Öffnungen, die sich für einen Augenblick öffneten und für die Orientierung der Piloten mit schwarzen Kreisen versehen waren. Übrigens hieß dieses Stadtdach nur aus Tradition eine »Kuppel« - in Wirklichkeit war es ein quaderförmiges Gebilde, das die Häuser, Gärten und Plätze Phaetongrads von der äußeren dünnen Atmosphäre trennte. Wenn man die Größe dieses Dachs betrachtete, war es absolut unbegreiflich, warum es nicht in sich zusammenstürzte.
    Die Stadtbewohner trugen immer normale Kleidung - offenbar wurde die Luft unter der Kuppel auch noch künstlich erwärmt. Wenn sie jedoch zur Arbeit außerhalb der Stadt gingen, zogen sie dichte Lederoveralls und luftdichte Helme mit Sauerstoffgeräten an, was dem Leben der »Marsianer« ein gewisses Kolorit verlieh.
    Am Abend nach der Ankunft besuchten die Gäste, die von Muncius begleitet wurden, wie versprochen die Phaetonen. Das Gespräch dauerte bis lange in die Nacht, wobei eine Lingmaschine, die nicht zu sehen war, alles von einer Sprache in die andere und wieder zurück übersetzte. Diese Maschine schien in den Tisch eingebaut zu sein, an dem sie saßen. Übrigens waren die Einrich-tungsgegenstände des Hauses, deren Linien sonderbar gewellt waren, den Menschen als zu niedrig und überhaupt nicht bequem vorgekommen. Es gab auch keine Sessel - diese wurden durch komisch aussehende »Hocker« ersetzt. Für ihre Gäste hatten die Phaetonen aber auch normale Erdmöbel vorbereitet.
    Bevor sie zu sprechen anfingen, warnte Muncius, dass man so leise wie möglich sprechen sollte, damit die Originalstimme sich nicht mit der Übersetzung vermischte. »Die Maschine ist sehr empfindlich und hört alles«, sagte er.
    Die Arbeit der Lingmaschine war sehr effektiv und verblüffte Wolgin vollkommen. Als er als erster eine Frage stellte, ertönte im Zimmer plötzlich seine eigene Stimme, die laut und deutlich unbekannte zäh fließende, fast gesungene Worte in einer unbekannten Sprache sagte. Die Maschine kümmerte sich nicht darum, wie schnell er sprach - sie merkte sich alle seine Worte und übersetzte sie, auch lange nachdem er wieder still war, ins Phaetonische. Und als Ajah seine Frage fast unhörbar beantwortete, hörte man seine Stimme, die klar in moderner Sprache redete, nur eben mit langen Pausen zwischen den Worten, die der langsamen Sprechart der Phaetonen entsprach. So ging dann auch das gesamte Gespräch voran - ruhig und gemächlich. Die Lingmaschine imitierte jede Stimme, wobei sie ihren genauen Laut und sogar die Intonationen wiedergab. Jeder hatte den Eindruck, als spräche er selbst in einer fremden Sprache, die fast keine Konsonanten zu besitzen schien.
    Dieses Mal bemerkten die Gäste bei ihren Gastgebern eine deutliche Langsamkeit, die ihnen beim ersten Treffen auf dem Landeplatz entgangen war — nicht nur bei ihrer Sprechweise, sondern auch in ihren Bewegungen und Gesten. Und dabei hatte Muncius doch gesagt, dass diese neun phaetonischen Wissenschaftler, die auf dem Mars arbeiteten, speziell als die beweglichsten und energischsten von allen ausgewählt worden waren. Wenn sie schon so waren, wie waren dann die anderen? >Wahrhaftig sind der Naturvielfalt keine Grenzen gesetzt!<, dachte Wolgin. >Für einen Menschen wäre es aber sehr schwer, unter ihnen zu leben.<
    In diesem Fall aber erwies sich die langsame Redeart der Phaetonen sogar als nützlich — alles, was sie erzählten, unterschied sich wirklich zu sehr vom Leben auf der Erde. Auf die Weise war es sogar leichter, über ihre Worte nachzudenken und sich das vorzustellen, was sich dahinter verbarg. Auf Muncius, Wladilen und Mary machten die Erzählungen der Phaetonen übrigens denselben Eindruck wie auf Wolgin, Melnikowa oder Wtorow - für sie alle war es eine gleichermaßen fremde und unverständliche Welt, die sich vor ihnen auftat. Das Leben auf dem Phaeton, die Beziehungen zwischen seinen Bewohnern, ihr Alltag — all das war unbekannt und erwies sich als ganz anders als auf der Erde. Nur die Arbeit jedes Phaetonen zum Wohle der Gemeinschaft, die der einzige wirkliche Motor des Fortschrittes war, setzte ein Gleichheitszeichen zwischen den Menschen und den Phaetonen. Und natürlich die Wissenschaft — die Erkenntnis der Natur und ihrer Gesetze. In dieser Hinsicht waren die Phaetonen den Menschen immer noch weit voraus. Sie

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