Die Rueckkehr der Phaetonen
gebaut worden. Alles Nötige wurde von der Erde gebracht, mit riesigen Güterschiffen, die täglich ankamen und nicht in der Stadt selbst landeten, sondern abseits, neben der zu bauenden Gravitationsstation. Diese Station war übrigens ein gigantisches Gebäude, fast so groß wie Phaetongrad selbst. Wolgin und seine Freunde staunten nicht schlecht, als man ihnen sagte, dass dieses Gebäude nicht die gesamte Station sei, sondern nur ein Teil davon, einer der Knoten eines mächtigen Komplexes. Gleiche Gebäude wurden zurzeit an fünfzehn weiteren Orten gebaut, die symmetrisch über die Marsoberfläche verteilt waren. Und neben jedem von ihnen war eine Stadt, ähnlich wie Phaetongrad, aber viel kleiner.
»Phaetongrad ist das Verwaltungszentrum des Mars«, erklärte Muncius, »und die Verbindungsstation zur Erde. In anderen Städten gibt es zum Beispiel keine Raumhäfen. Außerdem gibt es hier auch eine Filiale des Technikrats, von der aus die gesamte Arbeit auf dem Mars koordiniert wird, und hier befindet sich auch das Hauptquartier der Reinigungsabteilungen.«
Die überwiegende Mehrheit der Phaetongrader Bevölkerung arbeitete am Bau der Gravitationsstation. Nur wenige arbeiteten im öffentlichen Dienst oder am beginnenden Bau der Luftumwandler für die zukünftige neue Atmosphäre. In den Morgenstunden schien die Stadt unbewohnt zu sein, gegen Mittag erwachte sie langsam zum Leben, und am Abend füllten sich ihre Straßen, Gärten und Plätze mit einer lauten und fröhlichen Menschenmenge. Neunzig Prozent dieser Menschenmenge waren junge Leute. »Kann ja auch kaum anders sein«, hatte Wtorow dazu gesagt.
Der Arbeitstag auf dem Mars war bedeutend länger als auf der Erde — die Gravitationsstation, die von den Vernichtern so dringend gebraucht wurde, musste so schnell wie möglich ihren Betrieb aufnehmen, und deswegen ging die Arbeit rund um die Uhr. Die Menschen arbeiteten jedoch nur in der ersten Tageshälfte, danach überließen sie die weitere Arbeit den Maschinen, die die gestellten Aufgaben erledigten.
Den Gästen aus der Vergangenheit kam das Leben auf dem Mars viel intensiver als auf der Erde vor. »Endlich sehen wir die Arbeit, die mit ihrem Tempo an die unsere Zeiten erinnert«, sagte Wtorow. »Auf der Erde war es schwer zu bemerken, dass jemand arbeitete.«
Und tatsächlich, auf der Erde wurde die brodelnde menschliche Aktivität von dem kurzen Arbeitstag sowie von der Fülle an Automatik gewissermaßen getarnt. Man bekam den trügerischen Eindruck, als entstehe der gesamte Überfluss, der gesamte Komfort des Lebens von selbst, ohne dass die Menschen etwas damit zu tun hätten. Und obwohl die Menschen überall an der Arbeit waren, war es bei oberflächlicher Beobachtung schwer zu sehen, genau wie
Wtorow es gesagt hatte. Auf dem Mars hingegen sprang die Arbeitsaktivität einem sofort ins Auge. Fast alles wurde von Menschenhand gemacht - auf dem Mars gab es noch nicht so viele kybernetische Einrichtungen und intelligente Automaten, die für den Alltag dieser Epoche ausschlaggebend waren.
»Mir gefällt es hier«, sagte Wolgin. »Es ist irgendwie einfacher und verständlicher. Und es erinnert mich wirklich ein wenig an unsere Zeit. Schade, dass Wiktor nicht bei uns ist.«
»Ich werde ihm einen Flug hierher als Arzneimittel verschreiben«, grinste Melnikowa.
Die Gäste hatten sich im ersten Stock eines dreistöckigen Hauses niedergelassen, das inmitten eines Gartens mit blauen Büschen und violetten Bäumen stand. Die Inneneinrichtung unterschied sich in keiner Weise von der auf der Erde - es gab denselben Komfort und dieselbe Biotechnik. Der blaue Garten sowie die gesamte Stadt wurden jede Nacht vom Regen erfrischt, der von der Kuppel fiel. Woher man auf einem trockenen Planeten Wasser für diesen Regen bekam, blieb unklar - Muncius konnte Wolgins entsprechende Frage auch nicht beantworten. »Ich bin doch kein Ingenieur«, sagte er. »Aber ich denke, man stellt dieses Wasser künstlich her. Ein Luftumwandler in der Nähe von Phaetongrad ist bereits zum Teil in Betrieb - er fördert Wasserstoff und Sauerstoff aus dem Boden. Und aus diesen Gasen kann man bekanntlich sehr leicht Wasser herstellen.«
Ansonsten war nicht nur der Regen so rätselhaft, sondern auch die Kuppel an sich. Dieses komplizierte Bauwerk, das viele automatische Ausgänge besaß und mit einem Bewässerungssystem versehen war, war fast völlig unsichtbar. Nur am frühen Morgen, wenn die Sonnenstrahlen schräg fielen, konnte man ein
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