Die Rueckkehr der Phaetonen
keiner der Anwesenden ausgesprochen hatte. »Ein äußerst seltener Fall - aber es ist auch eine Tatsache. Aber etwas anderes ist noch viel interessanter.
Also, Irina starb während des Krieges und wurde in einem für die Zeit gewöhnlichen Holzsarg beigesetzt. Selbstverständlich ist von ihr nichts mehr übrig geblieben. Mit Dmitrij ist es anders. Er starb nach dem Krieg in Paris, in der Hauptstadt des ehemaligen Frankreichs. Sein Körper wurde in einen Bleisarg eingeschweißt... ich meine natürlich, der Bleisarg wurde zugeschweißt«, korrigierte er sich. »Zugeschweißt und zurück in die Heimat geschickt, in die ehemalige Sowjetunion. Der Ehemann wurde neben seiner Ehefrau beigesetzt. Und dann ist auch diese Inschrift auf dem Grabstein erschienen, die uns so sehr verwirrt hat. An meiner Stelle hätte sich jeder irren können - da ist nichts
Besonderes dabei. Nun ja. Unter dem Grabstein waren zwei Särge: Einer aus Holz und der andere aus Blei und luftdicht zugeschweißt...«
Lucius sprang auf. »Ja!«, schrie er und unterbrach Muncius. »Ich weiß jetzt, welche Träume Sie gemeint haben, Io. Wir müssen auf jeden Fall versuchen, diesen Bleisarg zu finden!«
»Ganz genau.« Io lächelte zum ersten Mal. »Auf jeden Fall, denn verrotten konnte er keineswegs. Das Blei ist kein Holz. Und wenn der Sarg auch noch gut zugeschweißt ist...«
Lucius, völlig wild vor Aufregung, unterbrach seinen Gesprächspartner zum zweiten Mal. »Was meinen Sie dazu, Wladilen?«, fragte er.
»Ich kann nur sagen, dass es in der Nähe der Lichtung keinen Sarg gibt«, sagte er entschlossen. »Einen so großen Gegenstand hätten wir auf jeden Fall sofort bemerkt.«
»Morgen werden zwei Geologen hier sein«, verkündete Muncius. »Es ist eindeutig, dass der Sarg an eine andere Stelle versetzt wurde - vielleicht durch Grundwasser oder auch durch Bodenverschiebungen. Wir werden viel Geduld brauchen, aber suchen müssen wir auf jeden Fall. Einen so glücklichen Zufall wird es bestimmt nicht wieder geben.«
Damit wurde das für Lucius (aber nicht für Io, dem das Getane niemals Leid tat) denkwürdige Gespräch beendet.
Am nächsten Tag begann die Suche. Es war keine leichte Aufgabe - einen Bleisarg in der Erde zu finden, an einer Stelle, die vollkommen unbekannt war, einen Sarg, der nach zwei Jahrtausenden weiß Gott wohin versetzt werden und in welche Tiefe sinken könnte. Aber die Hartnäckigkeit der Menschen hatte schon schlimmere Schwierigkeiten überwinden müssen - es kamen mehrere Dutzend Leute zur Hilfe, als das Vorhaben der vier Wissenschaftler bekannt wurde. Die Arbeitsfront hatte sich immens ausgeweitet.
Die geologischen Untersuchungen der Gegend ergaben nichts. Keine Spuren von unterirdischen Quellen wurden gefunden und die Meinungen der Geologen bezüglich der Bodenverschiebungen, die in den zweitausend Jahren passieren konnten, waren geteilt. Also musste man ohne jegliche Hinweise arbeiten - und das bedeutete, dass das Erdinnere einfach mit Videoskopen betrachtet und alles, was auch nur den geringsten Verdacht erweckte, auf die Oberfläche geholt werden musste. Eine solche Methode verlangte natürlich viel Zeit und Mühe. Die Suche wurde in konzentrischen Kreisen geführt, deren Radius sich immer weiter vergrößerte. Die Aufklärer der Vergangenheit entfernten sich immer weiter von der Lichtung und fanden dennoch nichts. Die Wochen vergingen — aber alle Mühe war vergeblich. Dmitrij Wolgins Sarg war einfach unauffindbar. Allmählich verloren viele die Geduld und hörten auf - aber an ihre Stelle kamen immer andere, die von Io und Lucius gerufen wurden.
Und irgendwann wurde die Hartnäckigkeit tatsächlich mit Erfolg belohnt. Eineinhalb Kilometer von der Stelle entfernt, an der die Bruchstücke des Marmordenkmals gefunden wurden, stieß man in einer Tiefe von etwa zwanzig Metern auf einen länglichen steinähnlichen Gegenstand. Der »Stein«, der auf die
Oberfläche geholt wurde, erwies sich als ein Bleisarg, der vollständig von Kalkablagerungen bedeckt war. Es schien, als wäre es der zweifellose Erfolg — aber die Wissenschaftler waren mit ihren Schlussfolgerungen immer vorsichtig. Inzwischen hatten die Mitarbeiter des historischen Instituts die alten Karten der Stadt U... und ihrer Umgebung in den Archiven gefunden - und es stellte sich heraus, dass der Fund genau an der Stelle gemacht wurde, an der bis zum dritten Jahrhundert der kommunistischen Ära der Stadtfriedhof war.
Also, wer war es nun, der im
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