Die Rueckkehr der Phaetonen
die in allen Zeiten beliebt waren, Tulpen, Dahlien, Mohnblumen und viele weitere, die in den letzten Jahrhunderten kultiviert wurden. Die riesigen Tannen, die sich an den Gehwegkreuzungen erhoben, berührten mit ihren schweren Ästen die leichten und schlanken Baumstämme tropischer Palmen. Im Schatten der Mangobäume, die voller Früchte waren, wuchs eine erstaunliche Vielfalt von wundersamen Orchideen. Norden und Süden, Osten und Westen schienen hier aufeinander zu treffen — und zwar nur mit den schönsten oder nützlichsten Arten ihrer Pflanzenwelten.
Die Luft, die vom Blütenaroma und dem angenehmen Geruch tropischer Früchte erfüllt war, war so klar und rein, dass man den Eindruck bekam, als gäbe es hier überhaupt keinen Staub — was übrigens auch der Fall war. In die-sem Reich wunderschöner Natur herrschte eine Stille, die niemals von etwas gestört wurde. Farbenfrohe Schmetterlinge, die wie Edelsteine in der Sonne funkelten, flatterten von einer Blüte zur anderen. Außer ihnen und goldbrauner Bienen war kein weiteres Insekt zu sehen - auf den Gehwegen krochen weder Ameisen noch Käfer. In der Luft gab es keine Anzeichen von Mücken und Fliegen, die normalerweise zu einem heißen Sommertag dazu gehörten. Manchmal flogen kleine, schöne Vögelchen von einem Ast zum anderen, die mit ihrem grellen Gefieder an Kolibris erinnerten. Andere Vögel schien es im Garten ebenfalls nicht zu geben.
Zwei Menschen gingen über einen der Gehwege, die mit feinen, gut gestampften Kieselsteinen gepflastert waren. Beide waren groß und sehr gut gebaut. Ihre Bewegungen waren schön, biegsam und so präzise wie die Bewegungen von Turnern. Der Mann, der einen für die Zeit gewöhnlichen Anzug anhatte — ein kurzärmeliges Hemd und kurze Hosen aus hellgrauem Stoff — war Wladilen. Seit der Suche nach dem Meteoriten und dem darauf folgenden Fund von Dmitrij Wolgins Sarg war der junge Astronom noch brauner geworden und jetzt war seine Haut fast schon glänzend schwarz. Diese Bräune, die bei jedem anderen Menschen übermäßig erscheinen würde, stand Wladilens schlankem Gesicht sehr gut - sie passte ausgezeichnet zu seinen charakteristischen Zügen, die eindeutig davon zeugten, dass in den Adern seiner Vorfahren arabisches Blut geflossen war.
Seine Gefährtin war eine junge Frau in einem kurzen dunkelroten Kleid, das am Rücken offen und vorn bis oben zum Hals geschlossen war. Ihre bloßen Knien und Unterschenkel glänzten vor goldener Bräune. Die Füße in kirschfarbenen hochhackigen Schuhen schienen sehr klein relativ zu ihrem Wuchs. Die hellblonden Haare der jungen Frau waren nach derzeitiger Mode offen und fielen frei auf den Rücken und die Schultern. Trotz weiblicher Feinheit der Züge sah ihr Gesicht dem von Lucius sehr ähnlich. Sie erzählte lebhaft irgendetwas und Wladilen, der den Kopf ein wenig in ihre Richtung geneigt hatte, hörte ihr aufmerksam zu.
»Am Ende«, erzählte sie, »hat man ihm auch diesen Versuch erlaubt. Es gab Widersprüche von allen Seiten und es wurden die unterschiedlichsten Standpunkte geäußert, aber schließlich hat es Vater mit Hilfe seines Gleichgesinnten Io doch geschafft, die Gegner zu überzeugen. Io ist der Meinung, dass man auch tapfer genug sein sollte, >B< zu sagen, wenn man schon >A< gesagt hat. Wenn ein Versuch erfolgreich durchgeführt wurde, dann gibt es keine Gründe, den nächsten zu verweigern. Der Vater sagt, man solle eine derartige Chance nicht vergeuden, ohne sie bis zum Ende ausgenutzt zu haben — der Versuch würde endlich den nötigen Schlussstrich unter viele Arbeiten ziehen, sowohl unter seine eigenen wie auch die seiner Vorgänger. Sie kennen meinen Vater, Wladilen. Er ist ein großer Wissenschaftler mit unübertroffenem Enthusiasmus. Ich liebe und respektiere ihn, aber diesmal kann ich ihm nicht zustimmen.«
»So? Warum das denn?«
»Dieser Versuch erscheint mir einfach unschön. Der erste hat keine Obduktion verlangt und besaß deswegen den Charakter einer einfachen Beobachtung. Das war etwas völlig anderes. Und jetzt... Man darf nicht vergessen, dass Vater es nicht mit einem Tier zu tun hat, sondern mit einem Menschen. Er mag tot sein, gut, aber er verdient dennoch Respekt. Welches Recht haben Vater, Io oder ein anderer, Versuche mit seinem Leichnam durchzuführen? Schließlich haben sie von diesem Menschen keine Zustimmung bekommen. Und ich bin auch nicht die einzige, die so denkt - mein Opa, Muncius, Sie kennen ihn ja, war ebenfalls
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