Die Rueckkehr der Phaetonen
mit dem Leichnam — aber damals waren Sie so beschäftigt, dass ich mich entschieden habe, nicht direkt zu Ihnen zu kommen.«
»Keine gute Entscheidung«, sagte Lucius. »Und was ist mit Ihrem Meteoriten? Haben Sie ihn gefunden?«
»Ja. Sobald die Suche nach dem zweiten Bleisarg eingestellt wurde - einen zweiten Sarg hat es ja auch nicht gegeben, Sie wissen doch - bin ich zu meiner Aufgabe zurückgekehrt. Der Stein war in die Tiefe von zweiundfünfzig Metern gesunken. Er war vollkommen ganz und wog vierhundertachtunddreißig Kilo. Aber leider war das ein Sonnenmeteorit.«
»Wie meinen Sie das?«
»Wir nennen die Meteoriten Sonnenmeteoriten, die sich innerhalb des Sonnensystems gebildet haben«, erklärte Wladilen. »Im Gegensatz zu den kosmischem, die von außerhalb kommen. Diese letzteren interessieren uns auch viel mehr.«
»Also war Ihre Arbeit umsonst?«
»Nein, warum denn? Die Sonnenmeteoriten sind auch nützlich, nur weniger als die anderen. Aber das ist jetzt ein unpassendes Thema und ich glaube auch kaum, dass es für Sie interessant ist - für mich übrigens momentan auch nicht. Jetzt würde ich mich gerne über Ihre Arbeit unterhalten - das ist auch der einzige Grund, warum ich hier bin.«
»Und so schnell lasse ich Sie auch nicht wieder gehen«, grinste Lucius. »Ich habe mich hier komplett eingereichtet und war in den ganzen drei Jahren noch nie draußen. Mary wohnt mit mir zusammen.«
»Ich habe sie schon gesehen. Wir sind gerade eben wieder auseinander gegangen. Und wo ist Ihr Vater?«
»Bei sich. Er hat uns vor zwei Jahren verlassen - wir haben einige Meinungsverschiedenheiten gehabt und uns seitdem nicht mehr natürlich gesehen.«
»Ihre Tochter hat mir da einiges erzählt. Außerdem habe ich die ganze Polemik genau überwacht, die im Zusammenhang mit Ihren Vorschlägen entstanden ist. Ich muss sagen, dass ich mit Ihnen voll und ganz einverstanden bin, auch wenn meine Meinung nicht viel Gewicht hat. Wie läuft es übrigens?«
»Sehr gut«, sagte Lucius und seine Augen blitzten. »Viel besser, als wir uns je hätten wünschen können. Sie haben den Körper vor drei Jahren gesehen. Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen wie er jetzt aussieht. Ich denke, Sie werden verblüfft sein.«
»Aus irgendeinem Grund bin ich mir da absolut sicher«, sagte Wladilen lächelnd. »Normalerweise erzählen Sie ziemlich wenig von Ihrer Arbeit.«
»Es muss so sein«, erwiderte Lucius. »Dieses übermäßige Interesse daran hat auch so schon zu viel Einfluss auf die Perspektiven.«
»Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Wladilen. »Aber ich denke, Sie werden schon alles erreichen, was Sie wollen.«
»Danke.« Lucius nickte.
Sie fuhren mit einem offenen Lift in das oberste Stockwerk des gewaltigen Gebäudes und gingen in die Laborhalle, die direkt unter der Kuppel war. Die gläserne Deckenwölbung ging direkt herunter bis zum Boden, und die Halle selbst war von Sonnenlicht überströmt, das frei durch die Milchglasscheiben dringen konnte. Es war aber nicht möglich, durch diesen Scheiben nach draußen zu sehen. Die Laboreinrichtung - die Schränke mit Gerätschaften, die Tische und sogar die Bänke und Sessel - war komplett aus Glas, was dem Labor ein gespenstisches Aussehen verlieh. Der glänzende Boden spiegelte alles, was sich darauf befand.
An den Tischen gingen ein paar Menschen in weißen Kitteln ihrer Arbeit nach. Einer von ihnen kam auf Lucius zu, als er ihn eintreten sah. Dabei spiegelte er sich so deutlich in der Bodenoberfläche, dass man den Eindruck bekam, als würde er über klares gefrorenes Wasser laufen.
»Habt ihr die Lösung ausgewechselt?«, fragte Lucius.
»Natürlich, aber Io hat angeordnet, die Konzentration von Wladilen um weitere fünf Prozent zu erhöhen.«
»Gut, gut.« Lucius nahm Wladilens Hand und führte ihn zu dem Gegenstand, der in der Mitte der Halle stand. Es war ein großer gläserner Kasten auf langen dünnen Beinen. Er war von allen Seiten geschlossen und mit klarer leicht rosafarbener Flüssigkeit gefüllt. In diesem Kasten schwebte, ohne den Boden zu berühren, ein menschlicher Körper, der ganz in die Flüssigkeit eingetaucht war. Oben, unten und an den vier Seiten des Kastens waren metallische Rohre von unterschiedlichen Reflektoren angebracht, die auf den Körper darin gerichtet waren. An diese Rohren waren biegsame, akkurat angeordnete Schläuche angeschlossen, die durch eine Öffnung im Spiegelboden irgendwo nach unten führten. Um den Kasten und die Reflektoren herum
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