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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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war im Abstand von drei Metern eine rote Schnur gespannt. »Diese Schnur darf man nicht überqueren«, sagte Lucius. »Sie würden in die Strahlungszone der Reflektoren geraten und sie sind sehr stark - ihre Strahlung ist für normal funktionierende Zellen gefährlich. Aber von hier kann man auch alles wunderbar sehen.«
    Wladilen ging dicht an die Schnur heran und betrachtete aufmerksam den nackten unbeweglichen Körper. Dabei wurde er von Aufregung gepackt, die aber nur natürlich war - das, was sich vor ihm befand, war mehr als ungewöhnlich. Je weiter er hinsah, umso erregter wurde er. Lucius hatte vollkommen Recht — der Anblick war wirklich verblüffend.
    Wladilen erinnerte sich noch sehr gut daran, wie er vor drei Jahren, Lucius’ Einladung folgend, zusammen mit Muncius in dieses Labor gekommen war, um sich den Leichnam anzusehen, der fast zweitausend Jahre in einem Sarg verbracht hatte. Damals hatte er eine mit der Zeit schwarz gewordene Mumie gesehen, die nichts an sich hatte, was man auch beim besten Willen lebendig nennen könnte. Gewöhnliche Tote bewahrten für ziemlich lange Zeit ein lebendiges Aussehen — besonders die Haut und die Haare zeugten davon, dass es in dem toten Organismus noch Leben gab. An der Leiche, die sie damals aus dem Grab geholt hatten, war jedoch alles hoffnungslos tot gewesen - sogar die Haare auf dem Kopf schienen versteinert zu sein und bei der leichtesten Berührung zerbrechen zu wollen. Jetzt, nach drei Jahren, befand sich wieder dieselbe Leiche vor Wladilen - aber ob es nun wirklich dieselbe war? Er begann, gegen seinen Willen daran zu zweifeln - vielleicht wollte ihm Lucius einen Streich spielen, indem er einen vor kurzem gestorbenen Menschen für eine zweitausendjährige Leiche ausgab? Wohin waren die Schwärze der ausgetrockneten Haut und das gesamte steinerne Aussehen der Mumie verschwunden? So sahen die Menschen einige Tage nach ihrem Tod aus, aber keineswegs Jahrhunderte. Die wachsähnliche gelbe Haut der Leiche erschien sogar leicht rosafarben wegen der Flüssigkeit, in der sie schwebte. Mehr noch, sie schien dem toten Körper sogar die Wärme des Lebens zu verleihen. Die Haare klebten nicht mehr am Kopf, sondern schwammen in der Flüssigkeit, und man brauchte sie nicht zu berühren, um zu sehen, dass sie wieder weich und seidig waren.
    »Das ist doch Zauberei!« Wladilen schüttelte den Kopf, als wäre er immer noch nicht davon überzeugt, dass er das alles wirklich sah und nicht träumte. »Wie kann es sein, Lucius? Was ist hier passiert? Als ich ihn vor drei Jahren gesehen habe, war er zweifellos eine Leiche. Und jetzt ist er fast schon lebendig!«
    Lucius lächelte dünn. »Nana, das ist schon ein wenig übertrieben«, sagte er. »Die Leiche ist nach wie vor eine Leiche. Aber die Hautzellen sind wieder lebendig, das ist wahr. Daher auch diese erstaunliche äußere Veränderung. Das ist das Ergebnis der ununterbrochenen Reflektorenstrahlung und der Wirkung der Nährlösung, in der sich der Körper befindet.«
    Wladilen packte Lucius’ Hand. »Heißt das, man kann Ihnen gratulieren?« fragte er. »Haben Sie Ihr Ziel also erreicht?«
    Lucius schüttelte den Kopf. »Bis jetzt gibt es noch nichts, weswegen man mir gratulieren könnte«, entgegnete er. »Darüber, was in dem Körper jetzt vorgeht, wussten wir Bescheid, noch bevor wir unsere Arbeit angefangen haben. Das ist die Wiederholung alter Versuche, nur eben in größeren Zeitmaßstäben. Die Zellen der Haut fallen leicht in den Zustand tiefer Anabiose und kommen auch vergleichsweise schnell aus diesem Zustand heraus. Wir haben schon längst bewiesen, dass nicht einmal zweitausend Jahre genügen, damit die Zellen endgültig sterben, also ihre Fähigkeit zum Stoffwechsel verlieren. Und das ist auch schon alles — nicht so viel, wie man sieht.«
    »Sie wissen doch ganz genau, dass es nicht so ist«, ertönte eine Stimme hinter den beiden.
    Lucius und Wladilen drehten sich um. Es war Io, der neben ihnen stand. »Ich freue mich, Sie zu sehen«, sagte er und schüttelte Wladilens Hand. »Wie kommen Sie denn hierher?« - Er drehte sich, ohne auf eine Antwort zu warten, zu Lucius um. »Warum auf einmal dieser Pessimismus, Lucius? Es sind nicht nur die Hautzellen, die wieder lebendig sind und das wissen Sie. Was ist denn los?«
    »Ich kann es noch nicht sehen«, sagte Lucius.
    »Sie vertrauen also nicht den Geräteanzeigen?«
    »Ich möchte es mit meinen eigenen Augen sehen.«
    »Wer hindert Sie denn daran, es zu

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