Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
ihnen fangen wir auch an. Dann würde ich gerne den Ort besuchen, wo mein Grab gewesen ist.« Er sah, wie Mary bei diesem Wort zusammenzuckte. »Dann fliegen wir nach Paris, dann nach New York, San Francisco, dann nach Japan ...« Er bemerkte, dass seine Gesprächspartner einen verständnislosen Blick wechselten, und erklärte: »Ein ehemaliges Land im Osten Asiens. Wie es jetzt heißt, weiß ich nicht. Und dann, über Sibirien ... na, wie soll ich es euch denn besser erklären? Meinetwegen über Asien, nach Ägypten. Kennt ihr das Wort etwa auch nicht?«
    »Doch, warum denn?«, erwiderte Wladilen. »Wir haben die antike Erdkunde auch gelernt. Sibirien, Ägypten ... ja, jetzt weiß ich es wieder. Du sprichst diese Namen so leicht aus — aus dir könnte ein hervorragender Lektor antiker Erdkunde werden.«
    Wolgin lachte. »Eigentlich hab ich mich für einen anderen Beruf entschieden«, sagte er. »So, und nachdem wir in Ägypten waren, kehren wir wieder hierher zurück. Das ist auch schon alles - der Rest interessiert mich momentan nicht so sehr.«
    »Diese Reise würde nicht sehr lange dauern«, sagte Mary. Sie erinnerte sich gut an die Bitte ihres Vaters, Wolgin so lange wie möglich reisen zu lassen. »Auf der Erde gibt es viel mehr interessante Orte als die, die du eben genannt hast. Du vergisst die modernen Verkehrsmittel - ein Aref fliegt sehr schnell.«
    »Ich habe aber vor, an jedem neuen Ort für unbestimmte Zeit zu bleiben«, entgegnete Wogin. »Die Städte, die ich genannt habe, will ich sehr ausführlich kennen lernen - also werden wir bestimmt nicht so schnell wieder zurück sein wie du denkst.«
    »Wie du meinst«, sagte Wladilen.
    Er wusste ebenfalls von der Bitte und auch von ihren Gründen, die Lucius ihm erklärt hatte. Aber was konnten sie denn tun? Wolgin hatte seinen Wunsch klar genug formuliert - es blieb nur zu hoffen, dass er es sich unterwegs anders überlegen würde.
    >Die Reise wird ihn sicher begeistern, und er wird mehr sehen wollen<, dachte Mary.
    Der Abflug war für den nächsten Morgen vereinbart worden. Ein schöner kirschfarbener Aref mit drei Sitzen, der so zierlich und ausgeschmückt war wie ein Kinderspielzeug, stand bereits vor der Veranda. Der Mann, der ihn auf Lucius’ Bitte hierher geflogen hatte, nahm einen von Muncius’ Arefs, ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen, und flog damit wieder zurück, wobei es so schien, als hätte er Wolgin überhaupt keine Beachtung geschenkt. Offenbar hatte er gedacht, dass dieser sich immer noch nicht dazu entschlossen hatte, in die Welt zu gehen.
    Die Selbstverständlichkeit, mit der dieser Mann fremdes Eigentum benutzte, ohne danach zu fragen, versetzte Wolgin ins Staunen, aber er sagte nichts und stellte auch nicht die Frage, die sich dabei aufdrängte. Offenbar taten es alle so
    - und außerdem hatte Muncius drei Arefs, von denen er nur einen brauchte. Andererseits wohnte Muncius manchmal auch mit anderen Menschen zusammen, wie zum Beispiel mit Wolgin selbst. Der Mann, der den Aref gebracht hatte, konnte nicht wissen, wie viele von denen die Hausbewohner brauchen konnten und hätte danach fragen müssen. Das war offensichtlich eine weitere Einzelheit des modernen Lebens, die Wolgin noch unbekannt war, und er dachte lange darüber nach. Schließlich glaubte er, es verstanden zu haben. Als Lucius um einen dreisitzigen Aref gebeten hatte, sagte er nichts darüber, wie sein Lieferant zurückkehren sollte. Daraus hatte dieser die Schlussfolgerung gezogen, dass er einen von Lucius’ Arefs benutzen konnte, und auch genauso gehandelt. Lucius konnte wohl kaum daran gedacht haben, dass der Lieferant zurück zu Fuß laufen sollte - die Menschen der neuen Ära dachten immer und überall an andere und kümmerten sich auch um sie, nicht nur um sich selbst. Und sie hatten sich ebenso an die Aufmerksamkeit anderer gewöhnt. Niemand zweifelte je daran, dass ein Mensch, der eine Bitte aussprach, sich auch seinerseits um denjenigen kümmern würde, der sie ihm erfüllte. So war es schon seit Jahrhunderten, und diese Eigenschaft war zur zweiten Natur der Menschen geworden.
    In der Nacht vor dem Abflug war Wolgin ziemlich aufgeregt und konnte nicht schlafen. Sein zweites Leben hatte nicht im runden Pavillon auf Zypern angefangen und auch nicht in Muncius’ Haus, in dem er in Einsamkeit gelebt hatte. Es würde morgen anfangen, wenn er sich, durch nichts gebunden und frei wie ein Vogel, ins Leben dieser Welt stürzen würde, ähnlich wie er sich in die Wellen

Weitere Kostenlose Bücher