Die Rueckkehr der Templer - Roman
ganze Zeit auf sein Gegenüber gerichtet. »Gott sei mit Euch, Beau Seigneur«, erwiderte er mit erstaunlich fester Stimme. »Hier muss ein Irrtum vorliegen. Wir sind Templer wie Ihr und haben eine solche Behandlung gewiss nicht verdient.«
Jack überlegte einen Moment, ob auch er sich vor dem Idioten verbeugen sollte, und kam zu dem Schluss, dass es schließlich nicht schaden konnte.
Berengar von Beirut blieb davon vollkommen unberührt. Ohne nähere Erklärung gab er ein Zeichen. Kurz darauf trugen zwei weitere Ritter einen Mann auf einer Trage durch die offene Tür herein.
Die Lippen blutleer, die Haut beinahe weiß, die Augen von tiefen Ringen umschattet, erinnerte der Kranke Jack an einen erlegten Pandabären. Allem Anschein nach war der Mann schwer verletzt. Die Templer hatten ihn so gut es ging versorgt, indem sie seinen Kopf und seine Brust mit weißem Leinen verbunden hatten. Jack hätte ihm aus seinem Equipment eine kreislaufstabilisierende Infusion verpassen und ihn mit Sauerstoff beatmen können, aber hier musste eine fachmännisch angelegte Bandage ausreichen. Plötzlich dämmerte ihm, was hier gespielt wurde. Der Typ sah aus wie einer der Männer, auf die er in der Wüste jenseits von Bethanien geschossen hatte. Sie hatten geglaubt, dass niemand überlebt hatte, und Gero hatte befohlen, die Leichname |367| der verkleideten Templer in der weiten Geröllebene den Wölfen und Löwen zu überlassen.
»Sie sind es«, hauchte der Verletzte. »Diese Männer haben das Dorf der Juden überfallen und unsere Brüder auf dem Gewissen.« Dann richtete er seinen matten Blick auf Jack Tanner und dessen Pistole, die immer noch auf dem Schreibpult lag. »Er ist der Dämon«, flüsterte der Todgeweihte beinahe andächtig. »Ihr müsst mir Glauben schenken! Mit diesem Ding da …« Der Mann schluckte krampfhaft, bevor er atemlos weitersprach und schwach auf die Pistole deutete. »… hat er die anderen lautlos und ohne Anstrengung in den Tod geschickt. Sogar vor den Pferden hat er nicht haltgemacht.«
Berengar von Beirut hob den Kopf. »Ist das wahr?«, fragte er gefährlich leise und richtete seinen stechenden Blick auf Tanner.
Jack blieb stumm und versuchte das Gesagte für sich zu übersetzen. Einiges konnte er verstehen, schließlich hatte er auf der Highschool Latein und Französisch gelernt. Aber Altfranzösisch verstehen und reden war nicht das Gleiche, und ein simples »non« wollte ihm einfach nicht über die Lippen kommen.
»Ist das wahr, Soldat?« Berengar brüllte so laut, das Jack zusammenzuckte, während er sich augenblicklich an Staff Sergeant Alex Daltry erinnert fühlte, der ihn während seiner Ausbildung bei den U.S. Marines mindestens genauso unmissverständlich um Aufmerksamkeit gebeten hatte.
Es fehlte nicht viel, und er hätte »Sir, Yes, Sir!« zurückgebrüllt. »Keine Ahnung, Sir«, presste er mühsam auf Französisch hervor. »Ich könnte Ihnen zeigen, wie es funktioniert.« Hoffnung keimte in ihm auf. Er streckte seine Hand vorsichtig nach der Pistole aus. Der Kerl würde doch nicht so blöd sein und ihm … die Waffe geben?
Berengar zögerte nicht lange und zückte einen eisernen Kampfhammer, der, mit einem Lederband versehen, an der Wand gehangen hatte, und schlug zu.
Reflexartig schloss Jack die Augen, doch statt
ihn
zu erschlagen, hatte Berengar die Pistole zertrümmert, samt Peter de Vezelays Schreibpult, was diesen nicht gerade zu erfreuen schien.
Jack starrte ungläubig auf das, was der Kampfhammer von der Heckler & Koch übrig gelassen hatte. Die Waffe sah aus, als wäre sie durch eine Schrottpresse gegangen.
|368| »Bringt sie in den Kerker!«, presste Berengar hervor. »Das Kapitel am Sonntag wird entscheiden, ob sie geköpft, gevierteilt, gehängt oder verbrannt werden.«
Arnaud stand staunend in der Empfangshalle des Königspalastes. Überall wallten Seidenvorhänge entlang der bleiverglasten, hohen Fenster. Große Teile der glatt gemauerten Wände waren mit kunstvollen orientalischen Teppichen verkleidet. Auf den Böden hatte man kostbaren italienischen Marmor verlegt. Von der Decke baumelten gigantische Silberampeln, über und über mit gläsernen Öllichtern bestückt.
Hohe, mit Schnitzereien und silbernen Beschlägen verzierte Holztüren, die zum Teil offen standen, führten in weitere, prunkvoll ausgestattete Gemächer.
Geros Miene ließ darauf schließen, dass ihn diese Pracht genauso beeindruckte, obwohl er schon einige Königshäuser von innen gesehen
Weitere Kostenlose Bücher