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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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Begräbnis gewährte und sie nicht exkommuniziert in einem ungeweihten Loch verscharrt würden. Der Gedanke, dass ihnen dann das Paradies verwehrt sein und er Hannah nie wiedersehen würde, quälte Gero mehr als die Aussicht auf einen grausamen Tod.
    Einzig erleichterte ihn, dass seine Männer trotz allem Haltung bewahrten. Lediglich Tanner taumelte umher wie ein Narr, was wohl daran lag, dass er sich ein Magenleiden eingefangen und sich die ganze Nacht lang übergeben hatte. Blieb zu hoffen, dass er nicht schon während der Verhandlung verstarb. So etwas konnte leicht als ein Gottesurteil ausgelegt werden und erschien deshalb nicht von Vorteil.
    Ihre Wachen stießen sie an den Wartenden vorbei in die große, mit Licht durchflutete Halle, deren quadratische Glasfester ausschließlich im oberen Drittel der hell verputzten Wände eingelassen worden waren, damit von draußen niemand hereinschauen konnte.
    Gnädigerweise wurde es Gero und seinen Mitangeklagten sogar erlaubt, sich auf einer hölzernen Bank niederzulassen, die seitlich zu den Tischen und Stühlen der Kapitelvorsitzenden aufgestellt worden war. Überhaupt schien Berengar von Beirut, der als Komtur neben dem Großmeister und Marschall Hugo Salomonis de Quily saß, alles darangesetzt zu haben, dass die Verhandlung ihres Verbrechens als ordentliche Versammlung des örtlichen Kapitels daherkam. Ein Protokollführer im braunen Habit saß zur Linken von Peter de Vezelay, der als Seneschall nicht fehlen durfte, und zeichnete mit Tinte und Federkiel alles urkundlich gesiegelt auf einem Stapel von Pergament auf, damit hinterher niemand sagen konnte, es sei bei dem Prozess nicht mit rechten Dingen zugegangen.
    |458| Mit einem mulmigen Gefühl nahmen die fünf Angeklagten Platz, direkt gegenüber von Bischof Ralph, der sie mit mürrischer Miene taxierte.
    Der hochdekorierte Kleriker und autorisierte Vertreter des Papstes im Heiligen Land war für den Anklagepunkt Häresie hinzugebeten worden. Der Bischof, ein glatzköpfiger, hagerer Mann, war ohne Zweifel ein überzeugter Asket. Solche Männer waren bekannt für ihre disziplinierte Haltung auch bei der Begehung von Sünden und entsprechend gnadenlos in ihrem Urteil.
    Während den anderen Angeklagten die Unruhe anzusehen war, knurrte Struan gut hörbar der Magen.
    »Himmel, Arsch und Zwirn«, zischte Johan, »ich könnte kotzen, und der Schotte denkt schon wieder ans Essen.«
    »Ruhe da«, tönte Berengar von Beirut vom Richterpult aus. »Sonst sorge ich dafür, dass man euch umgehend die Zunge herausschneidet.«
    Gero beobachtete, wie die übrigen Bänke sich mit Ordensrittern füllten. Gewöhnliche Brüder oder Brüder auf Zeit waren bis auf den Schreiber nicht zugelassen. Mit etwa fünfzig Teilnehmern war es fast eine intime Verhandlung, aber schließlich befand man sich mitten in einer Belagerung, was die Entscheidung, nur die ranghöchsten Brüder teilnehmen zu lassen, erklärte.
    Kapitelversammlungen verliefen immer unter Ausschluss ordensfremder Personen. Normalerweise hatte der Orden kein Interesse daran, dass die Verfehlungen der Ritter nach außen drangen, und auch in diesem Fall ging es wohl eher darum, sich gegenüber dem Königshaus und seinen Verbündeten zu rechtfertigen. Wahrscheinlich würde man diesmal sogar so weit gehen, dafür zu sorgen, dass die Verhandlung und deren Ergebnis unter den Bewohnern Jerusalems bekannt wurden. Somit konnten alle Zweifel, der Orden würde seine eigenen Sünder nicht adäquat bestrafen, mit einem Schlag ausgeräumt werden.
    Als der Letzte das eiserne Portal der Kapelle hinter sich geschlossen hatte, erhoben sich alle und sprachen ein Vaterunser. Dann folgte ein ellenlanger lateinischer Text, der die Vorsitzenden und zwölf Geschworenen, die das Ordenskapitel bei der Wahrheitsfindung unterstützen, auf das einstimmte, was von offizieller Seite erwartet wurde: eine Verhandlung nach dem Strafrecht des Ordens und damit im Namen des Herrn.
    Eine Farce – wie Gero befand. Sein Blick wanderte entlang der vielen |459| unterschiedlichen Gesichter und landete in der letzten Reihe bei einem Mann, der ihm bestimmt nicht mehr aus dem Gedächtnis gehen würde: André de Montbard.
    Der grauhaarige Templer schaute ihn von weitem durchdringend an. Die braunen Augen des Mannes schienen ihn regelrecht zu durchbohren, als ob er ihn kennen würde, dabei hatten sie einander nur einmal gesehen. Gero fragte sich immer noch, ob sie es womöglich sogar Montbard zu verdanken hatten, dass sie nun

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