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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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höchstselbst hatte seine Teilnahme zugesagt, obwohl er sich mitten im Krieg befand. Er wurde noch am Vormittag aus Gaza erwartet. Ralph von Bethlehem, den offiziellen Vertreter des Patriarchen, hatte man eingeladen, damit er als kirchlicher Advokat und Vertreter des Papstes die Verhandlung führte.
    Das Ganze war ein Schauprozess, indem man sie vor Generalkapitel und Papst für all die Missetaten verantwortlich machte, die Tramelays verirrte Seelen in den vergangenen Monaten begangen hatten.
    Deshalb lauteten die Anklagepunkte auch auf Verrat an die Sarazenen, Mord an den eigenen Brüdern und Häresie, da sie sich satanischer Mittel bedient hatten, um ihre Verbrechen durchzuführen. Dass die Ordensführung einen solchen Prozess dazu nutzte, um ihre Hände vor Papst und Klerus in Unschuld zu waschen und gleichzeitig zu beweisen, dass man sich für die lückenlose Aufklärung von solchen Anschuldigungen einsetzte, stand außer Frage.
    »Du kannst mich mal«, murmelte Johan, als einer der wachhabenden Brüder Büßerhemden durch die Gitterstäbe warf, damit sie diese gegen ihre Templeruniformen tauschten. Schnaubend zog er sich die Hose herunter und streckte dem Bruder seinen nackten Hintern entgegen. Dann zog er sich mit halb herabgelassener Hose in eine Nische zurück, wo er sein Morgengeschäft auf einem stinkenden Holzeimer erledigte.
    »Könnte sein, dass sie dir gleich deinen hübschen Allerwertesten mit der Peitsche verschönern«, rief ihm der wachhabende Bruder verärgert zu. »Wenn du nicht gehorsam bist.«
    |456| Johan war sich darüber im Klaren, dass ihn vermutlich etwas weit Schlimmeres erwarten würde als die Rute des Meisters, die im Orden bei den üblichen Bagatellvergehen gerne vor dem gesamten Kapitel zum Einsatz kam.
    »Wir werden unsere Chlamys nicht ablegen, solange wir nicht schuldig gesprochen sind«, fuhr Gero den Wachmann an. »Niemand hat das Recht, uns vorzuverurteilen.«
    Bis auf Tanner, der offenbar gar nicht wusste, worum es hier eigentlich ging, und Johan, der immer noch auf dem Eimer hockte, traten Gero und seine Kameraden mit finsteren Blicken an das Gitter heran. Der wachhabende Bruder wich instinktiv zurück. Allein die physische Präsenz der Männer hielt ihn davon ab, auf dem Kleiderwechsel zu bestehen.
    Einige Zeit später, nachdem er ihnen hastig Brot und Wasser durch die Gitterstäbe gereicht hatte, wurde es laut in den verzweigten Gängen. Eine Eskorte von zwanzig Brüdern – alle schwerbewaffnet und mit verschlossenen Gesichtern – blieb vor ihrem Käfig stehen.
    »Aufmachen!«, hallte es hart von den Wänden wider.
    Der Kommandeur, ein hagerer Kerl mit einem sonnenverbrannten Gesicht, hatte den Befehl erteilt, und prompt eilte ein Wächter herbei. Offenbar gehörte der junge Befehlshaber zu Tramelays Eskorte, die man wegen des anstehenden Prozesses vor Askalon abgezogen hatte. Ein Beweis dafür, wie wichtig dem Orden ihre Verurteilung war.
    Gero sah angesichts dieser Übermacht keine Chance zu entkommen.
    Von schwerbewaffneten Brüdern eskortiert, wurden sie aus dem Kerker an die Oberfläche des Tempelbergs geführt. Gero kniff die Lider zusammen, als er die Plattform erreichte. Der Morgen war heiß, und der helle Marmor reflektierte gnadenlos das gleißende Tageslicht.
    Ihr Weg führte in die nachträglich angebaute Kapelle, die sich an das Refektorium von al-Aqsa anschloss und als Ort der Weihe und als Versammlungshalle diente.
    Vor der Kapelle hatten sich etliche Männer im Templerhabit versammelt, aber auch kirchliche Würdenträger, die aufgrund ihrer Gewandung durchaus dem Orden zugeordnet werden konnten. Tramelay und seine Leute würden den Anlass gründlich zu nutzen wissen, um mit Gerüchten aufzuräumen, dass er und seine Leute hinter den Überfällen der vergangenen Wochen und Monate steckten.
    |457| Ein Seitenblick zu Johan und Stephano versicherte Gero, dass er nicht der Einzige war, der still zu beten begonnen hatte.
    Falls, wie zu erwarten war, ein Todesurteil fiel, würde man sich mit der Umsetzung nicht viel Zeit lassen. Nur mit einem harten Durchgreifen konnte man eine solche Sache aus der Welt schaffen und die aufgebrachten Gemüter beruhigen.
    Am meisten ärgerte Gero sich über sich selbst und die mangelnde Planung, der sie trotz gewisser Einblicke in diese Zeit und ihres Wissens um vergangene Ordensangelegenheiten zum Opfer gefallen waren.
    Gestorben aus Dummheit, müsste auf ihren Grabsteinen stehen – wenn man ihnen überhaupt ein ordentliches

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