Die Rueckkehr der Templer - Roman
leibhaftige Furie zu sein.
Khaled hob irritiert eine seiner schwarzen Brauen und trat näher an sie heran.
Freya, die sich weder von seinem düsteren Ruf noch von seinem guten Aussehen beeindrucken ließ, trat ihm verärgert entgegen. »Wir hätten längst einen Boten entsenden müssen, der nach unseren Männern sucht und ihnen sagt, dass wir gerettet sind und sich dieser vermaledeite Kelch in unseren Händen befindet. Woher sollen sie wissen, dass sie ihr Leben vollkommen umsonst aufs Spiel setzen, wenn sie diesem größenwahnsinnigen Großmeister folgen?«
»Ich habe dir doch gesagt«, verteidigte sich Khaled, »dass das nicht so einfach ist, wie es klingt. Wir wissen nicht, wo Abu Aziz sich gerade aufhält. Und ich habe nicht die geringste Ahnung, ob wir Tramelay geradewegs |646| in die Arme laufen, wenn wir dort hinunterreiten. Er weiß, dass wir nicht auf seiner Seite stehen, und wird sich umso mehr wundern, wenn wir auf dem Schlachtfeld auftauchen und ein paar seiner Templer zur Fahnenflucht überreden. Wenn er auch nur ahnt, dass wir etwas über den Kelch wissen, kommt er womöglich sogar auf die Idee, seine Pläne, die Festung zu erobern, zu ändern und uns verfolgen zu lassen. Außerdem ist so ein Kampf kein Spaziergang. Wenn man zwischen die Fronten gerät und nicht aufpasst, wird man zermalmt wie ein Käfer unter einem Stiefelabsatz.«
»Ach ja?« Freya wollte sich mit dieser Antwort keineswegs zufriedengeben.
»Wenn ihr Kerle zu feige seid, gehen Hannah und ich eben allein. Wir geben uns als Marketenderinnen aus, die dem Tross folgen. Vom Heerlager aus werden wir uns nach vorne arbeiten. Irgendwo werden Johan, Gero und die anderen schon sein, wenn es stimmt, dass Montbard sie wegen des Kelches in diese Mission entsandt hat und sie befürchten müssen, dass wir uns immer noch auf der Festung befinden.«
»Ich glaube, der Kelch ist ihnen inzwischen ziemlich gleichgültig«, berichtigte Arnaud die Lage. »Aber es trifft zu, wenn du sagst, dass wir sie davon abhalten müssen, zusammen mit Tramelay die Festung zu erstürmen.« Über seinen wachen, braunen Augen hatten sich Sorgenfalten gebildet. »Ich habe nur noch keine Vorstellung, wie wir am schnellsten und am unauffälligsten an sie herankommen können.«
»Ich mache das.« Struan war aufgestanden und hatte dabei Amelie, die sich immer noch schutzsuchend an ihn schmiegte, sanft zur Seite geschoben.
Die ganze Nacht über hatte er seine Frau in den Armen gehalten. Von früheren Erlebnissen traumatisiert, war sie nicht so leicht zu beruhigen. Groß und breit baute er sich nun vor Freya und Khaled auf und schaute sie abwechselnd an. »Arnaud wird mich begleiten. Wenn wir keine Turbane tragen, könnten wir uns durchaus als Waffenknechte und Knappen in die hinteren Reihen schmuggeln und von dort aus nach vorne durchbrechen.« Er klopfte seinem provenzalischen Bruder kameradschaftlich auf die Schulter.
Khaled musterte die beeindruckenden Arme des Schotten, dessen kantiges Gesicht und den gefährlichen Blick, der sogar die Fatimiden nervös gemacht hatte. »Klar«, sagte er tonlos und lächelte ironisch. |647| »Wenn die denken sollen, dass du ein Knappe bist, war meine Mutter ein Dschinn.«
Amelie war aufgesprungen und klammerte sich an Struans Unterarm.
»Sosehr ich mir wünsche, dass Gero, Johan, Stephano und Anselm nichts Böses geschieht«, stieß sie ängstlich hervor, »bitte, Struan, lass mich nicht noch einmal alleine.«
»Sie werden euch entweder für Sarazenen halten oder für fahnenflüchtige Krieger «, bekräftigte Khaled seine Bedenken.
Rona schüttelte den Kopf. »Ich denke, das müssen wir selbst irgendwie hinbekommen.« Sie warf ihrer Schwester einen angespannten Blick zu.
»Lyn und ich würden euch gerne helfen, aber Tramelay und seine Leute dürfen uns keinesfalls erkennen, sonst wissen sie sofort, dass wir etwas mit der Sache zu tun haben. Und verschleiert brauchen wir da unten im Moment nicht aufzutauchen, dafür ist das Misstrauen gegenüber den Fatimiden zu groß. Man würde uns an jedem Kontrollposten auffordern, unsere Gesichter zu zeigen, um sicherzustellen, dass wir keine Spione sind.«
»Wenn uns sonst niemand unterstützen kann«, gab Hannah mit einem zerknirschten Blick Richtung Struan und Arnaud zurück, »gehen Freya und ich eben alleine dort hinunter.« Ihr Wille, Gero möglichst bald unversehrt in ihre Arme schließen zu können, war ungebrochen. Was danach geschah, würde man sehen. Ob es einen Sinn hatte,
Weitere Kostenlose Bücher