Die Rueckkehr der Templer - Roman
schnitt er eine Schneise in die Menge und verschaffte ihnen den Zugang zum Hauptgebäude. Zielsicher steuerte er auf ein eisenvergittertes Spitzbogentor zu, das von zwei schwerbewaffneten Männern geschützt wurde. Dort sprach er eine weitere Losung, und mit einem leichten Quietschen wurde das verschnörkelte Tor zur Seite gezogen. Als sie den Durchgang passiert hatten, wurde das Gitter unverzüglich hinter ihnen geschlossen.
Lyns mulmiges Gefühl, das sie schon eine Weile begleitete, verstärkte sich, als ein fensterloser, langer Gang folgte, der von lodernden Fackeln illuminiert wurde. Unvermittelt wurde es eng in ihrer Brust, eine undefinierbare Kälte erfasste ihre Glieder. Es musste etwas mit diesem Ort zu tun haben, mit dem, was einst hier geschehen war. Eine brutale Szene flackerte aus ihren Erinnerungsdateien auf, die Ausschnitte der blutigen Eroberung Jerusalems durch die fränkischen Kreuzritter vom 7. Juni bis zum 15. Juli 1099 aufzeigte. Tausende Muslime und auch jüdische Bewohner, ja selbst einheimische Christen hatten wegen der Habgier der christlichen Eroberer auf grausamste Weise ihr Leben lassen müssen. Nach monatelangen Entbehrungen und furchtbarem Leid, das den Invasoren selbst auf dem Weg zur Heiligen Stadt widerfahren war, hatten sie sich von anständigen Christenmenschen |98| in unberechenbare Bestien verwandelt, die alles niedermetzelten, was ihnen in die Quere kam. Seit jenen Tagen herrschten die christlichen Machthaber über diese Stadt und das sie umgebende Land. Lyn war überzeugt, dass die düsteren, energetischen Schwingungen sterbender Menschen, die an diesem Ort immer noch nachhallten, an ihrem plötzlichen Unwohlsein Schuld trugen.
Khaled führte sie unterdessen zu einem weiteren, von Feuerkörben beleuchteten Innenhof, in dem ein plätschernder Springbrunnen stand, der von mannshohen Zypressen umrahmt wurde. Über deren Spitzen war zu Lyns Überraschung ein großer gelber Mond aufgezogen.
Khaled marschierte auf ein dunkles, metallbeschlagenes Tor zu. Ab und an versicherte er sich, dass Rona und Lyn ihm noch folgten. Lyn sah sich fasziniert um.
»Na, wie gefällt es dir, in einer fernen Galaxie gestrandet zu sein?«, fragte Rona mit einer leichten Ironie in der Stimme.
Lyns Blick fiel auf Khaled, der an einer bronzenen Eingangstür stehen geblieben war und auf sie wartete. Im fahlen Mondlicht schimmerte sein glänzend schwarzes Haar bläulich, und seine markanten Gesichtszüge traten deutlich hervor.
»Ich denke, es kommt wie üblich auf die Bewohner an«, antwortete Lyn, ohne eine Miene zu verziehen.
Kapitel 4
Der Plan
August 2005 – Deutschland/Eifel-Forschungszentrum
C.A.P.U. T.
Die Morgendämmerung tauchte das romantisch anmutende Himmelbett in ein verschwommenes Licht, als Gero mit einer zärtlichen Geste nach Hannah tastete, um sicherzugehen, dass sie an seiner Seite lag. Abgestützt auf einen Ellbogen hatte er sich halb aufgerichtet und betrachtete sie mit verträumtem Blick. Dass dieser attraktive Mann mit |99| den einzigartig himmelblauen Augen ausgerechnet sie zu seiner Traumfrau auserkoren hatte, erschien ihr wie ein nicht enden wollendes Wunder. Nur zu gerne wandte sie sich ihm zu und hob ihre Hand, um ihm durch die dunkelblonden, seidigen Strähnen zu fahren, die ihm inzwischen bis zu den Schultern reichten. Ihre Finger glitten weiter nach unten über seinen kurzen, weichen Vollbart, dessen Farbe um einige Nuancen heller wirkte und den er alle paar Tage mit einem Messer auf höchstens einen Zentimeter trimmte.
Gero beugte sich ein wenig zu ihr hinab, und sie kam ihm entgegen, damit sich ihre Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss vereinen konnten, dem sie sich einen Moment lang hingab, bis ihr Mund den Weg hinab zu seinem glattrasierten, muskulösen Hals fortsetzte und dann bis zu seiner rechten Schulter. Dort liebkoste sie eine wulstige, langgezogene Narbe, die von einer Verletzung stammte, die ihn beinahe das Leben gekostet hatte.
Mit einem verliebten Blick warf Hannah ihre kastanienbraunen Locken zurück und zog das Laken zur Seite. Lächelnd präsentierte sie ihm vollkommen nackt ihre milchweißen Brüste. Gero hieß ihre Aufforderung mit einem verwegenen Lächeln willkommen und drückte sie kraftvoll zurück in die Kissen. Sanft spreizte er ihre Schenkel und senkte seinen Mund auf ihre anschwellende Knospe. Völlig entrückt spürte sie seinen heißen Atem und seine raue Zunge, mit der er ihr eine tiefe Lust verschaffte.
Ein verräterisches
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