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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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unbestätigten Lizenz für Zeitreisen, wie sein Luxemburgischer Kollege Paul Colbach gerne witzelte, trug eine nicht geringe Schuld daran, dass nicht nur Hannahs und Geros Leben mit einem Schlag aus den Fugen geraten war, sondern auch das des inzwischen dreizehnjährigen Matthäus von Bruch.
    Der blond gelockte kleine Kerl, der optisch Geros Sohn hätte sein können, war mit ihm zusammen versehentlich in die Zukunft transferiert worden.
    Matthäus war Knappe und bezeichnete Gero als seinen Herrn. Ein Umstand, an den sich Hannah Schreyber erst einmal gewöhnen musste, nachdem sie quasi über Nacht als eingefleischte Singlefrau die Verantwortung für eine mittelalterlich geprägte Familie übernommen hatte.
    Dass Gero, dessen zur Ruine verfallene Heimatburg kaum zwanzig Autominuten entfernt lag, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ausgerastet war und Tom als vermeintlich Verantwortlichen für seine Misere beinahe umgebracht hatte, konnte sie im Nachhinein gut verstehen.
    Im Zwielicht zeichneten sich unter dem weichen Bart Geros harte Konturen ab, und einmal mehr wurden Hannah die emotionalen Gegensätze |102| bewusst, die seinen Charakter ausmachten und die sie bereits bei ihrer ersten Begegnung magisch angezogen hatten. Schaudernd erinnerte sie sich an seine muskulöse Gestalt, die sie zutiefst verängstigt hatte, und die himmelblauen Augen, die sie regelrecht durchbohrt hatten. Wie ein wildes Tier war er ihr vorgekommen, als er mit seinen großen, kräftigen Händen in ihre langen, kastanienfarbenen Locken gegriffen hatte, um sie daran zu hindern, vor ihm Reißaus zu nehmen. Anschließend hatte er ihr ohne Anzeichen von Mitgefühl seinen sehnigen Unterarm um den Hals gelegt, in der Absicht, ihr unmissverständlich klarzumachen, wer hier das Sagen hatte. Hannah war zum Schein darauf eingegangen, weil sie Tom versprochen hatte, sich um den gestrandeten Templer zu kümmern. Dabei war Gero ihr im Umgang mit Matthäus erstaunlich liebevoll erschienen. Er bedachte seinen Knappen mit äußerster Sorge, und auch sie hatte den Jungen schnell in ihr Herz geschlossen. Verfolgt von König Philipp IV. von Frankreich und aus dem Jahr 1307 auf wundersame Weise in die Zukunft gelangt, waren sie verloren in einer Welt, die sie ohne Hannahs Unterstützung niemals würden verstehen können.
    Matthäus zeigte dabei weit weniger Anpassungsschwierigkeiten als sein mitunter äußerst sturer Herr. Hannah liebte den Jungen inzwischen wie ein eigenes Kind. Die Vorstellung, ihn eines Tages wieder verlieren zu können, versetzte sie in Panik.
    Ihre Hand wanderte zu Geros Schläfe, und wieder lächelte er mit geschlossenen Lidern wie ein unschuldiger Engel, als sie ihn ganz sacht zu streicheln begann. Dass diese Bezeichnung nicht auf ihn zutraf – obwohl er fünfmal am Tag betete –, wusste sie spätestens, seit er bei einem ebenso unfreiwilligen Ausflug in seine Zeit ihr Leben gerettet hatte. Mit einem Schwert, das ihm sein Vater, Richard von Breydenbach, zur Schwertleite, im Frühjahr 1297 als Geschenk überreicht hatte, hatte er ihrem Entführer die Hand abgeschlagen. Die Erkenntnis, dass er darüber hinaus im Notfall einen Feind mit den bloßen Händen töten konnte, hatte sie zunächst erschreckt. Obwohl sie sich denken konnte, dass seine Erziehung eine vollkommen andere gewesen war und seine Werte sich eindeutig von denen moderner Menschen unterschieden, liebte sie ihn mehr, als sie jemals einen Menschen ihrer Zeit geliebt hatte.
    Was vielleicht daran lag, dass er im Gegensatz zu Tom, der während |103| ihrer Verlobungszeit überwiegend seine Forschungsarbeiten im Kopf gehabt hatte, intensiver lebte und als echter Ritter Werte wie Glauben, Ehre und wahrhaftige Liebe vertrat.
    Obwohl sie Tom zu Beginn dafür verflucht hatte, dass er mit Wissenschaftlern aller Herren Länder im Auftrag der amerikanischen Regierung an einem spektakulären Raum-Zeit-Forschungsprojekt arbeitete und ihn für den Unfall verantwortlich machte, war sie ihm inzwischen dankbar dafür, dass er ihr auf diese Weise den Mann ihres Lebens beschert hatte.
    Danach war viel passiert. Zu viel, um alles begreifen zu können. Hannah fragte sich des Öfteren, was wohl geschehen wäre, wenn sie in den Tagen nach Geros Ankunft nicht den Timeserver in der verfallenen Klosterkatakombe von Heisterbach gefunden hätten, gegen den die von Professor Hagen zuvor konstruierte, riesige Forschungsanlage wie ein Dilettantenstreich wirkte.
    Ihr wäre eine Odyssee durch die Welt der

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