Die Rueckkehr der Templer - Roman
Ritter, Gaukler und Henker im Jahr 1307 erspart geblieben. Dabei hatte sie dort weit mehr gefunden als Krankheit, Elend und eine völlig zu Unrecht befürchtete Rückständigkeit. Sie hatte die Liebe kennengelernt, die Treue, die Ehre und echte Freundschaften geschlossen, die sie sogar bis in ihre Zeit begleitet hatten. Dass Tom sie und ihre mittelalterlichen Begleiter nach Verfolgung und Folter unvermittelt aus dem Donjon de Coudray ins Jahr 2004 gerettet hatte, war gewiss ein Segen, aber seitdem wusste keiner von ihnen mehr so richtig, wo er sein Zuhause finden sollte. Nun lebten sie mit Gero, Matthäus und vier weiteren Templern und deren Frauen in einem geheimen Forschungsareal der Amerikaner. Nicht weit von ihrem alten Zuhause und doch in einer völlig anderen Welt. Hatte Hannah zu Beginn noch fest an ihr Glück geglaubt, so wusste sie nun, dass alles anders gekommen war und ein Zurück in die Vergangenheit ohne die Zustimmung der Amerikaner nicht möglich sein würde.
Seit diesem sensationellen Erfolg ließ das Pentagon unentwegt die Champagnerkorken knallen. Acht Menschen aus dem Mittelalter in die Zukunft zu transferieren, das stellte selbst das Klonen eines Dinosauriers in den Schatten. Gero und seine mittelalterlichen Begleiter hatte man nach ihrer Ankunft im Jahr 2004 über Nacht zu menschlichen Versuchskaninchen degradiert – auch wenn das ihnen gegenüber niemand offen aussprach.
|104| Seither kämpfte Hannah verzweifelt um ihre Rechte, ein freies Leben führen zu dürfen, und sie würde nicht eher aufgeben, bis man ihr und den anderen ein eigenes, ungebundenes Dasein jenseits aller Forschungseinrichtungen zugestand.
Bisher hatte sich niemand von den Templern beschwert, obwohl den Männern anzumerken war, dass sie trotz aller Widrigkeiten am liebsten schon morgen in ihre vertraute Umgebung zurückgekehrt wären. Gero machte da keine Ausnahme, aber er gab ihr nie das Gefühl, unglücklich zu sein.
Erst vor wenigen Wochen hatte er ihr in jener achthundert Jahre alten Klosterkapelle, in der er einst getauft worden war, ewige Treue geschworen – wie ein mittelalterlicher Lehensnehmer, der sich seiner Herrin in Liebe verpflichtet.
»Ich, Gero, Edelfreier von Breydenbach«, hatte er mit seiner ernsten, dunklen Stimme verkündet und war dabei in Anwesenheit mehrerer Zeugen vor ihr auf die Knie gefallen, »nehme dich, Hannah Schreyber, zu meinem von Gott angetrauten Eheweib … Bei meinem Herzen und meiner Ehre werde ich dich lieben und schützen – über den Tod hinaus, bis Gott der Herr uns einst im Paradies vereint.«
Mit diesen Erinnerungen stand Hannah leise auf und ging ins Bad. Seit ein paar Tagen verspürte sie ein leises Unwohlsein am Morgen und hegte einen glücklichen Verdacht.
Gero sollte davon noch nichts wissen, deshalb erschrak sie, als er Momente später in der halboffenen Tür auftauchte.
»Was tust du da?« Er zog es vor, an den Rahmen gelehnt stehen zu bleiben, wobei sein Blick irritiert schien, weil sie so erschrocken hochgefahren war.
In ein rosafarbenes, halblanges Nachthemd gehüllt, stand sie im Halbdunkel neben dem Waschbecken, wie ein Dieb, den man auf frischer Tat ertappt hatte. Gero trug nur eine gestreifte Schlafanzughose. Sein muskulöser Oberkörper war nackt und von etlichen Narben gezeichnet, deren Herkunftsgeschichten bei Hannah eine Gänsehaut erzeugt hatten. Sein dunkelblondes Haar war noch von ihrer Liebe zerzaust, aber sein Blick wirkte trotz seines respekteinflößenden Aussehens eindeutig besorgt.
»Nichts«, sagte sie hastig, unsicher, ob sie ihm vielleicht doch sagen sollte, warum sie darauf verzichtet hatte, ihn zu wecken. »Es ist |105| nichts«, bekräftigte sie noch einmal, nachdem sie zu dem Schluss gekommen war, mit dieser Neuigkeit noch warten zu wollen, bis Dr. Baxter ihr bestätigen würde, dass mit dem Kind alles in Ordnung war. Geros erste Frau war unter grausamen Umständen im Kindbett gestorben, und er hatte ihren Tod nie wirklich verwunden.
Allerdings hatte Gero neben seiner Leidenschaftlichkeit noch andere Gaben, die ihn von einem modernen Menschen eklatant unterschieden. Sein Blick war weitaus geschulter, was die Einschätzung der menschlichen Mimik betraf. Eine lebenswichtige Errungenschaft, wenn man in Zeiten aufgewachsen war, in denen das Vertrauen in einen Menschen nicht selten über Leben und Tod entschied.
»Lüg mich nicht an!«, sagte er immer noch freundlich. Sein Schatten löste sich aus der Tür, und er kam auf sie zu. Hannah
Weitere Kostenlose Bücher