Die Rueckkehr der Templer - Roman
während der Kampfübungen die Bewegungsabläufe von Pferd und Reiter in digitaler 3-D-Qualität auf, um sie später genau analysieren zu können.
Hannah empfand die ganze Angelegenheit immer noch wie einen bizarren Traum, aus dem sie jeden Moment zu erwachen hoffte, und die ständige Frage, was die Weltöffentlichkeit dazu sagen würde, wenn all das hier jemals nach außen drang, raubte ihr manchmal den Schlaf. Mitunter überlegte sie, aus reinem Frust die gesamte Story an die internationale |113| Presse zu verkaufen. Doch damit hätte sie die Probleme nur verschärft. Das Letzte, was sie sich für Gero und seine Leute wünschte, war ein öffentliches Spießrutenlaufen.
Soldaten der Special Activities Division – kurz SAD –, die zu den Spezialeinsatzkräften des Geheimdienstes CIA zählten, hatten seit einem Dreivierteljahr die Bewachung des Geländes übernommen. Die nachrichtendienstlich bestens geschulten Männer stellten sicher, dass kein Unbefugter Zugang zu Labor und Wohntrakt der Templer erhielt und damit das Geheimnis ihrer Herkunft entschlüsseln konnte.
An Flucht war also nicht zu denken, obwohl Hannah in stillen Stunden darüber nachsann, wie es wäre, wenn sie sich aus diesem Überwachungsdschungel befreien könnten.
Auf der Zuschauertribüne saßen wieder einmal Dutzende von hochrangigen Militärs und etliche wissenschaftliche Mitarbeiter, die sich am lebensgefährlichen Spektakel der Ritter ergötzten. Jede Bewegung der Kämpfer wurde mit lautem Gejohle kommentiert und in der anschließenden Auswertung durch Sportmediziner und Waffenhistoriker analysiert.
Es hat etwas von Experimenten mit Affen im Zoo, dachte Hannah verbittert, denn was für Gero, Struan, Johan, Arnaud und Stephano vor Hunderten von Jahren lebensgefährlicher Alltag gewesen war, hatte für die Wissenschaftler nun den Reiz einer Sensation. Sie wollten echtes Blut sehen, von echten Rittern. Und wenn es nur aus Versehen geschah, schoss es Hannah durch den Kopf, als Gero geschickt einem Schlag seines muskulösen, schwarzhaarigen Gegners auswich. Aber diesen Gefallen würden die beiden den Gaffern nicht tun. Der Deutsche und der Schotte waren einst Brüder im Orden der Templer gewesen. Darüber hinaus waren sie Freunde fürs Leben, und das bis in alle Ewigkeit, wie Gero manchmal so treffend formulierte. Struan hatte Gero bereits einmal das Leben gerettet. Ein Gedanke, der Hannah beruhigte.
Ein kurzes, helles Glücksgefühl huschte durch ihr Herz, als Gero seine verschwitzte Mähne zurückstrich, mit seinen klaren blauen Augen zu ihr aufschaute und ihr dabei lächelnd zuzwinkerte. Als wolle er ihr sagen: Mach dir keine Sorgen, es ist alles nur ein Spiel.
Hannah liebte diesen Anblick, jedoch tief in ihrem Innern kehrte sogleich die bleierne Angst zurück, weil dieses Glück kaum von Dauer sein konnte.
|114| Der Schotte, den Hannah inzwischen ebenfalls als Freund schätzte, war Geros Blicken mit einem amüsierten Grinsen gefolgt und hatte dessen kurze Unaufmerksamkeit genutzt, um ihm einen gewaltigen Hieb auf den Schild zu verpassen. »Gare á ta tête!«, rief er auf Französisch – »Pass auf deinen Kopf auf!« –, und dann lachte er sein herzhaftes Lachen, das sein blendend weißes Gebiss zum Vorschein brachte, dessen kräftige Eckzähne Hannah immer an ein Raubtier erinnerten. Gero taumelte kurz, fing sich wieder und stieß einen deftigen Fluch in Altfranzösisch aus, den Hannah um nichts in der Welt hätte übersetzen wollen, falls sie jemand danach fragen würde. Gero parierte indessen den Schlag des Schotten mit gekonnter Souveränität, und ein Raunen ging durch das Publikum, als Struan im hohen Bogen sein Schwert verlor, das gut fünf Meter entfernt auf dem magentafarbenen Tartanbelag landete.
Gero wurde von den Zuschauern angefeuert, als er auf Struan zustürmte und es für einen Moment so aussah, als ob er den Schotten erschlagen wollte.
In einem echten Kampf auf Leben und Tod wäre das vermutlich Struans Ende gewesen, der Schotte war jedoch niemand, der leichtfertig aufgab.
Er bleckte erneut sein eindrucksvolles Gebiss zu einem überlegenen Grinsen, hob seinen Schild und startete einen blitzschnellen Angriff. Schild knallte auf Schild, und Geräusche von splitterndem Holz hallten von den Wänden der Sporthalle wider. Pfiffe und begeisterte Zurufe erschollen wie bei einem Boxkampf, als Struan seinen Schild von sich warf und wie ein gereizter Panther zum Sprung ansetzte, über den Boden abrollte und mit einer
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