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Die Rückkehr der Zehnten

Titel: Die Rückkehr der Zehnten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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lachende, singende Münder und war so fasziniert, dass sie die Hand, die auf ihrer Schulter lag, erst nicht bemerkte.
    »Tanze mit mir, Lisanja!«, sagte Wit und reichte ihr die Hand. Sie schluckte und sah sich um. Alle Novizen und die Menschen am Fürstentisch beobachteten sie. Gerade wollte sie ablehnen, als ihr bewusst wurde, dass sie damit Wit, den Fürstensohn, vor aller Augen beleidigen würde. Nun, das konnten sie und Levin sich jetzt am allerwenigsten leisten. Also nickte sie, nahm Wits Hand und ließ sich hochziehen. Mokoschs Schwestern kicherten und tuschelten.
    Mit rotem Kopf folgte sie dem großen Novizen, der sie mitten auf den Palasthof zog. Freundlich lächelte er ihr zu. Zum ersten Mal fiel ihr auf, wie hübsch er aussehen musste, würde die düstere Priestermaske sein Gesicht nicht verunstalten. Sein Lächeln war nett, und er hatte einen schönen Mund und eine edle, schmale Nase. Dennoch ertappte sie sich dabei, dass sie ihn mit Matej verglich. Ärgerlich schüttelte sie den Gedanken ab und ergab sich dem Rhythmus der Gesänge.
    Der Nachthimmel wirbelte über ihr, als sie sich drehte, von allen Seiten strichen tanzende Körper an ihr vorbei. Wits Hand umfasste ihre Taille und sie tanzten den schlangengleichen Tanz, den sie von Tona gelernt hatte. Immer lauter wurden die Trommeln, immer schneller die Drehungen. Lis schloss die Augen. Das Gesicht ihrer Mutter erschien vor ihr und wirbelte wieder fort, Tante Vida, Onkel Miran, ihr Vater – alle tauchten für einen flüchtigen Moment auf, um sich sofort wieder aufzulösen. Sie erschrak darüber, wie bereitwillig sie sie losließ. Es war so einfach, sie zu vergessen! Und es tat so gut, einfach nur Lisanja aus Antjana zu sein.
    Sie lachte und ließ sich von Wit durch die Menge führen. Im Rhythmus ihrer Schritte klimperte der Schmuck an ihrem Hals. Als sie sich nach einer glücklichen Ewigkeit atemlos umschaute, sah sie, dass sie sich weit vom Fürstentisch entfernt hatten und in der Menschenmenge untergetaucht waren. Wit sah sich um und zog sie an sich. Er war so nah, dass sie trotz der schwarzen Schminke seine langen Wimpern erkennen konnte. Will er mich küssen?, ging es ihr durch den Kopf. Zum ersten Mal fiel ihr auf, dass er die gleichen traurigen Augen wie seine Schwester Mokosch hatte. Schon wollte sie sich aus seinem Griff winden, als sie plötzlich begriff, dass er ihr etwas zuflüsterte.
    »Lisanja, hör mir zu«, sagte er leise. Jemand, der sie beobachtete, würde denken, dass sie ein Liebespaar waren, das sich geheime Schwüre zuraunte. Offensichtlich beabsichtigte Wit genau das, denn er zog sie noch etwas näher zu sich heran und lächelte einer Dienerin, die sie interessiert beobachtete, verschwörerisch zu. »Ich weiß nicht, was du vorhast«, fuhr er fort. »Aber sei vorsichtig mit dem, was du tust. Hüte dich vor Tschur, hörst du?«
    »Was…«
    Mit einem Blick brachte er sie zum Schweigen. »Mehr werde ich dir nicht sagen.«
    »Warum warnst du mich?«
    Er lächelte unbestimmt und sah sich verstohlen um. »Ich habe viele Gründe«, antwortete er mit sanfter Stimme. »Und nur einer davon ist, dass ich mir um Mokosch Sorgen mache.«
    Ein lautes Trillern ließ sie auseinander fahren. Der Krieger, der den Kampfschrei unmittelbar neben Lis’ Ohr ausgestoßen hatte, lachte und drängte sich zwischen sie. »Tanze auch mit mir, schöne Göttin!«, grölte er und umarmte sie plump. Der Gestank nach Schweiß und ranzigem Fett schlug ihr ins Gesicht. Unter dem Gelächter der anderen Krieger stieß sie den Mann von sich und floh in die Menge. Atemlos und verwirrt kam sie schließlich wieder beim Fürstentisch an. Die Ernüchterung und das schlechte Gewissen, dass sie die Kuriere für die Dauer des Tanzes einfach vergessen hatte, dämpften ihre gute Laune. Plötzlich war sie niedergeschlagen und besorgt.
    Levin lauschte den Gesängen und wippte im Takt mit. Er erschrak, als sie ihn am Ärmel zupfte. »Levin!«, flüsterte sie ihm auf Deutsch zu. »Hast du etwas über die Kuriere erfahren?«
    Einen Moment lang sah er sie verwirrt an, dann schien er sich an etwas zu erinnern und antwortete ihr. »Es geht ihnen einigermaßen gut. Sie werden nicht gefoltert, wenn du das befürchtest. Aber Niam will sie in den nächsten Tagen verhören.«
    Vielleicht lag es an dem Lärm um sie herum, aber Lis bildete sich ein, dass Levins Aussprache undeutlich und verwaschen klang, als wäre er ein Antjaner, der sich bemühte, ein akzentfreies Deutsch zu sprechen.
    »Was

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