Die Rückkehr Des Bösen
gut, er könne ruhig gehen. Doch Tony kam direkt auf ihn zu.
„Was ist denn los?“ wollte Christine wissen, worauf Tony mit den Schultern zuckte und Nick ratlos ansah.
„Tut mir Leid. Ich muss mitkommen zum Polizeipräsidium, um ein paar Fragen zu beantworten.“
Nick konnte seine Verblüffung nicht verhehlen. „Fragen? Was denn für Fragen?“
Wieder zuckte Tony mit den Achseln. „Ich weiß auch nicht genau. Aber gestern Abend wurde Monsignore O’Sullivan tot aufgefunden. In einer Toilette auf dem Flughafen.“
„Ach du großer Gott!“ flüsterte Christine. „Das war ja bestimmt kein Herzinfarkt, wenn die Polizei hier auftaucht!“
Nick warf ihr einen warnenden Blick zu, denn er wusste, dass sich da instinktiv die Reporterin zu Wort meldete.
„Ich reiße dich natürlich nur ungern aus deiner eigenen Feier, Nick. Aber könntest du wohl mitkommen?“
„Selbstverständlich“, gab Nick ohne jedes Zögern zurück. Er und Tony Gallagher waren bereits zusammen in den Kindergarten gegangen, und er meint seinen alten Freund ziemlich gut zu kennen. Wenn ihn nicht alles täuschte, sah Tony nicht gerade aus, als sei er über das plötzliche Ableben des Monsignore sonderlich überrascht.
15. KAPITEL
Washington, D. C.
Das zum Zerlegen einer Leiche am häufigsten verwendete Werkzeug war die Bügelsäge, doch soweit Maggie sehen konnte, hatte der Täter in diesem Fall wohl gerade keine zur Hand gehabt.
Stan Wenhoff gab mehrere Strähnen vom Haar des Opfers in eine Flasche mit einer Lösung, schüttelte die Flüssigkeit kurz durch und stellte den verschlossenen Behälter beiseite. Dann machte er sich an das Entfernen von Haar und Gewebe. Maggie konnte ihren Blick nicht von der Stelle abwenden, wo der Kopf einmal auf einem Körper gesessen hatte. Eine Säge hinterlässt meist einen ziemlich sauberen Schnitt. Manchmal kommt es zu Knochenabsplitterungen, in der Regel jedoch erweist sich die Bügelsäge als recht effektiv.
Was immer diesen Schnitt hinterlassen hatte, es hatte Bestialisches angerichtet. Von wegen „ein paar Knochensplitter“! Nachdem Stan die verklebte Schicht aus geronnenem Blut und Schlick abgewaschen hatte, gab die klaffende Wunde schartige Schnittspuren preis, tiefe Kerben am Knochen und zerfetztes Fleisch, das aussah, als habe der Mörder den Hals seines Opfers förmlich zerrissen.
Maggie war bis jetzt von einem kaltblütig planenden Täter ausgegangen, denn bei seinen grausigen Morden hatte er einiges an Organisationstalent bewiesen. Nicht nur, dass er sich unbeobachtet dieses abgetrennten Kopfes entledigt hatte, es war ihm gleich dreimal hintereinander gelungen. Ganz zu schweigen von den Rümpfen, die sie noch nicht einmal gefunden hatten. Zudem erforderte das Zerlegen einer Leiche Zeit und Abgeschiedenheit. Einerlei, wo er seine Opfer getötet hatte – er musste sie an einen Ort bringen, wo er sicher sein konnte, nicht überrascht zu werden. Wo er ungestört einen Saustall anrichten konnte.
Aber wenn er tatsächlich systematisch vorging und jeden Schritt sorgfältig organisierte, wieso hatte er dann die vergleichsweise kleine Mühe gescheut, sich eine Bügelsäge anzuschaffen? Oder ein ähnliches Werkzeug, das ihm die Arbeit erheblich erleichtert hätte?
Das Summen eines elektrischen Haarschneiders unterbrach ihre Gedanken. Stan hatte sich daran gemacht, das lange Haar wegzurasieren. Das Gesicht der Frau wirkte nun jünger, als Maggie vermutet hatte. Jetzt, da die verkleisterten Strähnen nicht mehr im Weg waren, bemerkte sie auch die winzigen, brillantenbesetzten Stifte in einem der Ohrläppchen.
„Viele Anhaltspunkte werden wir wohl nicht finden“, vermutete Stan gerade, als unter dem Rasierer eine Wunde zum Vorschein kam. Eine kreisrunde Vertiefung auf der oberen linken Schädelseite, die von einem Hieb stammen musste.
„Ein spitzer Hammer, vermute ich mal“, sagte er, weder direkt an Maggie oder an Detective Racine gerichtet. „Er hat mächtig zugelangt.“ Nachdenklich fuhr er mit seinem behandschuhten Finger um die Stelle. „Die Haarproben sollten uns eigentlich Aufschluss geben, ob sie zum Zeitpunkt des Todes unter Drogen stand.“
Maggie nickte. Sie wusste, dass sich Betäubungsmittel in den Harren ablagern. Aus einem einzelnen Haar ließ sich der Drogenkonsum von Wochen oder gar Monaten chronologisch ablesen.
„Sie meinen, er könne ihr etwas verabreicht haben, um sie zu betäuben?“ fragte Racine.
„Möglich. Per Haaranalyse lässt sich nachweisen, ob sie
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