Die Rückkehr Des Bösen
einfach so verschwunden?“ Gwen gab sich zwar alle Mühe, aber es wollte ihr nicht einfallen, wo diese Hochschule war. Sollte sich Nash etwa auf dem Gelände von Colleges herumtreiben? Warum nicht, junge Studentinnen waren eine leichte Beute.
„Sie sollte während des Sommersemesters eigentlich bei Verwandten hier in der Stadt unterkommen. Ihr Wagen wurde auf dem Parkplatz eines Nachtclubs in Richmond gefunden.“
„Und warum sollte er das Risiko eingehen, sie dann wieder hierher zu bringen?“
„Vielleicht hat er das gar nicht“, wandte Maggie ein.
„Aber du hast doch ihren Kopf am Ufer des Potomac gefunden!“
„Möglicherweise hat er sie irgendwo zwischen Richmond und hier umgebracht. Das würde auch erklären, warum wir den Rumpf noch nicht gefunden haben. Es ist weniger riskant, nur mit dem Kopf durch die Gegend zu fahren.“
„Wenn du diese Informationen hast – heißt das, dass du in dem Fall parallel weiter ermittelst?“ Gwen bemühte sich, nicht verzweifelt zu klingen, sondern einfach nur neugierig.
„Ich bin jedenfalls überzeugt, dass Racine mich gerne weiter anBord hätte. Ich werde dich auf dem Laufenden halten.“ Maggie stand auf. „Ich muss los.“ Sie breitete die Arme aus und wartete, bis Gwen sich erhoben hatte, um sie zu umarmen. „Danke, dass du dich um Harvey kümmerst.“
„Wir werden uns gut amüsieren. So komme ich wenigstens mal wieder zu ein paar ausgedehnten Spaziergängen im Rock Creek Park.“ Sie gab sich Mühe, nicht an die krakelige Skizze zu denken, die zu dem zweiten Schädel geführt hatte, ganz in der Nähe eines der Parkwege. Stattdessen drückte sie Maggie. „Ach, ich hab ja ganz vergessen zu fragen, um was es da drüben in Nebraska überhaupt geht.“
„Wie es scheint, haben die da ebenfalls einen Serienmörder. Allerdings hat der es auf Priester abgesehen.“
„Tatsächlich?“ Auf einmal fiel Gwen ein, dass sie viel zu sehr mit ihrem eigenen Dilemma beschäftigt gewesen war und sich noch gar nicht danach erkundigt hatte, wie es ihrer Freundin damit ging, wieder nach Nebraska zu müssen. „Und meinst du, du kommst klar dort?“
Maggie warf ihr einen Blick zu, als wolle sie sagen, sie sei doch kein kleines Mädchen mehr. „Na sicher! Das ist doch – wie lange jetzt? – vier Jahre her.“
„Manche Wunden heilt die Zeit auch in vier Jahren nicht“, wandte Gwen ein. „Besonders dann, wenn’s noch offene Rechnungen gibt.“
Maggie zuckte die Schultern und drückte der Freundin dann sanft den Arm. „Mach dir um mich keine Sorgen. Gönn dir lieber etwas Ruhe, du siehst aus, als könntest du das dringend brauchen. Ich rufe dich heute Abend an.“
Dann machte sie sich auf, winkte noch einmal, nachdem sie die Kontrolle passiert hatte, und war dann verschwunden. Mit einiger Erleichterung stellte Gwen fest, dass Maggie offenbar keinen Schimmer hatte, dass die Gedanken ihrer Freundin einer Zeitbombe glichen, die unaufhaltsam tickte und jeden Moment hochgehen konnte.
35. KAPITEL
Katholische High School,, OurLady of Sorrow“, Omaha
Nick Morrelli hoffte, er würde es nicht bereuen, dass er sich von seiner Schwester hatte überreden lassen, sie auf dieser Fahrt zu begleiten. Für Timmy war es der erste Tag des sommerlichen Schnupperprogramms, das die High School, die er ab Herbst besuchen sollte, veranstaltete. Sein Schulwechsel war nur eine von vielen Veränderungen, die Christines Scheidung sowie ihr Umzug von Platte City nach Omaha mit sich brachten.
Sie hatte behauptet, der Junge sei schon ganz gespannt auf seine neue Schule, doch Nick konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, als sei es eher Christine, die sich über den Wechsel freute. Erst neulich abends hatte sie sich darüber beklagt, dass ihr Sohn viel zu viel Zeit in seinem Zimmer vor dem Computer verbringe und zu wenig mit seinen Freunden. Für Nick hatte sich das nicht gerade so angehört, als könne sich der jetzt beinahe fünfzehnjährige Bengel für allzu viel begeistern.
Kaum waren sie jedoch angekommen, ließ Timmy sie regelrecht stehen und rannte die Treppe hinauf, als wüsste er ganz genau, wohin er musste. Vielleicht hatte sich Nick ja geirrt. Allerdings wurde er den Verdacht nicht los, der Junge wolle nur vermeiden, dass zukünftige Mitschüler ihn in Begleitung seiner Mutter und seines Onkels sahen.
Als sie die Treppe erreichten, wies Christine auf eine Tür mit einem Schild, auf dem Monsignore O’Sullivans Name stand. Er nickte nur und stieg die Treppe hinauf, in der
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