Die Rückkehr Des Bösen
zufällig gefunden, in einer Metzgerei in einem kleinen französischen Dorf namens Ma-checoal. Irgendjemand hatte es mal dem Vater des Besitzers vermacht, aber ursprünglich gehörte es einem reichen Edelmann. Einem Ritter, der Seite an Seite mit Jeanne d’Arc kämpfte. Sehen Sie die Gravur?“
Sie hielt Nick die Waffe hin, worauf er mit dem Zeigefinger über das abgewetzte Schmiedezeichen fuhr, das am Ansatz der Klinge eingraviert war. Viel ließ sich zwar nicht mehr erkennen, aber es handelte sich um eine Art Symbol, nicht etwa um Initialen, wie er eigentlich erwartet hatte. Der scharfe Geruch von Reinigungsmittel stieg ihm in die Nase. Ganz offensichtlich hegte und pflegte Schwester Kate ihre Kostbarkeiten.
„Erstaunlich, dass es im Laufe von sechshundert Jahren nicht weiter herumgekommen war“, bemerkte sie.
„Die Jungfrau von Orleans? Donnerwetter! Heißt das, dass Sie vornehmlich Stücke sammeln, die von Heiligen oder Helden stammen?“
„Dieser Baron Gilles de Rais, dem das Schwert einmal gehört hat, war leider weder das eine noch das andere. Er führte ein heimliches Doppelleben, wie man wohl heute sagen würde.“ Sie legte das Schwert wieder zurück, beinahe ehrfurchtsvoll, wie Nick meinte, und rieb dann sacht mit den Fingerspitzen über die breite, zweischneidige Klinge. „Es heißt, er habe dieses Schwert benutzt, um mehr als einhundertvierzig Knaben die Bäuche aufzuschlitzen und manche von ihnen zudem zu enthaupten. Allerdings erst, nachdem er sie zuvor erwürgt, erhängt und über ihren Leichen masturbiert hatte. Nein, ein Held oder Heiliger war der wohl kaum.“
36. KAPITEL
Reagan National Airport
Washington, D. C.
Kaum hatte Maggie ihren Platz in der ersten Klasse eingenommen, da servierte ihr eine Flugbegleiterin namens Cassy auch schon die gewünschte Cola light nebst einem Glas mit Eis sowie mehreren Beuteln gemischter Nüsse, allesamt „Premium-Qualität“ und offenbar Bestandteil der fürstlichen Behandlung, die man ihr so unerwartet angedeihen ließ. Zuvor hatte die Stewardess ihr auf die Schulter getippt und ihr zugeflüstert, der Flugkapitän bestehe auf ein Upgrading des Tickets und dass sie von ihrem Fensterplatz in der zweiten Klasse, hinten im Heck der Maschine, nach vorn in die erste wechseln solle.
Nun, Maggie sollte es recht sein. Die Economy Class war bis auf den letzten Platz ausgebucht gewesen, die First Class hingegen halb leer. Der Captain hatte wohl anhand der Passagierliste festgestellt, dass sie FBI-Beamtin war, und wollte sie näher am Eingang zum Cockpit wissen. Daher der Platzwechsel. Solche überraschenden Upgrades waren ihr seit den Terroranschlägen vom 11. September schon des Öfteren passiert. Und jedes Mal hatte sie geflissentlich auf den Hinweis verzichtet, dass sie in einer Flughöhe von gut zwölftausend Metern im Ernstfalle vermutlich nicht viel ausrichten konnte, zumal ja auch ihre Dienstwaffe für die Dauer des Fluges eingezogen worden war.
Fliegen war ihr verhasst. Es kostete sie jedes Mal Überwindung, überhaupt an Bord zu gehen. So bald wie möglich vertiefte sie sich in alles, was auch nur annähernd als Ablenkung dienen mochte. Jetzt klappte sie die beiden Ablagetischchen aus den Rückenlehnen vor ihr – der Platz neben ihr war nicht besetzt – und fing an, die Berichte zu sichten, die Cunningham ihr früh am Morgen gemailt hatte. Eine seiner E-Mails hatte eine angehängte Bilddatei mit Aufnahmen vom Tatort und von der Autopsie enthalten. Sie beließ die ausgedruckten Fotos bewusst in dem Aktendeckel, denn sie musste ja nicht andere Fluggäste mit der Nase darauf stoßen, womit sie ihre Brötchen verdiente. Die Bilder wirkten nicht ganz so grausam wie die von den abgetrennten Köpfen, da die Leichen außer einer Stichwunde keine weitere Verletzungen aufzuweisen schienen.
Ihren Informationen nach handelte es sich um drei Fälle, um zwei Priester und einen ehemaligen Geistlichen. Alle drei waren erstochen worden, und zwar an sehr belebten Orten. Maggies Job war es, zu untersuchen, ob die Morde Übereinstimmungen aufwiesen, was ihnen vielleicht einen Hinweis darauf liefern konnte, ob sie von ein- und demselben Täter begangen worden waren.
Sie nahm sich den Bericht der Mordkommission aus Omaha vor. Ein siebenundfünfzigjähriger Monsignore William O’Sulliv an war mit einem Stich in die Brust getötet worden, als er an einem Freitagnachmittag eine Flughafentoilette aufgesucht hatte. Es gab keine Zeugen außer einem Scott Linquist, der
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