Die Rückkehr Des Bösen
ihr zu beweisen, dass er dazu in der Lage war.
Denas Apartment sah nicht so aus, als habe hier ein Kampf stattgefunden. Dafür stand einfach zu viel Klimbim auf staubbedeckten Regalen herum. Wäre etwas heruntergestoßen oder verstellt worden – es wäre sofort aufgefallen. Staub lügt nicht.
Plötzlich lief Harvey auf ein Schränkchen zu, das aussah, als sei darin die Unterhaltungselektronik untergebracht, und fing an, an der Tür zu kratzen. Schlagartig begann Gwens Herz wieder zu wummern. Der Hund hockte sich vor die Schranktür und starrte sie an, als wolle er sich vergewissern, dass Gwen auch alles mitbekam. Noch immer konnte sie die Polizei alarmieren. Sollte die sich doch gefälligst damit befassen! Noch war es nicht zu spät. Wieder schabte der Hund an der Schranktür und schaute dann hoch zu Gwen.
„Schon gut, schon gut. Nun warte doch mal.“
Sie zog ein sauberes Papiertaschentuch aus der Tasche und versuchte, damit den Schrankgriff zu umfassen, den Arm so weit wie möglich von sich gestreckt. Ihre Hand zitterte derart heftig, dass sie den Fetzen zweimal fallen ließ. Auch Harvey wurde zunehmend unruhiger, sodass sie ihn beiseite zerren musste, um den Knauf zu fassen zu kriegen. Sie atmete tief durch, riss dann die Schranktür auf und prallte erschrocken zurück, als sich aus einem umgekippten Glas ein Regen aus Jelly Beans auf den Fußboden ergoss. Harvey zerrte an der Leine und hatte bereits die Hälfte der grellbunten Fruchtgummiböhnchen aufgeschleckt, bevor Gwens Verstand wieder einsetzte.
„Mann, Harvey!“
Ihr schlotterten dermaßen die Knie, dass sie sich setzen musste. Sie hockte sich auf die Sofaecke und nahm sich vor, noch kurz in die anderen Zimmer zu sehen und dann das Weite zu suchen. Wenn Harvey nichts weiter geschnuppert hatte als die Jelly Beans, dann war auch gewiss nichts anderes da! Sonst hätte er es doch sicher längst gewittert, oder? Sie musste sich das alles erst in aller Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Maggie hatte den Hund aus dem blutverschmierten Schlafzimmer seines damaligen Besitzers gerettet, der von einem Serienmörder umgebracht worden war – nach einem Kampf, der beinahe auch Harvey das Leben gekostet hatte. Er müsste doch vollkommen ausnippen, wenn es auch nur den Hauch von Blutgeruch in der Wohnung gäbe. Hatte er nicht exakt so reagiert, als sie den Schädel im Park gefunden hatten?
Sie brachte den Hund dazu, das Schlafzimmer zu durchschnüffeln, inklusive des Kleiderschranks und des Badezimmers, wobei sie auch hinter die Türen der Duschkabine sah sowie unter das Handwaschbecken. Nichts.
Sie schaute im Kühlschrank und im Herd nach, und als sie gerade die Geschirrspülmaschine öffnen wollte, kratzte Harvey plötzlich an dem Unterschrank der Küchenspüle. Wieder begann ihre Hand zu zittern, als sie sich langsam dem Griff näherte. Doch dann gab sie sich einen Ruck und griff zu. Als sie die Tür aufriss, klappte ein überquellender Mülleimer heraus, der an der Türinnenseite angebracht war. Der Gestank von verrottendem Apfelschalen und Kaffeefiltern ließ sie angeekelt zurückprallen.
„Also, Harvey, beim nächsten Mal sollte ich dich wohl vorher mit ein paar Würstchen füttern!“
Sie tätschelte ihm den Kopf, doch er sprang aufgeregt hin und her und zerrte jaulend an der Leine. Und auf einmal begriff sie, dass es ihn keineswegs zu dem Mülleimer hinzog, ganz im Gegenteil. Er wollte fort, um jeden Preis, so weit wie möglich, und verrenkte sich fast den Hals, um sich aus dem Halsband zu winden.
Erst jetzt sah Gwen hinter dem Mülleimer auch den Plastikbeutel, begraben unter faulenden Überresten von Gemüseabfall, Obstschalen, Kaffeesatz, leeren Schachteln und Zellophan – ein Sortiment des alltäglichen Haushaltsmülls. Der Müllsack war durchsichtig und hinter der Plastikfolie starrten Denas braune Augen zu Gwen empor.
41. KAPITEL
Polizeipräsidium Omaha
Im Allgemeinen graute Maggie vor diesen Sitzungen, die gewöhnlich zu einem Tauziehen mit den Beamten der örtlichen Ermittlungsorgane ausarteten, die ihren gewohnten Stiefel herunterbeteten und eifersüchtig ihre Kompetenzbereiche hüteten. Zuweilen erging man sich auch in gegenseitigen Schuldzuweisungen oder tischte Ausreden für ein Fiasko auf. Von Tommy Pakula hingegen, das ließ sich nicht anders sagen, war sie angenehm überrascht, in erster Linie deswegen, weil er auf jegliches Imponiergehabe verzichtete und nicht darauf bedacht zu sein schien, seine Pfründe zu verteidigen oder
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