Die Rückkehr des Dunkelelf 1 - Die Invasion der Orks
»Verräter« und »Narr« mehr als nur einmal.
Er reagierte nicht darauf. Er hatte das erwartet und war alles in Gedanken bereits durchgegangen, bevor er das erste Hemd in den Reisesack gesteckt hatte.
Es spielte keine Rolle, erinnerte er sich, denn sobald er das Osttor hinter sich hatte, würde er wahrscheinlich keinen von diesen Leuten je wieder sehen.
Der Gedanke ließ ihn beinahe innehalten.
Beinahe.
Der Zwerg dachte noch einmal an sein Gespräch mit Agrathan, um sich selbst zu bestätigen, dass er den richtigen Entschluss getroffen hatte, dass er weniger Mirabar verriet als dass Mirabar ihn verraten hatte, indem es König Bruenor so schlecht behandelt hatte und jeden tadelte, der es wagte, sich mit dem König anzufreunden. Das hier war nicht mehr die stolze Stadt seiner Ahnen, dachte Torgar. Das hier war keine Stadt, die durch gute Beispiele vorangehen wollte. Es war eine Stadt, die im Abstieg begriffen war. Eine, die Rivalen lieber durch Betrug und Sabotage besiegte, als sich durch gute Arbeit über jene zu erheben, mit denen sie auf dem Markt konkurrierte.
Kurz bevor er das Tor erreichte, wo zwei Zwergenwachen standen und ihn ungläubig ansahen und zwei Menschenwachen wütend glotzten, hörte er eine vertraute Stimme.
»Tu das nicht«, bat Agrathan den entschlossenen Zwerg.
»Versuche nicht, mich aufzuhalten.«
»Hier steht mehr auf dem Spiel als nur ein Zwerg, der sich entschließt umzuziehen«, versuchte der Ratsherr zu erklären. »Das verstehst du doch, oder? Du verstehst, dass all unsere Leute zusehen und dass du gefährliches Geflüster bei unserem Volk auslöst?«
Torgar blieb abrupt stehen und wandte sich dem aufgeregten Agrathan zu. Er hätte gerne eine Bemerkung über den Akzent des Zwergs gemacht, der mehr dem der Menschen als dem der Zwerge ähnelte. Er fand es seltsam angemessen, dass Agrathan, der Fürsprecher, der Vermittler, mit zwei unterschiedlichen Stimmen sprach.
»Vielleicht wird es Zeit, dass die Zwerge von Mirabar anfangen, sich die Fragen zu stellen, die du so fürchtest.«
Agrathan schüttelte zweifelnd den Kopf und zuckte dann mit einem resignierten Seufzer die Achseln.
Torgar erwiderte seinen Blick noch einen Moment, dann drehte er sich um und stapfte wieder auf das Tor zu, wobei er nicht einmal innehielt, um den vier Wachen ins Gesicht zu sehen – oder irgendwem sonst in der Menge von Menschen und Zwergen, die ihm nun bis zum Tor folgten und dort abrupt stehen blieben.
Eine mutige Seele rief: »Moradins Segen für dich, Torgar Hammerschlag!«
Ein paar andere hatten weniger angenehme Wünsche.
Torgar ging weiter, die untergehende Sonne im Rücken.
»Das war vorauszusehen«, sagte Djaffar von den Hämmern zu den Männern neben ihm, die alle auf schwer gerüsteten Streitrossen saßen.
Sie verbargen sich hinter einem Steinhaufen auf einer hohen Klippe nordöstlich des Osttors von Mirabar, aus dem nun eine einzelne Gestalt auftauchte und stolz und entschlossen die Straße entlangging.
Djaffar und seine Leute waren nicht überrascht. Sie hatten von Torgars Plänen sofort gehört, als der Zwerg die Unterstadt verlassen hatte, aber sie waren ohnehin schon lange auf so etwas vorbereitet gewesen. Also hatte sie die Stadt unauffällig durchs Nordtor verlassen, während alle Augen auf dem Zwerg ruhten, der durch das Osttor marschierte. Dann waren sie ein Stück weit um die Stadt geritten und hatten sich hier auf die Lauer gelegt.
»Wenn ich das Sagen hätte, würde ich ihn gleich hier auf der Straße töten und den Geiern überlassen«, sagte Djaffar zu den anderen. »Das wäre genau das Richtige für diesen Verräter! Markgraf Elastul ist einfach zu großzügig – das ist seine einzige wahre Schwäche. Ihr versteht also, was zu tun ist?«
Zur Antwort schauten sie alle zu dem Reiter hin, der ein festes Netz in der Hand hielt.
»Ihr gebt ihm eine Chance, sich zu ergeben. Nur eine einzige«, erklärte Djaffar.
Die vier nickten.
»Wann, Hammer Djaffar?«, fragte einer von ihnen.
»Geduld«, riet der erfahrene Anführer. »Lasst ihn weit genug vom Tor entfernt sein, außer Sicht- und Hörweite der Stadt. Wir sind nicht hier, um einen Aufstand auszulösen, wir wollen nur verhindern, dass ein Verräter unseren Feinden all unsere Geheimnisse offenbart.«
Die grimmigen Mienen der Soldaten zeigten Djaffar, dass diese handverlesenen Krieger verstanden, wie wichtig die Aktion war und was sie tun sollten.
Sie holten Torgar ein, als sich die Abenddämmerung über das Land
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