Die Rückkehr des Dunkelelf 1 - Die Invasion der Orks
bin überrascht, dass Ihr Euch schon zurückgezogen habt, Mylady«, sagte Djaffar unschuldig. »Es ist nicht so lange her, dass ich Euch gesehen habe, wie Ihr draußen auf Eurem Balkon standet.«
Endlich begriff Shoudra, denn nun wurde sie endgültig wach und erinnerte sich an das, was sie an diesem alles andere als gewöhnlichen Abend beobachtet hatte.
»Ich habe mich bald darauf zurückgezogen.«
»Und Ihr habt Euch zweifellos den hübschen Kopf zerbrochen.«
»Das ist meine Sache, Djaffar.« Shoudra sorgte dafür, dass ihr Zorn deutlich in ihrem Tonfall mitschwang, denn sie wollte Djaffars Selbstsicherheit einen Dämpfer verpassen. »Habt Ihr einen Grund, mich aus dem Schlaf zu reißen? Gibt es einen Notfall, der den Markgrafen betrifft? Denn falls das nicht der Fall sein sollte …«
»Wir müssen über das sprechen, was Ihr vom Balkon aus gesehen habt, Mylady«, sagte Djaffar kühl, der sich von Shoudras Tonfall offenbar kein bisschen einschüchtern ließ.
»Wer sagt denn, dass ich überhaupt etwas gesehen habe?«
»Genau, und es wäre gut für Euch, das nicht zu vergessen.«
Shoudra riss die blauen Augen weit auf. »Mein lieber Djaffar, versucht Ihr etwa, der Sceptrana von Mirabar zu drohen?«
»Ich bitte Euch, das Richtige zu tun«, erwiderte der Hammer, ohne mit der Wimper zu zucken. »Der Verräter Torgar wurde auf persönlichen Befehl des Markgrafen verhaftet.«
»Auf brutalste Weise …«
»Nein. Er hat sich ohne Kampf der gesetzlichen Autorität ergeben«, erklärte Djaffar.
Shoudra glaubte ihm kein Wort. Sie kannte Djaffar und die anderen Hämmer gut genug, um zu wissen, dass sie sich keinen Kampf entgehen ließen, wenn sie im Vorteil waren.
»Er wurde aus einem bestimmten Grund im Schutz der Dunkelheit nach Mirabar zurückgebracht, Mylady. Ihr versteht doch sicher, dass es sich hier um eine heikle Angelegenheit handelt.«
»Weil die Zwerge von Mirabar, selbst jene, die nicht Torgars Meinung sind, nicht erfreut wären zu erfahren, dass man ihn in Ketten in die Stadt zurückgeschleppt hat«, erwiderte Shoudra.
Djaffar ignorierte den Sarkasmus in ihrer Stimme und erwiderte einfach nur: »Genau.«
Dann lächelte er ironisch.
»Wir hätten ihn auch da draußen töten und irgendwo verscharren können, wo ihn nie jemand gefunden hätte. Das versteht Ihr selbstverständlich, genau wie Ihr versteht, dass Euer Schweigen in dieser Angelegenheit von höchster Wichtigkeit ist.«
»Wärt Ihr dazu wirklich im Stande gewesen? Mit gutem Gewissen?«
»Ich bin ein Krieger, Mylady, und habe geschworen, den Markgrafen zu schützen«, antwortete Djaffar mit dem gleichen Grinsen wie zuvor. »Ich verlasse mich auf Euer Schweigen.«
Shoudra starrte ihn nur an. Als Djaffar schließlich erkannte, dass er keine Antwort erhalten würde, tippte er sich abermals zum Gruß an den Helm und ging.
Shoudra Sternenglanz schloss die Tür, dann drehte sie sich um und lehnte sich dagegen. Sie rieb sich die Augen und dachte über diese sehr ungewöhnliche Nacht nach.
»Was hast du nur getan, Elastul?«, sagte sie leise.
In der benachbarten Wohnung stellte sich jemand die gleiche Frage. Nanfoodle war seit ein paar Jahren in Mirabar, aber bisher hatte er sich ganz bewusst aus der Politik herausgehalten. Er war ein Alchimist, ein Gelehrter und ein Gnom, der eine gewisse Begabung für Illusionszauber hatte, aber das war alles. Dieses letzte Debakel um den Besuch des legendären Königs von Mithril-Halle, den Nanfoodle nur zu gerne kennen gelernt hätte, hatte ihn jedoch ein wenig beunruhigt.
Er hatte das laute Klopfen gehört, angenommen, jemand hätte an seine eigene Tür geklopft, war aus dem Bett gesprungen und hatte die Tür öffnen wollen. Aber noch bevor er sie erreichte, hatte er Shoudras und Djaffars Stimmen gehört und begriffen, dass der Mann gekommen war, um mit der Sceptrana zu sprechen und nicht mit ihm.
Nanfoodle hatte jedes Wort verstanden. Torgar Hammerschlag, einer der geachtetsten Zwerge in Mirabar, dessen Familie den diversen Markgrafen seit Jahrhunderten gedient hatte, war auf der Straße zusammengeschlagen und heimlich in Ketten zurückgebracht worden.
Nanfoodle schauderte. Diese ganze Sache hatte ihn schon, als er gehört hatte, dass Bruenor Heldenhammer vor dem Tor stand, ziemlich beunruhigt.
Er wusste, daraus konnte nichts Gutes erwachsen.
Und obwohl sich der Gnom schon vor langer Zeit vorgenommen hatte, in politischen Dingen neutral zu bleiben und ausschließlich seinen Experimenten nachzugehen
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