Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
etwas Besseres als das, was er ihr bieten konnte. Er hatte seine Chance gehabt und hatte sie nicht genutzt. Die Frage, mit der er jetzt rang, war: Liebte er sie genug, um unerkannt zu bleiben?
Er manövrierte den Wagen durch eine Seitenstraße und sah das Bordell vor sich. Er spürte, dass Kathryn das Haus auch bemerkt hatte, und warf einen verstohlenen Blick auf sie. Sie hatte die Augen zusammengekniffen, und Falten zogen über ihre Stirn.
Larson musste unwillkürlich an Matthew Taylor denken und er fragte sich, wie er in Kathryns Leben passte. Er hatte Taylor nicht mehr gesehen, seit Kathryn nach Casaroja gezogen war. Bedeutete das, dass Taylor doch nicht der Vater von Kathryns Kind war? Oder hatten sie ein Übereinkommen getroffen?
Während sie am Bordell vorbeifuhren, betrachtete Larson die Fensterreihe im zweiten Stock des Schindelgebäudes. Vielleicht war das Kind nicht Taylors Kind … Vielleicht wusste Kathryn nicht, wer der Vater des Kindes war.
Obwohl es ihn immer noch verletzte, dass das Baby, das Kathryn bekam, nicht sein eigenes Kind war, bedauerte er das Kind, das seinen Namen tragen würde – einen Namen, den er als kleiner Junge oft gehört hatte, wenn er durch die Stadt ging – einen Namen, vor dem er sein ganzes Leben lang geflohen war.
Hannah Carlson war als Köchin genauso begabt wie im Kaffeekochen. Das Essen schmeckte köstlich, und Larson war besonders dankbar, dass Lilly darauf bestanden hatte, dass er neben ihr sitzen sollte. Das hatte ihm geholfen, sich weniger fehl am Platz zu fühlen. Trotz Hannahs Versicherung, dass ihr männlicher Gast nicht an Kathryn interessiert sei, stand dem Mann sein Interesse deutlich ins Gesicht geschrieben.
Larson schaute über den Tisch zu Kathryn hinüber und zu dem Mann, der neben ihr saß. Er schätzte, dass Michael Barton ungefähr in Kathryns Alter war. Barton war groß, hatte dunkelblonde Haare und einen Schnurrbart und schien ein ziemlich netter Kerl zu sein. Bedauerlicherweise. Er war während des gesamten Essens sehr aufmerksam gegenüber Kathryn, fragte nach ihrer Herkunft und erkundigte sich, wie lange sie schon in der Stadt wohnte. Kathryns Antworten entsprachen der Wahrheit, forderten ihn aber zu keinen weiteren Nachfragen auf.
Als das Gespräch auf ihren verstorbenen Mann kam, lenkte Kathryn das Thema schnell wieder auf Barton. Er musste dem Mann zugute halten, dass er darauf sensibel reagierte und nicht weiter in sie drang. Trotzdem suchte Larson weiter nach einem Grund, den Mann nicht zu mögen.
Hannah stand auf und begann, den Tisch abzuräumen. Kathryn half ihr.
Lilly zupfte an Larsons Ärmel. „Mr Jacob, wollen Sie mitkommen und mein Pony sehen? Ich habe es Honey genannt, weil es so süß ist“, kicherte sie.
„Natürlich möchte ich es gern sehen.“
Michael Barton erhob sich. „Mrs Jennings“, sagte er ein wenig zu schnell. Er sah verlegen auf den Tisch und dann wieder zu Kathryn hinüber. „Hätten Sie Lust, mit mir einen Spaziergang zu machen? Ich könnte Ihnen meine Kanzlei zeigen. Sie ist nicht weit von hier.“
Ein unsicheres Schweigen folgte. Larson betrachtete die Mienen um den Tisch. Echte Überraschung lag in den Gesichtern der Carlsons und auch in Kathryns Gesicht. Aber in ihrem Gesicht sah er daneben auch einen Anflug von Mitgefühl.
Bartons Gesicht rötete sich, als niemand etwas sagte. „Vielleicht wäre es ein anderes Mal besser.“
Kathryn bedachte ihn mit einem ehrlichen Lächeln. „Wissen Sie was, Mr Barton? Ich helfe Hannah beim Geschirr und dann wäre ein Spaziergang wirklich nett. Vielleicht könnte Bobby mitkommen?“
Barton entspannte sich sichtlich. „Ja, Madam. Das wäre schön.“
Eine halbe Stunde später lehnte sich Larson auf das oberste Brett des Zauns um die Koppel und sah den beiden nach, die Seite an Seite die Straße hinabgingen, während Bobby vor ihnen herlief. Er musste zugeben, dass Kathryn und Michael Barton ein schönes Paar abgaben. Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf Lilly, die auf ihrem neuen Pony saß.
Lilly hatte einen natürlichen Rhythmus beim Reiten, besonders für jemanden, der so jung war. Sie beugte sich nur ein wenig zu weit vor. „Achte darauf, dass deine Füße unten bleiben“, wollte er ihr zurufen, aber seine Stimme gehorchte ihm nicht. Er hatte die letzten Wochen ohne Abbys Tee ausgehalten, aber er wünschte, er hätte sie nach den Zutaten gefragt, damit er sich einen neuen Tee machen könnte.
„Ich nehme an, du hast Kathryn dein Geheimnis noch
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