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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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ganzen Welt am wichtigsten waren: seine Ranch und seine Frau. Es sah so aus, als habe Taylor Larsons Vertrauen in beiden Bereichen bitter enttäuscht. Und dabei hatte er Kathryn das gegeben, was Larson ihr nie hatte geben können.
    Mit Taylors stützender Hand unter ihrem Arm wandte sich Kathryn vom Grab ab. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr und sie lächelte ihn an. Larsons Herz verwandelte sich zu Stein. Sie gingen an ihm vorbei, als wäre er Luft. Plötzlich kam er sich unsichtbar vor, doch zum ersten Mal in seinem Leben störte es ihn nicht, dass er nicht erkannt wurde. Das Gefühl der Niederlage und ein glühender Zorn rangen in ihm, während er Kathryn und Taylor nachschaute, wie sie zurück in die Stadt gingen.
    Als der Pfarrer in seiner Kirche verschwunden war und die Friedhofsarbeiter ihre Arbeit beendet und den Friedhof verlassen hatten, ging Larson neugierig zum Rand des Grabes. Er betrachtete das behelfsmäßige Grabkreuz und bekam mit einem Mal keine Luft mehr. Taumelnd sank er auf die Knie, als er den Namen las, der in das raue alte Holz geschnitzt war. Mit einem Schlag wurde seine Welt vollends aus den Angeln gehoben.
    Unter den Jahreszahlen 1828–1868 stand der Name:
    LARSON ROBERT JENNINGS

Kapitel 1
    Fünf Monate vorher
24. Dezember 1867
    L arson Jennings lugte von außen durch die zugefrorene Fensterscheibe der schneebedeckten Blockhütte. Eisregen wehte ihm ins Gesicht, aber er bemerkte die beißende Winterkälte kaum. Langsam loderte ein Feuer in seinem Inneren auf, und unter seinem heißen Atem beschlug das zugefrorene Fenster, durch das er die beiden miteinander beobachtete.
    Das Lächeln seiner Frau, ihr Gelächter, das sie mit einem fremden Mann teilte, entfachte schmerzhafte Erinnerungen und bohrte sich wie ein Messer in sein Herz. Es kostete ihn seine ganze Beherrschung, nicht die Tür einzuschlagen, als er in die Hütte trat.
    Kathryn stand sofort auf, und Überraschung sprach aus ihren braunen Augen. „Larson, ich bin so froh, dass du zu Hause bist!“ Aber ihr Blick sagte etwas ganz anderes. Sie stellte ihre Tasse ab und entfernte sich von ihrem Platz neben Bradley Duncan am Küchentisch. „Bradley ist von der Universität nach Hause gekommen und hat mir einen Besuch abgestattet … unerwartet.“ Sie senkte den Blick und fügte leiser hinzu: „Um sich zu unterhalten …“
    Bradley Duncan sprang auf die Beine und warf dabei fast seine Tasse um. Larson sah finster auf den gebildeten Jungen mit dem glatten Gesicht hinab, der selbst mit seinen dreiundzwanzig Jahren noch immer kein richtiger Mann war. Wenigstens nicht in Larsons Augen. Larson überragte ihn um gut fünfzehn Zentimeter und brachte sechzig Pfund durchtrainierte Muskeln mehr auf die Waage. Er verachtete Schwäche, und Duncan strahlte Schwäche aus. Larson hatte schon in sehr jungen Jahren gelernt, seine Statur einzusetzen, um andere einzuschüchtern, und war jetzt stark versucht, diesen Knaben einfach in Stücke zu reißen.
    Er drehte sich wieder zu Kathryn, um in ihrem Gesicht nach Anzeichen für einen Betrug zu suchen. Ihre vorsichtige, zurückhaltende Miene linderte nicht gerade seine Wut. Es war ihm nie leichtgefallen, anderen Menschen zu vertrauen, und wenn es um seine Frau und fremde Männer ging, fiel es ihm besonders schwer. Er sah doch die Bewunderung in den Augen vieler Männer, und konnte sich gut vorstellen, welche Gedanken ihnen durch den Kopf gingen.
    „Mr J-Jennings.“ Duncans Augen schossen zu Kathryn und dann wieder zu ihm zurück. „Ich bin nur vorbeigekommen, um Kathryn diese Bücher zu bringen. Ich habe sie in Boston gekauft.“
    Larson gefiel es nicht, dass dieser Junge seine Frau beim Vornamen nannte.
    „Ich dachte, sie würde sie vielleicht gerne lesen wollen. Sie mag Bücher, wissen Sie“, fügte Duncan hinzu, als kenne Larson seine Frau, mit der er seit zehn Jahren verheiratet war, überhaupt nicht. „Bücher sind nicht gerade billig. Und da Ihre Ranch zurzeit nicht so gut läuft, dachte ich …“
    Fast unmerklich veränderte sich Kathryns Gesichtsausdruck. Duncan verstummte. Larson spürte, wie seine Frau dem Jungen, der jetzt unbehaglich von einem Bein auf das andere trat, eine stille Warnung zukommen ließ.
    Der Zorn, der in ihm brodelte, brach sich jetzt Bahn. Ein kräftiger Schlag auf Duncans Kinn ließ den Jungen nach hinten taumeln.
    Kathryn sog erschrocken die Luft ein, und jede Farbe wich aus ihrem Gesicht. „Larson …“
    Er brachte sie mit seinem Blick zum Schweigen. Er zerrte

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