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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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schmerzliche Weise lernen müssen.
    Er hob die Bibel und seinen Stock auf. Er wollte auf etwas wiederaufbauen, das Bestand hätte. Und er wollte das zusammen mit Kathryn tun, wenn sie ihn noch haben wollte.
    Bevor er zurückging, schaute er zum Himmel hinauf und räusperte sich. Aber ihm fielen keine Worte ein.
    Er wünschte, er könnte wie Isaiah und Abby mit Gott sprechen. Zweifellos kamen ihre Gebete mühelos vor Gottes Thron. Er hingegen hatte das Gefühl, von dem Mann und Ehemann, der er gewesen war, an die Erde gekettet zu sein. Herr, hilf mir, der Mann zu werden, den Kat will. Als er zur Hütte zurückging, überlegte er es sich anders und verbesserte seine schwache Bitte. Hilf mir, der Mann zu werden, den du willst, Jesus.
    Bald wäre sein Körper wieder so kräftig, dass er den Heimweg bewältigen könnte. Aber die Frage blieb: Hatte sein Herz die nötige Kraft?

    Sie konnte vor Aufregung wegen des Tages, der vor ihr lag, nicht schlafen.
    Kathryn stand auf, als es noch dunkel war, zog sich an und knöpfte ihren Rock, so weit sie konnte, zu. Sie müsste sich bald neue Kleider machen, um die leichte Wölbung ihres Bauches unterzubringen. Während sie das Bett glatt streifte, erlaubte sie ihren Erinnerungen, zu den letzten innigen Momenten zurückzukehren, die sie und Larson als Ehepaar erlebt hatten. In jener Nacht hatte keiner von ihnen geahnt, welcher Segen tief in Kathryn hineingelegt worden war.
    Sie stellte sich Larsons muskulösen Körper vor, der sich in handbearbeitetem Leder und Wildleder viel wohler fühlte als in Seidenhemden und maßgeschneiderten Anzügen. Seine Arme waren unglaublich stark und besaßen doch eine Zärtlichkeit, die so berauschend sanft war, dass sie ihr Herz anrührte. Die Sehnsucht nach Larson bereitete ihr fast körperliche Schmerzen.
    Sie fuhr mit einer Hand über sein Kopfkissen. Oh Herr, schenke mir doch eine zweite Chance. Statt zu hoffen, ihr Mann würde sich so verändern, wie sie es sich wünschte, würde sie ihn so lieben, wie er war. Und sie würde das, was er von sich zu geben bereit war, dankbar annehmen, ohne insgeheim mehr zu verlangen.
    In den letzten Wochen, in denen sie über sich selbst nachgedacht hatte, waren ihr auch ihr unstillbares Bedürfnis nach Sicherheit und Schutz deutlich geworden. Sie begriff jetzt, dass sie es durch den Erfolg der Ranch zu stillen gesucht hatte. Aber großer Reichtum hatten ihr in ihrer Jugend auch keine Sicherheit gebracht, und ihrer Mutter ebenso wenig. Wie war sie dann auf die Idee gekommen, dass das jetzt so sein würde?
    Während Kathryn über die Bettdecke strich, erinnerte sie sich an die Leere in den Augen ihrer Mutter und an die lieblose, gefühlsarme Ehe ihrer Eltern. Ihre Sehnsucht wandelte sich zu Bedauern und Reue. Sie starrte auf ihre leeren Hände hinab, während die Wahrheit ihr fast die Kehle zuschnürte. Während sie einem unerreichbaren Traum hinterhergejagt war, hatte sie den Schatz übersehen und verloren, den sie in den Händen gehalten hatte.
    Als sie auf Larsons Seite des Bettes hinabschaute, erfüllte sie ein bekanntes Gefühl von Trauer, aber sie wollte sich nicht erlauben, diesen anklagenden Gedanken nachzuhängen, nicht heute. Zu viel stand auf dem Spiel. Während sie in die Küche ging, konzentrierte sie ihre Gedanken auf die Hoffnung, die in ihr heranwuchs.
    Sie riss sich ein Stück Brot von dem Laib, der von gestern übrig war, und war dankbar, dass die Übelkeit sie verlassen hatte. Nach ihrer Rechnung hatte sie gerade ihren vierten Schwangerschaftsmonat hinter sich, und das Baby füllte den kleinen Raum in ihr schnell aus. Sie staunte über die Veränderungen, die ihr Körper durchmachen würde, um dem Kind Platz zu schaffen. Wann würde sie spüren, wie sich das Kind in ihr bewegte? Sie vermutete, dass diese Zeit bald käme. Ach, wenn sie nur eine andere Frau in der Nähe hätte, eine vertrauenswürdige Freundin, die das schon erlebt hatte. Eine Frau, mit der sie über ihre Schwangerschaft sprechen könnte, die sie bis jetzt geheim hielt, und der sie die vielen Fragen, die sie beschäftigten, stellen konnte.
    Aber es gab einen, der alles wusste. Der auch jetzt auf sie wartete.
    Herr, danke für dieses Kind, das in meinem Leib heranwächst. Mache es stark, mache es wie seinen Vater. Sie lächelte, während sie ihren Mantel anzog. Vor einigen Nächten hatte sie geträumt, dass sie einen Sohn bekäme, obwohl sie sich über eine Tochter genauso freuen würde. Das Geschlecht spielte keine Rolle, solange

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