Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
und hielt dann inne.
Larson starrte die Worte auf der Seite an und wunderte sich, warum sein Puls schneller schlug. Er begann, laut zu lesen, aber er hatte gerade einmal vier Wörter gelesen, als Isaiah ihn schon unterbrach.
„Lies diesen Teil bitte noch einmal.“
Larson seufzte und ahnte, dass ihn eine neue Lektion erwartete. Er spielte mit. „Am Anfang schuf Gott …“ Er brach ab und blickte auf.
„Ich liebe diesen Teil.“ Isaiah lächelte, als hätte er gerade Abbys Apfelkuchen gekostet.
Da er den Blick, den das Ehepaar sich zuwarf, nicht verstand, zog Larson eine Braue in die Höhe. „Und welcher Teil ist das? Ich habe noch nicht einmal richtig angefangen.“
„Siehst du das nicht? Am Anfang schuf … Gott“, antwortete Isaiah.
Larson schaute Isaiah fragend ins Gesicht und spürte genau, dass sich tief in seinem Inneren etwas zu regen begann.
Isaiah schüttelte langsam den Kopf. „Es geht nicht um dich. Es geht nicht um mich. Das Leben, das wir führen, der Grund, warum wir hier sind. Nur wenn wir unser Leben mit den Augen der Ewigkeit sehen, finden wir wahren Frieden oder Reichtum, der von Dauer ist. Echte Sicherheit können wir nur in dem finden, was uns nie genommen werden kann … in einer Beziehung zu Gott.“
Isaiahs Blick wurde intensiver, und es bestand kein Zweifel, dass er das, was er sagte, auch glaubte. Wie musste es sein, wenn man einen so starken Glauben hatte? Wenn man so sicher war? Eine plötzliche Sehnsucht, mehr wissen zu wollen, erfüllte Larson. Und zum ersten Mal, seit er eine zweite Chance bekommen hatte, hoffte er, dass Isaiahs Glaube und Isaiahs Gott sich ihm erschließen würden.
Kapitel 9
„W enn deine Genesung in diesem Tempo weitergeht, bist du bald stark genug für den Weg.“
Larson erwiderte Isaiahs Grinsen und in ihm regte sich eine große Dankbarkeit für dieses Ehepaar, das ihm am Tisch gegenübersaß. „Danke, dass du mich nicht aufgegeben hast, Isaiah. Und auch du, Abby.“
Abby zwinkerte ihm wohlwollend mit ihren blauen Augen zu. Isaiah legte nur eine Hand auf sein Herz und nickte.
In den letzten Wochen hatte Larsons Körper auf Abbys Kochkünste und Isaiahs Training und Medikamente besser reagiert, als er für möglich gehalten hätte. Heute Morgen hatte Abby nach dem normalen Trainingsritual beziehungsweise der Folter , wie Larson es nannte, ihre dicke Kräutersalbe über seine gerunzelte Haut geschmiert und dabei bemerkt, wie sein Brustkorb und seine Arme wieder muskulöser wurden. Auch Larson entging diese Veränderung seines Körpers nicht.
Er schob sich den nächsten Bissen Wildbret und gekochte Kartoffeln in den Mund und konnte es nicht erwarten, Isaiahs Gehhilfe heute Nachmittag die ganze Strecke bis zum Holzschuppen zu schieben.
„Wie fühlen sich deine Beine nach diesem Morgen an?“, fragte Abby und schnitt ihm ein großzügiges Stück Apfelkuchen ab.
Er dankte ihr mit einem Kopfnicken und spülte sein Essen mit Wasser hinunter. „Besser. Diese Salbe, die du mir daraufgerieben hast, hat geholfen. Sie lockte zwar einige Fliegen an, aber sie hat geholfen.“ Er warf ihr einen schelmischen Blick zu und Abby streichelte schmunzelnd seinen Arm.
Die Wunde an der Stelle, wo die Kugel in sein rechtes Bein eingedrungen war, war gut geheilt, schmerzte aber immer noch, wenn er sich zu sehr anstrengte. Davor warnte Isaiah ihn ständig. Larson hoffte, er könnte eines Tages wieder gehen, ohne zu humpeln, aber im Moment konnte nicht einmal das Hinken seine Freude trüben.
Nach dem Essen folgte er Isaiah zum Schuppen hinter der Hütte. Mit dem Stock, den Isaiah für ihn geschnitzt hatte, schaffte Larson nur einen Schritt, während Isaiah drei Schritte machte, aber wenigstens konnte er jetzt wieder alleine gehen. Genauso wie die Gehhilfe hatte Isaiah den Gehstock aus einem kräftigen Pinienholz angefertigt, das Larsons Gewicht trug. Es war erstaunlich, wie gut sich diese Unabhängigkeit auf Larsons Gemütszustand auswirkte.
Er atmete die kalte Luft des späten Apriltages ein und roch die Verheißung des Frühlings. Die Zweige der riesigen Blautanne beugten sich nicht mehr unter der Last des schweren Schnees, sondern schienen ihre Freiheit vom eisigen Griff des Winters zu feiern. Unerschütterliche Birken streckten ihre eisigen Arme zum Himmel. Überall um ihn herum waren Zeichen dafür zu sehen, dass das Land aus seinem Winterschlaf erwachte, ganz ähnlich wie die Gefühle, die er in letzter Zeit in sich spürte.
In der Ferne spiegelte sich die
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