Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
das Kind gesund war. Vielleicht würde das Kind helfen, das dünne Band, das sie immer noch mit Larson vereinte, zu stärken.
Sie ging hinaus, und ein leichter Windhauch spielte mit ihren langen Haaren. Kathryn ließ ihren Mantel offen und sah zu, wie sich die ersten Strahlen des Morgenlichts durch die Baumwipfel stahlen und die hohe Blautanne berührten. Das Licht vermischte sich mit den vom Tau geküssten Ästen und schuf eine Million winziger schimmernder Kristalle in der Aprilluft. Einen Moment rührte sie sich nicht, da sie dachte, sie hätte etwas in der Ferne gehört.
Sie suchte den wolkenlosen, blauen Himmel über sich ab und wartete. In der Luft um sie herum lag eine fast greifbare Unruhe. Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass sie sich täuschte, und ging zum Stall, um mit ihrer Morgenarbeit zu beginnen. Während sie arbeitete, schüttete sie stumm ihr Herz vor dem einen aus, der ihr Herz genau kannte. Sie kippte Futter aus den Jutesäcken und achtete darauf, dass sie nichts zu Schweres hob.
Sie hörte hinter sich Schritte auf dem Heu und warf einen Blick über die Boxentür. Bei dem unerwarteten Anblick lächelte sie.
Der riesige Mann, der vor Wochen an ihre Tür geklopft hatte, stand in der Nähe und drückte ein Kätzchen an seine Brust. Er streichelte sein schwarzes Fell und redete leise und liebevoll auf das Tier ein.
Sie ging um die Box herum und blieb neben ihm stehen. „Guten Morgen. Wie ich sehe, haben Sie Claras Junge gefunden.“ Sie hatte ihn seit jenem Morgen mehrmals gesehen, aber immer nur aus der Ferne.
Seine blauen Augen funkelten. „Ja, Madam. Es ist so winzig und weich. Wollen Sie es halten?“
Kathryn nahm das Kätzchen und streichelte sein glänzendes, schwarzes Fell. Die großen Hände dieses Mannes und seine kraftvollen Finger schienen nicht mit seiner Sanftheit zusammenzupassen. Er war eindeutig anders als alle anderen Rancharbeiter, die sie bis jetzt gesehen hatte. Sie war dankbar, dass er hier war, besonders angesichts der Aufgabe, die heute vor ihnen lag.
„Ich heiße Kathryn.“
„Ich bin Gabe“, sagte er mit einem strahlenden Grinsen.
Kathryn hörte ihm zu, als er ihr erzählte, wie er vor ein paar Tagen die jungen Katzen gefunden hatte und seitdem regelmäßig nach ihnen sah. Zwei andere Rancharbeiter schlenderten in den Stall, und Kathryn nickte ihnen zum Gruß zu.
„Mrs Jennings“, murmelten sie und tippten an ihre Hüte, während sie in den hinteren Teil des Stalls marschierten, um ihre Sachen zu holen.
Gabe streichelte den winzigen Kopf des Kätzchens noch ein letztes Mal mit dem Daumen. „Ich sollte jetzt lieber an die Arbeit gehen. Mr Taylor hat mir gesagt, dass heute ein wichtiger Tag ist.“
„Ja, Gabe, das stimmt.“ Sie musste sich in Erinnerung rufen, dass sie nicht mit ihm sprechen durfte wie mit einem Kind. Gabe war ungefähr in ihrem Alter, vielleicht sogar ein paar Jahre älter, aber bei seiner kindlichen Art konnte man das nur schwer sagen.
Sie hörte, dass Reiter näher kamen, deshalb stellte sie das Kätzchen auf den Boden und ging zu ihnen hinaus. Mr Taylor brachte sein Pferd zum Stehen und stieg ab. Die vier Männer, die bei ihm waren, blieben in ihren Sätteln. Nur einer von ihnen kam ihr bekannt vor, und Kathryn erinnerte sich sofort daran, wann sie ihn gesehen hatte. An jenem Tag, an dem Matthew das erste Mal zu ihrer Blockhütte gekommen war.
Obwohl er lächelte, hatte dieser Mann etwas Abstoßendes an sich. Er stützte die Unterarme auf den Sattelknauf und schaute zu ihr nach unten. „Schön, Sie wiederzusehen, Madam. Sie sehen heute Morgen wirklich nett aus.“ Er grinste, und die Narbe an seinem Kinn verzerrte sich. „Ich war anfangs nicht so wild darauf, für eine Frau zu arbeiten, aber ich könnte meine Meinung noch ändern.“
Sein schrilles, hohes Lachen bereitete Kathryn eine Gänsehaut, und sie wich einen Schritt zurück.
„Guten Morgen, Mrs Jennings“, sagte Matthew. „Kann ich bitte mit Ihnen sprechen?“ Er warf dem Mann über seine Schulter hinweg einen finsteren Blick zu, dann nahm er Kathryn vorsichtig am Arm und führte sie in den Stall.
„Gibt es ein Problem, Mr Taylor?“
„Nein, Madam. Ich muss nur noch einmal sichergehen, ob Sie das wirklich machen wollen.“
„Ich bin mir ganz sicher. Sie sind mit mir die Bücher durchgegangen, Mr Taylor. Sie kennen die Zahlen.“
„Ich wünschte nur einfach, es gäbe eine andere Möglichkeit. Wenn Sie das machen, haben Sie keine Zuchtkühe, keine Bullen.
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