Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
Sonne mit einem blendenden Glanz, der ihm in den Augen schmerzte, auf den verschneiten Berggipfeln. Wie hatte er so viele Jahre hier leben können, ohne die Schönheit dieses Landes wirklich wahrzunehmen und Gottes Hand in allem zu sehen?
Der letzte Gedanke überraschte ihn und er verlangsamte seine Schritte. Gottes Hand … Er hatte immer an Gott geglaubt. Aber etwas, das ihm nicht bewusst gewesen war, etwas, das Isaiah und Abby ihm erst zeigen mussten, war … dass Gott an ihn glaubte!
Larson verstärkte seinen Griff um den Stock in seiner rechten Hand. Sein Blick wanderte vom strahlenden Glanz der schneebedeckten Berge hinunter zu der – und das war großzügig ausgedrückt – bescheidenen Hütte, in der er fast vier Monate verbracht hatte. Isaiahs Worte durchbohrten ihm wieder das Herz. Sonderbar, wie Worte, auch solche, die nur auf Papier getrocknet waren – er lächelte reumütig – ihm das Gefühl raubten, vollständig zu sein, und gleichzeitig einen starken Hunger in ihm weckten.
Einen solchen Hunger hatte Larson nie zuvor gekannt, und er war auch jetzt nicht ganz sicher, wie er damit umgehen sollte.
„Komm, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit“, neckte ihn Isaiah gut gelaunt und hielt ihm die Schuppentür auf.
Isaiahs Gerät aus Gewichten, das aus Steinen in verschiedenen Größen bestand, die in Bündel zusammengebunden und über Balken gehängt waren, brachte Larson viel mehr an den Rand der Erschöpfung als die Gewichte an den Beinen. Wortlos begaben sie sich an ihr anstrengendes Training, und am Abend zog Larson sich nach dem Essen aus und fiel todmüde ins Bett.
Am nächsten Morgen stand er lange vor Tagesanbruch auf, bahnte sich vorsichtig einen Weg durch die dunkle Hütte und achtete darauf, Isaiah und Abby nicht zu wecken. Als er draußen war, mit seinem Stock in einer Hand und der Bibel unter dem anderen Arm, ging er einen Waldweg hinab, den er und Isaiah schon einmal gegangen waren. In der Kälte des frühen Morgens zitterte er leicht. Seine Muskeln waren steif, aber seine Entschlossenheit trieb ihn weiter.
Eine halbe Stunde später erreichte er sein Ziel. Sein Körper war müde, aber auf angenehme Weise. Obwohl ihm die geschmeidige Wendigkeit fehlte, die er früher besessen hatte, gelang es Larson, unbeholfen auf einen Felsen zu klettern, von dem aus er einen Blick über einen ruhigen Bergsee hatte. Sein Atem kam schwer, als er sich ausstreckte und die Kühle des Steins an seinem Rücken genoss. Er legte die Arme hinter seinen Kopf und schaute zu, wie die letzten Schatten der Nacht sich widerstrebend der Morgendämmerung ergaben.
Trotz seiner friedlichen Umgebung regte sich eine Unruhe in ihm.
Bis vor ein paar Monaten hatte sich sein ganzes Leben darauf konzentriert, mit seiner Ranch Erfolg zu haben, sich einen Namen zu machen – etwas, das ihm als unehelich geborenes Kind sein ganzes Leben lang versagt geblieben war. Und er hatte das alles getan, um sich Kathryns Liebe zu erarbeiten, um Stolz auf ihn in ihren Augen zu sehen.
Er verzog das Gesicht, da er genau wusste, dass das nicht die ganze Wahrheit war. Nein, er hatte das getan, um sich ihre Treue zu erkaufen – obwohl er gar nicht sicher gewesen war, ob es so etwas zwischen einem Mann und einer Frau überhaupt geben konnte.
Als er jedoch Isaiah und Abby in den letzten Wochen miteinander beobachtet hatte, hatte er ihre liebevollen Blicke und verstohlenen Küsse bemerkt, ihre stillen Blickwechsel wegen Dingen, die er früher für unwichtig gehalten hatte. Zu sehen, wie sie miteinander umgingen, hatte ihn herausgefordert. Einerseits hatte sich seine Vorstellung von der Ehe verändert, aber gleichzeitig war ihm auch der Blick dafür geöffnet worden, was in seiner eigenen Ehe fehlte.
Abgesehen von Isaiahs und Abbys offensichtlichen Unterschieden, die er kaum noch wahrnahm, verglich Larson ihre Ehe unweigerlich mit seiner eigenen Ehe. Isaiah hatte in Bezug auf weltlichen Reichtum nichts erreicht, und trotzdem bewunderte Abby ihn. Isaiah hatte keinen Namen, den er ihr geben konnte, und trotzdem trug Abby den Titel, seine Frau zu sein, als gehöre sie dadurch einer Königsfamilie an.
Das erste Licht der Morgendämmerung zog wie mit einem Finger über den See, und Larson staunte über das Funkeln des Sonnenlichts, das sich auf der ruhigen Oberfläche spiegelte. Er atmete die Luft, die nach Pinien roch, tief ein.
Er hatte immer gedacht, wenn er gut genug für sie sorgte, würde Kathryn ihm treu bleiben. Oder wenn er gut genug auf
Weitere Kostenlose Bücher