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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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sie schnell eine andere wichtige Sache: Man sollte alles tun, was Miss Maudie sagte, und zwar sofort. Ein armes Mädchen namens Molly trödelte am Abend ein wenig zu lange. Miss Maudie erhob nie die Stimme, aber ihre missbilligende Miene verschaffte sich sofort Respekt und sorgte für eine schnelle Änderung im Verhalten der jungen Frau. Kathryn nahm sich vor, dass sie niemals einen solchen unzufriedenen Blick von Miss Maudie ernten wollte.
    Obwohl sie erwartete, Donlyn MacGregor im Laufe des Abends zu sehen, stellte sie mit Erleichterung fest, dass er geschäftlich unterwegs war. Sie würden sich früh genug begegnen. Sie freute sich nicht darauf, und ihr gefiel die Vorstellung, dass sie nun seine Angestellte war, überhaupt nicht. Aber diese Stelle erschien ihr wie ein Geschenk des Himmels und sie wollte nicht egoistisch oder undankbar sein. Sie dachte wieder über MacGregors Angebot, ihr zu helfen, nach und fragte sich, wie es wäre, in der Schuld dieses Mannes zu stehen.
    Als sie weit nach Einbruch der Dunkelheit in ihr kleines Haus zurückkehrte, tastete sie sich zum Bett und ließ sich darauffallen. Ihre Hände waren ganz aufgeweicht, da sie so viele Stapel schmutziges Geschirr gespült hatte, und ihre Beine schmerzten, weil sie so lange hatte stehen müssen. Dazu kam das viele Kochen, das sie vorher bewältigt hatte! Und das geschah dreimal am Tag! Trotz ihrer Erschöpfung dankte Kathryn Gott, dass er ihr diese Arbeit und diese angenehme Unterkunft geschenkt hatte.
    Sie wusste, was Annabelle und Sadie in diesem Moment zu erdulden hatten, und sie litt mit ihnen. Herr, bitte sei bei ihnen und den anderen Frauen. Ich wünschte, ich hätte in ihrem Leben mehr zum Guten beitragen können. Arbeite weiter an Annabelle, Herr. Sie hat unter ihrer rauen Schale ein so weiches Herz …
    Während Kathryn auf ihrem Bett lag, senkte sich eine große Einsamkeit über sie. Sie zog die Spieluhr aus ihrer Tasche und hob den Deckel hoch. Obwohl sie die Inschrift in der Dunkelheit nicht sehen konnte, fuhr sie mit den Fingern über die Worte, die sie so gut kannte. Für alles, was dein Herz sich wünscht. In langsamen, kreisenden Bewegungen strich sie mit der Hand über ihren Bauch und streichelte ihr ungeborenes Kind. Aber alles, was mein Herz sich wünschte, warst du, Larson.
    Sie drehte dreimal den Schlüssel, und die einfache Melodie erfüllte die Stille mit leisen, blechernen Tönen. Immer und immer wieder lief das Lied und wiederholte sich, bis es schließlich langsamer wurde und dann ganz verstummte. Ein bekannter Schmerz schnürte Kathryn die Kehle zu, und sie drehte sich auf die Seite. Vater, es fühlt sich an, als wäre mein halbes Herz herausgerissen worden. Ich habe so viele Fragen, was mit ihm passiert ist. Aber keine Antworten.
    Ein Klopfen an der Haustür ließ sie erschreckt auffahren. Sie setzte sich langsam auf, um das Schwindelgefühl, das inzwischen zum Glück nicht mehr so häufig auftauchte, zu vermeiden. Dann tastete sie sich durch die Dunkelheit. Sie schaute zuerst aus dem Seitenfenster.
    Ein Mann stand auf der Veranda und hatte etwas vor seinen Füßen, das wie ihre Truhe aussah. Sie strich ihre Haare und ihr Kleid glatt und ging zur Tür.

    Larson hatte die Truhe sofort erkannt und gehofft, Miss Maudie würde jemand anderen bitten, sie in Kathryns Haus zu bringen. Aber seit der Zustimmung des Ranchvorarbeiters, ihn einzustellen, wusste Larson, dass er durch Gottes Willen und dank der Freundlichkeit der älteren Frau auf Casaroja war. Und er hatte die Absicht, ihnen beiden zu gefallen.
    Als er auf Kathryns Veranda stand und darauf wartete, dass sie die Tür öffnete, lief ihm ein Schweißtropfen zwischen den Schulterblättern und den Rücken entlang. Sie hatte ihn bei ihrer letzten Begegnung nicht erkannt, und das war im hellen Tageslicht gewesen. Er hatte jetzt also wenig zu befürchten. Warum raste sein Herz dann so?
    Er rückte die rauchfarbene Brille zurecht, die er von demselben alten fahrenden Händler gekauft hatte, bei dem er an Weihnachten die Spieluhr erstanden hatte. Er wusste nicht, ob die Brille verhindern würde, dass Kathryn ihn erkannte, aber sie half, den Schmerz zu verbergen, den er jedes Mal fühlte, wenn ihn jemand anstarrte. Er sah immer noch den Schock der anderen, aber wenigstens konnten sie nicht sehen, wie sehr sie ihn damit verletzten.
    Als er Schritte hörte, stieg Panik in ihm auf. Wieder stellte er Gottes Weisheit, ihn nach Casaroja zu schicken, infrage. Er war Kathryn hier so

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