Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
Wille?
Sie schluckte ihren Stolz hinunter und nickte schließlich. „Ja, ich bin immer noch daran interessiert und will mit Ihnen darüber sprechen. Aber nicht in Ihrem Schlafzimmer“, fügte sie schnell hinzu und baute einen größeren Abstand zu ihm auf.
„Nennen Sie mir Ihre Bedingungen für unser nächstes Treffen, Madam, und ich werde sie erfüllen.“
Sein Lächeln sah jetzt ernster aus, aber da sie sich von ihm nicht weiter aufziehen lassen wollte, antwortete Kathryn mit ernstem Ton: „Ein Ort, der öffentlicher ist, wäre gut. Und nächstes Mal lassen Sie bitte die Tür offen.“
Er antwortete einen Moment lang nicht; er schien über das, was sie gesagt hatte, nachzudenken. „Ihre Bedingungen sind mir ein Vergnügen, Mädchen“, sagte MacGregor schließlich leise. Dann wanderte sein Blick langsam an ihr vorbei auf den Gang hinaus.
Kathryn drehte sich um. Der Eimer glitt ihr fast aus den Händen.
Oben auf dem Treppenabsatz standen Miss Maudie und zwei Ranch-arbeiter und starrten sie an. Kathryn hörte, wie die Schlafzimmertür hinter ihr zufiel. Damit war ihre angebliche Schuld besiegelt.
Miss Maudies Augen waren groß, und ein deutliches Missfallen sprach aus ihrem Gesicht. Das Grinsen des größeren Rancharbeiters mit den dunklen Locken verriet deutlich, was er dachte. Aber der andere Mann schien mit seinem Blick ein Loch direkt durch sie hindurch brennen zu wollen.
Kathryn konnte durch die getönte Brille seine Augen nicht sehen, aber er lächelte nicht. Aus seinem Gesicht sprach auch keine Überraschung. Dafür war seine Verurteilung fast greifbar. Ihre Wangen glühten.
„Wo waren Sie, Kathryn?“ Miss Maudies Stimme klang unnatürlich hoch. „Ich suche Sie schon eine ganze Weile.“
Kathryn blinzelte und atmete schnell ein. „Ich habe gearbeitet, Miss Maudie.“ Ihr wurde heiß vom Kopf bis zu den Zehen. „Ich habe die Gästezimmer geputzt und …“
„Gut, Kathryn. Beenden Sie unten Ihre Arbeiten und warten Sie dann bitte im Büro auf mich.“ Miss Maudie wandte sich an die Rancharbeiter. „Es ist das zweite Zimmer rechts. Dort steht der Schrank, der nach unten getragen werden muss.“
Kathryn senkte den Blick, als sie an ihnen vorbeiging, da sie fürchtete, sie würden ihre Tränen als Schuldeingeständnis verstehen.
Als Kathryn später ihre Arbeit erledigt hatte, saß sie im Büro und wartete, wie Miss Maudie sie angewiesen hatte. Obwohl sie sich nichts zuschulden hatte kommen lassen, plagten sie immer noch Schuldgefühle. Das war noch dadurch verstärkt worden, dass die anderen Dienstboten hinter ihrem Rücken geflüstert hatten. Molly hatte offenbar keine Zeit vergeudet, den anderen alles zu erzählen. Kathryn wand sich erneut, als sie sich an den missbilligenden Ausdruck in Miss Maudies Gesicht erinnerte. Sie wollte dieser Frau doch so gerne gefallen und diesen Arbeitsplatz behalten.
Die Tür ging auf. Kathryn erhob sich von ihrem Stuhl.
„Bleiben Sie sitzen, Kathryn.“ In Miss Maudies Tonfall lag ein gewisses Wohlwollen. Sie setzte sich Kathryn gegenüber auf einen Stuhl. „Sagen Sie mir genau, was heute Morgen passiert ist.“
Kathryn fasste die Ereignisse ab dem Moment, als sie an Mr MacGregors Schlafzimmertür geklopft hatte, bis zu dem Moment, als Miss Maudie sie aus dem Zimmer hatte kommen sehen, schnell zusammen. Bei der Erinnerung an den Stolz in Miss Maudies Stimme, wenn sie von Mr MacGregor sprach, entschied sie sich, den Teil mit seinen unverschämten Andeutungen wegzulassen. Wenn sie ihr das erzählen würde, würde sie nur mehr Argwohn wecken, und außerdem hatte Mr MacGregor versprochen, so etwas nicht wieder zu machen. „Ich versichere Ihnen, es ist nichts passiert. Mr MacGregor kam unerwartet ins Zimmer zurück. Das ist alles.“
Miss Maudie betrachtete sie einen Moment, dann seufzte sie. „Ich glaube Ihnen, Kathryn.“
„Wirklich?“, fragte sie und war sofort deutlich erleichtert.
Miss Maudie nickte.
„Danke.“
„Aber Sie müssen in Zukunft vorsichtiger sein. Auf Casaroja verbreiten sich Gerüchte schnell, und ein solcher Vorfall ist für den Ruf einer Dame nicht gut.“
Kathryn nickte verstehend und wollte aufstehen.
Miss Maudie streckte eine Hand aus. „Da ist noch etwas, Kathryn, meine Liebe. Mr MacGregors Büro wurde heute geputzt. Haben Sie das gemacht?“
„Ja, Madam“, antwortete Kathryn und schaute auf ihre Hände hinab, die sie auf ihrem Schoß liegen hatte. Sie lächelte und war insgeheim froh für diese Gelegenheit, ihren
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