Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
Fehler wiedergutzumachen.
„Stand es auf der Liste mit Ihren heutigen Aufgaben, Mr MacGregors Privatbüro zu putzen?“
Kathryn blinzelte, als Miss Maudies Stimme plötzlich so scharf und streng wurde. „Nein, Madam“, antwortete sie leise. „Aber als ich sah, dass es eine Weile nicht mehr geputzt worden war, dachte ich, dass …“ Bei dem Blick in den Augen der älteren Frau verstummte sie. „Nein, das stand nicht auf meiner Liste.“
„Ich schätze Ihre Arbeitsbereitschaft und Ihren Fleiß, Kathryn. Das ist wirklich lobenswert. Aber Mr MacGregor hat strenge Regeln, wer in den ersten Stock gehen darf, und besonders, wer sein Privatbüro betreten darf. Halten Sie sich deshalb an die Liste, die ich Ihnen gebe, meine Liebe, und Sie kommen hier auf Casaroja gut zurecht.“
Larson beobachtete sie mit pochendem Herzen aus dem Schatten des Stalls heraus. Kathryn stand gleich hinter den Doppeltüren – nahe genug, dass er das Schimmern ihrer Haare und die sorgenvollen Falten auf ihrer Stirn sehen konnte. Was machte sie hier unten in den Ställen? Und das mitten am Nachmittag? Er sah zu seiner Brille hinüber, die ein Stück entfernt auf einer Werkbank lag.
Er hatte Kathryn jeden Tag gesehen, seit er sie dabei ertappt hatte, wie sie aus MacGregors Schlafzimmer gekommen war. Er hatte niemandem etwas gesagt, aber unter den Rancharbeitern hatte sich die Geschichte sehr schnell herumgesprochen. Nach zwei Tagen war der ganze Vorfall allgemein bekannt. Innerhalb einer Woche wussten alle, dass sie in der Stadt in einem Bordell gewohnt hatte, und stempelten ihr Kind als das Produkt dieses Ortes ab. Sie benutzten für Kathryn ein Wort, das Larson gut kannte, und dem er sein ganzes Leben lang zu entfliehen versucht hatte.
Heute Morgen hatte er mit der Stute gearbeitet, als eine Gruppe Cowboys vorbeigeritten war. Sie hatten Kathryn, die gerade Wäsche aufgehängt hatte, unschöne Dinge zugerufen. Sie hatte so getan, als höre sie nichts, aber Larson hatte an der steifen Haltung ihrer Schultern erkannt, dass sie jedes Wort verstanden hatte.
Kathryn trat einen Schritt näher in den Stall, und er drückte sich an die Wand zurück. Das Heu knirschte leise unter seinen Stiefeln. Sie war so schön, dass es ihm fast wehtat, sie anzuschauen. Ihre zart geschwungenen Brauen, ihr anmutiger Mund, die seidigen, blonden Locken, die ihr über die Schultern fielen … Sein Blick fiel auf die Rundung unter ihrem schwarzen Rock und die Zärtlichkeit in ihm versiegte.
Sie kniff die Augen zusammen, als versuche sie, im Schatten hinter der offenen Stalltür etwas zu erkennen, aber sie zögerte, näher zu kommen.
Als er das merkte, entspannte sich Larson ein wenig. Aus seinem Versteck heraus betrachtete er sie wieder – die zarten Kurven in ihrem Gesicht, ihre Augen in der Farbe von Sahnekaffee. Seine Kehle war so zugeschnürt, dass er kaum schlucken konnte. Warum war er hier auf Casaroja? Er hatte gedacht, er würde Gottes Stimme folgen, aber in diesem Moment hatte er das Gefühl, das wäre nicht genug. Eine heiße Wut durchflutete ihn erneut. Wie konnte Gott sie mit dem Kind eines anderen Mannes beschenken?
Sein Magen zog sich wieder zusammen, als er an Matthew Taylor dachte. Bei der Vorstellung, wie er sie berührte, verzog er das Gesicht. Er hatte Taylor in den zwei Wochen, die Kathryn hier lebte, kein einziges Mal gesehen. Bedeutete das, dass Taylor keinen Anspruch auf das Kind erheben wollte? Oder war er vielleicht doch nicht der Vater?
Larson schluckte den bitteren Geschmack, der in seiner Kehle aufstieg, hinunter. Er konnte die Last, die wie eine hundert Pfund schwere Ladung Ziegelsteine auf seiner Brust lag, nicht von sich abschütteln.
Kathryn drehte sich in die Richtung des Haupthauses herum, und Larson atmete langsam aus. Sie ging den leichten Anstieg hinauf. Er sah, wie sie eine Hand auf ihren Rücken legte und ihn massierte. Als sie sich von ihm entfernte, stieg das inzwischen bekannte Gefühl der Trauer in ihm auf.
Er rieb sich den Nacken und fragte sich erneut, wie anders alles hätte kommen können, wenn er am Weihnachtsmorgen nicht so plötzlich verschwunden wäre, und wie es gewesen wäre, mit seiner Frau ein Kind zu bekommen. Kathryns Kind. Gedankenverloren drehte er sich um.
Beim Anblick des riesigen Mannes, der vor ihm stand, stockte ihm der Atem.
Mit rasendem Herzen wich Larson einen Schritt zurück und stieß einen Metalleimer vom Haken. Er landete krachend in einer leeren Blechwanne. Das metallene Geräusch
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