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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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seine Atemwege vor dem Staub zu schützen. Dann begann er, das frische Heu in den ausgeschaufelten Boxen zu verteilen. Die Muskeln in seinen Armen und in seinem Rücken brannten. Diese Arbeit brachte ihn an seine körperlichen Grenzen, aber er musste arbeiten, um zu leben. Dass er auf Casaroja war – auf Donlyn MacGregors Ranch – kratzte schwer an seinem Stolz, aber die Arbeit war machbar und die Pferde und Rinder waren die schönsten im ganzen Colorado-Territorium. Und obwohl die meisten anderen Arbeiter ihn mieden, was ihm ganz recht war, behandelte Miss Maudie ihn gut. Gestern Abend hatte sie eine extra Portion Braten auf seinen Teller gelegt.
    Aber der eigentliche Grund, warum es Larson immer noch auf Casaroja hielt, war der, dass Gott ihm noch nicht die Erlaubnis gegeben hatte, wegzugehen. Er hatte die deutliche Bestätigung bekommen, dass er hierherkommen sollte, und er hatte gehorcht. Jetzt wollte er weggehen und konnte nicht. Als er eine Bewegung hinter sich hörte, war Larsons Frustration, weil Gabe immer noch hier herumlungerte, stärker als seine Geduld.
    Er riss sich das Tuch vom Gesicht und drehte sich um. „Hör zu, ich habe dir schon gesagt, dass nur Angestellte …“
    Die Worte blieben ihm im Halse stecken.
    Kathryn stand im Türrahmen. Das Sonnenlicht fiel hinter ihr herein und umgab sie mit einem weichen Schein. Sie ging zwei Schritte und blieb dann stehen. Ein vorsichtiges Lächeln spielte um ihre Mundwinkel.
    „Entschuldigen Sie, wenn ich störe, Sir.“
    Beim Klang ihrer Stimme wurde er ganz schwach. Larson war froh über den Rechen in seiner Hand. Er stützte sich schwer darauf und war dankbar für den Schatten in der Pferdebox.
    Er schaute suchend an Kathryn vorbei nach Gabe. Doch der war fort. Großartig, genau jetzt, wo der große Kerl sich als nützlich erwiesen hätte!
    „Sir, ich komme mir ziemlich dumm vor, weil ich hierherkomme, aber ich wollte nur …“ Sie schaute nach unten und ging auf ihn zu.
    Er hob eine Hand, die in einem Lederhandschuh steckte, an sein Kinn und erinnerte sich plötzlich, dass er sein Halstuch entfernt hatte. Er berührte seine Schläfe und stellte erleichtert fest, dass er seine Brille aufhatte. Der Gedanke, dass sie ihn aus dieser Nähe erkennen könnte, jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. In jener Nacht in ihrem Haus war es dunkel gewesen. Später im Haupthaus hatte sie ihn nur kurz angesehen, bevor sie an ihm vorbeigeeilt war. Ihr Anblick berührte ihn auf eine Weise, die er nicht zugeben wollte. Sie hob den Blick und betrachtete sein Gesicht.
    Ihr Lächeln wurde ein wenig schwächer. Dann zog ein Schatten, der kaum zu erkennen war, über ihr Gesicht, bevor die Linien auf ihrer Stirn sich wieder glätteten.
    Er hatte diese Reaktion schon unzählige Male gesehen. Die Menschen wussten nie, wie sie sich verhalten oder was sie sagen sollten, selbst wenn sie ihn zum zweiten oder dritten Mal sahen. Die meisten entschieden sich für Gleichgültigkeit, während andere ihn unverblümt anstarrten. Aber was er am meisten hasste, war ihr Mitleid. Und Mitleid war etwas, das er von Kathryn nach allem, was sie ihm angetan hatte, eindeutig nicht wollte.
    Larson hielt den Atem an und wartete darauf, dass ihre Augen verrieten, dass sie ihn erkannte. Er fragte sich, ob ihr eigentlich bewusst war, wie ihre Hände über ihren runden Bauch kreisten, als wolle sie das Kind, das in ihr heranwuchs, trösten.
    Diese mütterliche Geste erwärmte ihm nicht das Herz.
    „Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe, Sir. Ich sehe, dass Sie beschäftigt sind. Ich sollte Sie an Ihre Arbeit zurückgehen lassen.“
    Er hatte das Gefühl, noch einmal eine Gnadenfrist bekommen zu haben. Und er war vollkommen erstaunt. Vor ihr stand der Mann, mit dem sie seit zehn Jahren verheiratet war, und sie erkannte ihn nicht. Wie konnten Menschen so blind für das sein, was direkt vor ihnen war? Er beschloss, seine Grenzen auszutesten und herauszufinden, wie weit ihn seine Narben versteckten.
    „Sind Sie schon lange hier auf Casaroja, Madam?“, fragte er und achtete auf das kleinste Zeichen, die leichteste Veränderung in ihrer Miene beim Klang seiner Stimme.
    Nichts. Stattdessen zog eine unübersehbare Traurigkeit in ihre Augen.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin noch nicht lange hier. Und Sie?“
    Er humpelte zur anderen Wand, hängte den Rechen auf und war sich schmerzlich seines ungleichmäßigen Ganges bewusst. Er spürte, dass ihre Augen ihm folgten.
    „Ich bin selbst erst seit

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