Die Rueckkehr des Henry Smart
war alt, leicht aufzuhebeln. Aber ich klingelte noch einmal und wartete.
Sie war nicht da. Ich ging.
Beim nächsten Mal regnete es. Er saß im Wagen, das Fenster war runtergekurbelt, und sein Ellbogen wurde klatschnass. Ich war gerade aus dem Bus gestiegen. Der Wagen stand auf dem Rasen hinter dem Tor des Pflegeheims.
– Sie rauchen wieder.
– Ich bin ein Idiot, sagte er.
Ich nickte zu den beiden Kindersitzen hin.
– Sie haben Zwillinge?
– Richtig.
– Erklärt vielleicht das Rauchen.
– Falsch. Ich hab noch vier. Komme gerade von einem Elternabend. Hast Glück, dass ich es geschafft habe. Komm raus aus dem Regen.
– Nein.
– Du bist der Boss.
– Wie ist er gelaufen?
– Der Elternabend?
– Yeah.
– Die Älteste hat das Zeug zum Studieren. Sagen die Lehrer.
– Das ist gut.
– Tolle Schule. Ich habe eine Nachricht für dich.
– Okay.
– Ich habe deine an meine Leute weitergegeben, und sie möchten, dass du die hier deinem Typ gibst.
– Und die wäre?
– Wir hören.
– Sie ist nicht in ihrer Wohnung, sagte ich.
Ich saß wieder an meinem alten Platz, damit ich Miss O’Sheas Hand halten konnte.
– Ich war dreimal da, und sie hat nicht aufgemacht. Und das Telefon läutet und läutet. Niemand hat die Vorhänge angerührt. Ich war da.
Ich drückte ihre Hand.
– Könnte sein, dass sie wieder in Amerika ist, aber da meldet sie sich auch nicht. Ihr Mann ebenso wenig. Oder der Anrufbeantworter. Oder die blöden Köter.
Ich legte ihre Hand zurück aufs Bett.
– Aber ich weiß, was los ist.
Ich stand auf.
– Sie will nicht gefunden werden. Das hat sie verdammt noch mal im Blut.
– Wir hören?
– So hat er es gesagt, bestätigte ich. – Wir hören. Wortwörtlich.
Wir standen im Supermarkt von H. Williams und guckten auf den abgepackten Speck runter. Ich war gekommen, um Speck zu holen, und er stand plötzlich neben mir. Nicht mehr im Jackett, sondern in einem engen schwarzen T-Shirt, und nicht mehr so verkrampft. Wir standen Schulter an Schulter, zwei ratlose Trottel, die man zum Einkaufen geschickt hat.
– Traditionell oder über Ahornholz geräuchert? fragte ich.
– Wir mögen’s zu Hause eher traditionell, sagte er.
– Geht uns genauso. Ich hab mal Schweine für Irland gekidnappt, hab ich dir das erzählt?
– Echt?
– Yeah. Ich und der Mann, der mein Todesurteil unterschrieben hat.
– Harte Zeiten.
– Guter Speck. Soll ich ihnen was ausrichten?
– Aye.
Ich beugte mich so tief zum Speck runter, dass ich dabei fast vornüber gefallen wäre, legte die Packung in meinen Korb und ging weiter. Er war dicht neben mir – mein Leibwächter. An der Kreuzung von zwei Gängen ging mir ein Licht auf.
– Du bist heute nicht allein.
Sie waren ein Pärchen, Zweitagebart, wie Brüder. Der Linke suchte das Shampoo, der Rechte las die Zutatenliste auf einer Erbsendose. Ich konnte mich nicht erinnern, sie schon mal gesehen zu haben, aber ich wusste genau, wer und was sie waren.
Er griff nach meinem Arm, ließ aber schnell wieder los, als ich stehenblieb.
– Warum sollte ich allein sein? fragte er.
– Ich hab gerade die Typen entdeckt, beim letzten Mal hab ich sie nicht gesehen.
– Sie waren aber da.
– Von mir aus.
Ich wusste, warum er sich dumm stellte. Er machte sich Gedanken wegen unseres letzten Treffens, er wusste nicht mehr genau, was er gesagt hatte. Die beiden Muskelmänner sollten mir signalisieren, dass das Treffen heute dienstlich war.
– Folgendes sollst du ihnen ausrichten, sagte er.
– Schieß los.
– Ein Richtungswechsel ist denkbar, wenn die entsprechenden Bedingungen erfüllt werden. Ist das zu lang?
– Nein.
– Schreib’s nicht auf.
– Keine Bange, sagte ich.
Ich würde es aufschreiben, wenn ich nach Hause kam. Ich kannte meine Grenzen.
– Aber ich will dir mal was flüstern: Die Sache gefällt mir nicht.
Ich hätte nicht erklären können, warum ich das gesagt hatte.
Sein Lächeln – schon ganz Politikerlächeln – war eine gelungene Mischung aus Selbstbewusstsein und Drohung.
Mir war klar, dass ich zu meiner Frau stehen musste. Ich sprach so laut, dass er zusammenfuhr.
– Du wirst uns verraten.
Sein Lächeln wurde gänzlich zur Drohung. Er wusste – lange vor mir –, dass ich nichts machen konnte.
– Wie geht’s denn deiner Tochter? fragte er. – Hast du sie in letzter Zeit mal gesehen?
Alles andere wurde unwichtig.
– Nein, sagte ich.
– Wiederhol mir die Nachricht noch mal.
Die Worte waren klar, wie
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