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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
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ist okay.
    Jetzt wollte ich reden. Aber es war noch zu früh.
    – Als du uns von den Morden erzählt hast und den Jobs ohne Wiederkehr, hast du geredet wie einer, der gelernt hat, auch mal seine Meinung zu ändern. Als ob wir schon wüssten, wie alles kommen würde, so dass es nichts Neues zu hören gab. Verstehst du?
    Ich nickte.
    – Es klang nicht mal bitter, sagte er.
    Meta Sterne hatte immer noch nichts notiert.
    – Bitterkeit kann gut sein, sagte er. – Wir erleben mit, wie den Mann diese Verbitterung packt. Es bleibt eine gute Story. Und die Frau kann ihm die Verbitterung weglutschen. Bitterkeit im ersten oder zweiten Akt ist voll in Ordnung.
    Er zuckte mit den Schultern.
    – Bitterkeit ist Leben, sagte er. – Kannst du mir glauben.
    Er zwang mich, die Grube zuzuschütten, die er gebuddelt hatte. Und ich war einverstanden. Ich, der Autor, war am Boden. Die Worte lagen mir auf der Zunge –
aber, dann, Bomben, Flinten, Kugeln –
ich wollte die Story retten. Aber ich sagte nichts.
    Er richtete sich rasch auf. Er schlug sich ans Bein.
    – Ein Film ist bei dem Alten immer noch drin, stimmt’s, Meta?
    – Aber ja.
    – Yeah. Und es wird kein Western sein, von denen hab ich die Nase voll. Es wird dieser sein.
    Ich versuchte, mich nicht mit ihm zusammen aufzusetzen.
    – Aber es muss folgendermaßen laufen, sagte er, während er sich wieder zurücksinken ließ. – Wir haben die Liebesgeschichte. Wir haben die Liebe und das Fahrrad. Mit Maureen, unbedingt, denn die kommt an die Pedale ran. Hast du Maureen schon gesehen?
    – Nein, sagte ich.
    Ich hatte Maureen O’Hara in Technicolor gesehen.
    – Kommt noch, sagte er. – Du musst Maureen kennenlernen. Henry Smart und Mary Kate. Das Buch könnten wir heute noch runterschreiben. Aber es ist nicht die ganze Geschichte, stimmt’s?
    Ich nickte.
    Ich hatte sie im
Black Swan
gesehen. Ich hatte im Dunkeln gesessen und mir Maureen O’Hara unter den Piraten angeguckt, beim Fechten, in dieser blutleeren Mantel-und-Degen-Geschichte. Die Zuschauer sollten sie für eine Engländerin halten, aber der Akzent schlug durch. Sie war ein üppiges, gut aussehendes Weibsbild aus Dublin, nicht mehr und nicht weniger.
    – Pass auf, sagte Ford. – Du bist jung, wenn du über Miss O’Shea sprichst. Und das will ich auch hören, wenn du über die IRA sprichst. Ehe du die bittere Wahrheit erfahren hast. Lass uns zu dem Punkt zurückgehen, zum Anfang. Damit Meta loslegen kann.
    Ich war bereit.
    – Es ist deine Geschichte, Henry, sagte er. – Aber wir müssen sehen, wie du die bittere Wahrheit erfährst. Ehe dir klar war, dass du daraus was lernen kannst. Fertig, Meta?
    – Ich bin hier, Pappy.
    – Alexander, sagte ich.
    – Wer ist das?
    – Ich hatte einen Bruder, der Alexander hieß.
    – Dachte, die hätten wir schon alle. Und die Schwestern auch. Meta?
    – Es sind eine ganze Menge ...
    – Er ist mir gerade erst eingefallen.
    – Na gut. Hast du ihn, Meta?
    – Ich hab ihn.
    – Alexander, sagte er. – Alexander der Große. Sollen wir warten, bis du den Namen in dein Buch geschrieben hast?
    – Nein. Merk ich mir schon.
    Und das glaubte ich sogar.
    – Okay, sagte er. – Wann war das erste Mal?
    – Das erste Mal wovon?
    – Das erste Mal, dass du eine Knarre in der Hand hattest?
    – Weiß ich nicht mehr.
    – Dann denk dir was aus, du Blödmann.
    Er erzählte es mir nicht. Niemand erzählte es mir. Aber ich las es in
Variety
. Er drehte wieder. Er habe die Nase voll von Western, hatte er zu mir gesagt. Gut und schön, aber jetzt machte er wieder einen. Seine Fotos hingen an einer anderen Wand in einem anderen Studio. Republic Studios – ausgerechnet.
    Bill, Fords Fahrer, kam mich holen. Und ich war bereit. Ich wusste, was ich wollte: etwas schwarz auf weiß, ein Drehbuch. Ich wollte eine Schreibmaschine sehen und hören.
    – Fertig, Mister Smart?
    Ich griff nach meinem Hut.
    – Kann losgehen, sagte ich.
    Wir fuhren weit raus, in eine unbekannte Gegend. Ich sah Möwen über uns. Bill parkte den Wagen. Ich fragte ihn nicht, wo wir waren. Ein hölzerner Steg ragte flach über dem Wasser, es roch nach verendeten Fischen und Öl. An dem Steg waren fünf, sechs Boote – Jachten – vertäut, und auf der größten, die am weitesten weg lag, tat sich was. Da bewegten sich Leute, fünf oder sechs, die ein Segel oder so was hissten. Und ein alter Mann in Weiß stand da und starrte mich an. Das Arschloch trug eine Admiralsuniform. Von wegen Rebell.
    Ich setzte mich in

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