Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
Vom Netzwerk:
Vortreppe vor seinem Büro im Studio. Es war der 19. April 1949. Ich konnte jeden Wochentag benennen, seit ich in der Wüste gewesen war. Ich hatte beschlossen, mich zu rasieren, ich wollte kein Tattergreis mehr sein. Ich hatte die alten Rebellen gesehen, ich erinnerte mich an sie. Das waren immer noch Rebellen, sie waren immer noch gefährlich. Ich hatte harte alte Männer gesehen, die zu zittrig waren, um noch einen Treffer zu landen – aber knüppelhart waren sie geblieben. Du hattest es, oder du hattest es nicht. Und ich sagte mir: Du hast es.
    Er hatte Mist gebaut.
    – Was bin ich? fragte ich Ford jetzt.
    – Wie?
    – Was bin ich?
    – Mein Job, sagte ich. Was bin ich?
    – Ein Autor, verdammt noch mal.
    – Bezahlen Sie mich.
    – Was? sagte er. – Bezahlt dich keiner?
    – Nein.
    Ich hatte immer wieder Geld in meinen Taschen gefunden, meist weil ich danach gesucht hatte. Aber niemand hatte mir welches in die Hand gedrückt.
    – Ist ja eine Schande, sagte Ford. – Meta?
    – Bezahlen Sie mich einfach, sagte ich.
    – Ja, klar. Wir setzen dich auf die Gehaltsliste. Geht in Ordnung. Aber was willst du mit dem Geld machen?
    Ich kaufte mir einen Anzug. Einen zweiten Hut. Einen Fedora, der nicht drückte. Stiefel.
    – Die da ...?
    Die Cowboystiefel hingen hinter dem Mann, mit dem ich gerade sprach.
    Er drehte sich um, tippte einen Stiefel an.
    – Die da?
    – Yeah.
    – Diese möchten Sie?
    – Nein.
    Es war dunkel im Laden, aber die Stiefel spiegelten.
    – Aus diesem Leder, sagte ich.
    – Das ist Alligatorleder, sagte er.
    – Bestens, sagte ich. – Schauen Sie mal.
    Er beugte sich über den Ladentisch und guckte meinen Stiefel an. Alt und zeitlos. Ein Stiefel.
    – Davon brauch ich ein Paar, sagte ich. – Aber aus Kroko.
    Ich deutete auf die Stiefel hinter ihm. Sie waren schwarz und braun und glänzten, als ob man sie den Viechern gerade erst abgezogen hätte.
    – Können Sie so was machen? fragte ich.
    – Nee. Ich verkauf sie bloß.
    – Wer macht sie?
    – Der Typ nebenan.
    – Der kann das?
    – Ich hab ihn nur diese eine Sorte machen sehen, sagte er. – Cowboystiefel. Das ist unser Geschäft.
    – Fragen Sie ihn, sagte ich.
    Er guckte mich an.
    – Na schön. Warten Sie.
    Ich hatte ihm etwas aufgetragen, und er hatte es gemacht. Ohne Geschimpfe, ohne Bestechung. Nur weil ich Henry Smart war. Charme und Drohung – beides beherrschte ich noch.
    Dann war er wieder da.
    – Geht nicht, sagte er.
    Zu schnell, zu bald.
    Ich hechtete über den Ladentisch – aber nur beinah. Meine Hand rutschte auf dem Lack aus, als ich mich hochhievte, und ich landete hart auf der Hüfte. Aber es tat mir nicht leid – ich gab keinen Laut von mir.
    – Verzeihung.
    Er ging mir aus dem Weg, presste sich an die Wand. Die baumelnden Stiefelabsätze stießen an seinen Schädel.
    – Gut gemacht.
    Ich ging an ihm vorbei durch die linke Tür. Dahinter roch es wie in einer parfümierten Metzgerei. Häute und Felle hingen von der Decke wie Tabakblätter, ganze Schwaden, die ins Schaukeln kamen, als ich unter ihnen vorbeiging. Ich hörte einen kleinen Hammer auf kleine Nägel klopfen – tapptapp. Ich hörte einen Mann pfeifen. Voller Wut. Es war der Schuster – das Wort war mir wieder eingefallen. Aber er machte keinen Stiefel. Er hatte einen Streifen dunkelbraunes Leder flach auf dem Tisch vor sich liegen, in das er Worte klopfte. Die Buchstaben hoben sich in hellerem Braun ab, und er war fast fertig. EINTRITT VERBO-
    – Für meinen Sohn, sagte er.
    – Ihren Sohn?
    – Genau.
    – Für seine Schlafzimmertür?
    – Nein. Für meine.
    Er hämmerte an dem T herum.
    – Platzt ständig bei seiner Stiefmutter und mir rein, sagte er. – Wenn das hier nicht hilft, geht sie.
    Jetzt war er fertig.
    – Er ist einunddreißig, sagte er. – Und wissen Sie, was ich fürchte?
    – Dass sie ihn mitnimmt.
    Sie sind ja ein ganz Schneller, sagte er. – Was kann ich für Sie tun?
    Ich zeigte ihm meinen Stiefel.
    – Der eine Fuß ist nicht aus Knochen, sagte er.
    – Stimmt. Können Sie mir ein Paar machen, aber aus Alligatorleder?
    – Ich könnte Ihnen aus Alligatorleder eine nagelneue Vorhaut machen. Beste Qualität.
    – Die Stiefel reichen mir.
    – Okay, sagte er. – Spannende Sache.
    – Zwei Stiefel, sagte ich.
    – Ist gut.
    – Wie lange wird’s dauern?
    – Zwei Tage.
    – Bestens, sagte ich. – Dann komm ich übermorgen wieder vorbei.
    – Nicht die nächsten zwei Tage. Ich mach gerade zwei Paar für Alan Ladd, Ihre

Weitere Kostenlose Bücher