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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
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Auf dem Deck stand eine Frau und sah direkt in die Sonne. Sie trug Cumann-na-mBan-Klamotten.
    – Das ist Maureen, sagte Ford.
    – Wozu hat sie das da an?
    – Was denn?
    Er sah über seine Schulter. – Das ist eins ihrer Kostüme. Sie probiert es an, um zu sehen, ob es passt.
    Er schaute zu ihr hin. – Schätze, es passt.
    Sie drehte sich leicht und sah ihn. Er winkte, sie winkte zurück. Ihr Lächeln war großartig.
    – Die hat kein Hungergebiss, sagte er.
    Und das stimmte. Sie glänzte stärker als der Lack. Der Wind hatte aufgefrischt, er hob ihr rotes Haar und legte es an der richtigen Stelle wieder ab.
    – Wo habt ihr die her? fragte ich.
    – Was?
    – Die Uniform.
    – Es ist ein Kostüm, sagte er. – Keine Ahnung. Fotos, Bilder. Ist doch okay, oder?
    – Yeah, sagte ich. – Sie stimmt genau.
    Die Frau in der Cumann-na-mBan-Uniform ging vorsichtig über das Deck und verschwand langsam. Sie stieg über ein paar Stufen, die ich nicht sehen konnte, in den Bauch der
Araner
. Dabei musste sie nach unten sehen.
    – Ist sie die Richtige? fragte Ford.
    – Sie ist umwerfend, sagte ich.
    – Sie ist deine Miss O’Shea, ja?
    – Nein, sagte ich. – Das ist sie nicht. Bis später.
    Sobald ich das Meer im Rücken hatte, tat mir die Seeluft gut. Es war immer noch heiß, aber der Wind kam von hinten und schob mich sanft vorwärts. Und auch meine Nase war zufrieden, es roch nach der Brühe, mit der ich aufgewachsen war.
    Jetzt hatte ich wieder festen Boden unter den Füßen, und mir war wohler.
    Aber nicht deshalb hatte ich den Segeltörn auf Fords Schiff ausgeschlagen.
    Ich hatte mich entschieden.
    – Ich geh zu Fuß, sagte ich zu Bill.
    – Es ist eine ganz schöne Strecke.
    – Weiß ich.
    Der Film würde gedreht werden, weil ich es so wollte. Es war meine Geschichte. Und ich ließ ihn wissen, dass auch er sich würde entscheiden müssen. Ich würde nichts schreiben. Wenn er den Film wollte, würde er mich holen müssen. Denn ich war mehr als der Autor. Ich war der Plot.
    Ich wusste, dass es nicht Bill war, noch ehe ich die Tür aufgemacht hatte.
    Ich hätte es wissen müssen – und wusste es auch.
    – Wo ist Ihre Uniform? fragte ich.
    Vor mir stand Maureen O’Hara. Und ich wunderte mich kein bisschen.
    – Kommen Sie rein.
    – Danke.
    Sie ging an mir vorbei. Drei große Schritte, und sie stand in der Zimmermitte. Sie sah sich nicht um, und sie wirkte nicht verlegen.
    – Er ist so ein Grobian, sagte sie.
    Das war fünf Tage, nachdem ich sie auf dem Boot gesehen hatte.
    – Ford? fragte ich.
    – Ja, sagte sie. – Mister Ford. Sie sah mir gerade ins Gesicht. Ohne zu lächeln.
    – Ich muss Sie warnen, sagte sie. – Wenn man Mister Ford abblitzen lässt, wird er zum Ungeheuer.
    – Na wenn schon.
    – Aber in einem hat er recht, sagte sie. – Sie sind ein echter Kerl. Auch noch in Ihrem Alter. Ein richtiger Dubliner Rotzlöffel.
    – Er hat Sie geschickt.
    – Nein.
    – Okay.
    – Ich hab mich selbst geschickt.
    – Meinetwegen. Und warum?
    – Weil ich Sie kennenlernen wollte.
    – Warum?
    – Weil ich Lust dazu hatte. Und ich hab gedacht, ich würde Sie auf der
Araner
sehen. Aus welcher Ecke von Dublin sind Sie?
    – Ich war überall, sagte ich. – Es ist lange her.
    Sie war großartig, hinreißend, mit Worten nur schwer zu beschreiben.
    – Und Sie?
    – Ranelagh. Ursprünglich.
    Ich nickte.
    – Sie erinnern sich dran?
    – Yeah, sagte ich. – Mehr oder weniger.
    Ich hatte mit meinem Vater zusammen Ranelagh durchquert, und später war ich im Einsatz kreuz und quer durch Ranelagh geradelt und geschlichen. Dort hatte es – hinter der grünen Ehrbarkeit versteckt – sichere Häuser gegeben. Ich hatte für meine Granny Bücher aus Villen in Ranelagh geklaut, wahrscheinlich auch welche aus dem Haus dieser Frau, geradewegs vom Nachttisch ihrer Mutter.
    – Wie ich dieses Boot hasse, sagte sie. – Ich bin überhaupt nicht seefest.
    – Ich hab Sie im
Black Swan
gesehen, sagte ich. – Da sind Sie aber doch wohl ganz gut zurechtgekommen.
    – Den haben sie komplett im Studio gedreht. Kein Meer weit und breit. Das Wasser im Becken ist nur zwei Fuß tief. Hat Ihnen der
Black Swan
gefallen?
    – Nein.
    – Warum nicht?
    Sie sah mich scharf an.
    – Sie waren gut drin, sagte ich.
    – Danke.
    Ihr Blick wurde etwas freundlicher.
    – Es stimmt, dass er seine Drehbücher gern auf der
Araner
schreibt, sagte sie. – Weitab von allem. Und er hatte wirklich an Ihrem Drehbuch arbeiten wollen. Und ...
    – Was?

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