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Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
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Dielenbretter, immer dicht an der Wand lang und ohne die Bilder zu beachten, die da hingen. Ich hörte mich nicht laufen. Bis ich zur Treppe kam. Mit meinen Füßen war alles in Ordnung, aber das echte Knie knackte bei jedem Schritt. Die Treppe war erstaunlich schmal, vielleicht war es der Dienstbotenaufgang. Oben war ein Balkon. Ich legte die Hände ums Geländer und sah auf den eichengetäfelten Raum herunter. Unten huschten Schritte über den Teppich. Ich trat zurück und zur Seite, in die Dunkelheit. Den größten Teil des Raums unter mir mit dem Mann, der da jetzt durchging, hatte ich immer noch im Blick. So wie er angezogen war und wie er lief, tippte ich auf einen Butler im Einsatz. Ich sah ihm nach, wie er durch einen Torbogen einen anderen Flügel des Schlosses betrat und wartete, bis der Raum wieder nur Leere atmete.
    Aber die Butlerfüße reagierten unerwartet. Ich hatte den Mann eine andere Treppe hochgehen hören, aber auf halber Höhe hatte er kehrtgemacht und kam jetzt auf mich zu. Zeit, in Deckung zu gehen. Ich verzog mich hinter eine Standuhr, eins meiner Ohren lag an dem Holz, das Pendel bewegte sich im Takt zu den Schritten des Butlers – Countdown zu meiner Entdeckung. Ich würde ihn nicht umbringen müssen, sagte ich mir, ich war in einem Hotel und nicht im Krieg. Jetzt stelzte er über die Dielenbretter, kam näher. Das Pendel wurde lauter. Ich spürte Schweiß auf Brust und Gesicht.
    Er ging nur eine Armlänge, einen Hieb von mir entfernt vorbei. Ich atmete nicht. Ein recht groß gewachsener Mann mit kerzengerader Haltung und Army-Vergangenheit, etwa so alt wie ich, aber beweglicher. Er hatte eine Flasche in der Hand, die hatte er nicht gehabt, als ich ihn unten durch das Zimmer hatte gehen sehen.
    Ich folgte der Flasche.
    Ford trank nie, wenn er arbeitete. Trotzdem ging ich hinter dem Butler her. Noch eine Treppe hoch, über einen schmalen Gang. Ich hörte ihn an eine Tür klopfen. Ich sah sie nicht, aber ich kannte mich aus, früher war ich in so was gut gewesen, war es noch. Dass es nicht Fords Tür war, erkannte ich schon an der Länge des Ganges. Hinter der Tür verbarg sich ein kleines Zimmer, in dem ein großer Mann wohnte. Das Pochen des Butlers auf Eichenholz sagte mir genug.
    – Herein!
    Es war Victor McLaglens Zimmer. Ich machte kehrt, ging über den Gang zurück und lauschte dabei an anderen Türen. Ein Kind röchelte, eine Frau seufzte. In den Räumen herrschte Leben, aber die besseren Zimmer waren hier nicht. Ich lief zurück bis zu der Uhr. Der Butler kam an mir vorbei und ging seine Geheimtreppe herunter. Ich blieb, wo ich war, bis ich ihn unten das Zimmer durchqueren sah.
    Von dem Balkon ging noch ein zweiter Gang ab. Massivere Türen, größere Zimmer, die Schlafgeräusche weiter von den Türen entfernt. Ich legte mein Ohr an eine Tür und hörte, wie eine Seite umgeblättert wurde. Da drin las jemand ein Buch. Aber das war das einzig Dramatische. Ich lauschte an einer Tür nach der anderen und traf meine Entscheidung.
    Das Zimmer war nicht abgeschlossen. Ich hielt die Tür in den Angeln fest, während ich sie aufstieß.
    Ein großer Raum, aber nicht zum Schlafen. Zwei Fenster mit zugezogenen Vorhängen. Bilder von Rennpferden an den Wänden. Niedrige Tische, zwei schöne Sofas, ein Kamin, kein Feuer. Und links von mir eine steile Treppe zum Schlafzimmer.
    Ich schloss zu, ganz langsam, hörte und spürte, wie die alte Falle einschnappte, zog den Schlüssel ab und steckte ihn in eine meiner Taschen.
    Ich sah auf den Boden. Ein dicker Teppich, eigens für mich hingelegt. Fünf große Schritte nach oben ins Schlafzimmer. Es hatte keine Tür. Ich sah das Bett, ein veritables Himmelbett, und auf dem Bett einen alten grauen Bauern.
    Jetzt stand ich im Zimmer. Auch hier ein schöner Teppich. Ich trat ans Bett.
    Die Vorhänge waren zugezogen, aber es war Sommer in Irland, die Nacht war aus Silber. Ich hatte damit gerechnet, dass er mich erwarten würde. Als er über den Rasen und das Wasser gestarrt hatte – da musste er mich gesehen haben. Aber er schlief. Die dunkle Brille lag auf dem Tisch am Bett. Ich klappte sie zusammen – sie quietschte – und steckte sie zu dem Schlüssel in die Tasche.
    Er lag auf dem Rücken, der Kopf war zwischen zwei Kissen gerutscht. Die Bettdecke hatte er mit den Füßen weggestoßen. Er trug – ich beugte mich vor und fasste hin – einen seidenen Schlafanzug.
    Ich blieb kerzengerade neben ihm stehen. Überlegte, ob ich das Bein abschnallen und

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